Hilpoltstein
Verzicht hilft bei bewusstem Leben

Schwester Gerda Friedel fastet mit 15 Mitarbeitern von Regens Wagner – Konzentration auf das Wesentliche

26.02.2013 | Stand 03.12.2020, 0:27 Uhr

Start in ein siebentägiges Fasten: Liebevoll verpackt sind die Ingwerkekse, mit denen Schwester Gerda und Schwester Ruth (rechts) von Regens Wagner Zell mit Pfarrer und Heilpraktiker Alfred Grimm in eine Zeit körperlichen Verzichts aber bewussten Lebens starten - Foto: Bader

Hilpoltstein (HK) „Fasten ist die Hinwendung zu Gott, ist eine Zeit der Meditation“, sagt Schwester Gerda Friedel von Regens Wagner Zell. Für sie und rund 15 ihrer Mitarbeiter beginnt am Donnerstag eine siebentägige Fastenzeit nach Hildegard von Bingen.

Das Fasten setzt sich für Schwester Gerda aus zwei Komponenten zusammen: dem rein körperlichen Verzicht und der verstärkten Begegnung mit Gott und den Mitmenschen. „Auf der einen Seite ist es also ein einfaches Essen, kein Fernsehen und kein Alkohol“, sagt sie. „Auf der anderen Seite ist es für mich der ganz bewusste Umgang mit Lob und Kritik, die Zeit zum Nachdenken und das Erfahren und Aushalten der Stille bei der Meditation.“

Schon zum dritten Mal setzt sie gemeinsam mit Schwester Ruth auf das Heilfasten nach Hildegard von Bingen. Die Mahlzeiten sind dabei eher karg: Morgens gibt es Tee oder Dinkelkaffee, mittags eine Gemüsesuppe und abends eine Dinkelbrühe. Kein Problem für Schwester Ruth: „Natürlich wäre es schwierig, wenn andere mit am Tisch sitzen und ein reichhaltiges Essen vor sich haben würden – so aber hat jeder von uns einfach nur einen Teller Suppe.“ Und alle nehmen ihr Mahl schweigend ein. „Es ist damit kein Schlingen, sondern ein sehr ruhiges, ein sehr bewusstes Essen“, so Schwester Ruth.

„Beim Einnehmen des einfachen Essens beschäftigt man sich dann auch mit der Frage, was man wirklich zum Leben braucht, wo man auch mit weniger auskommen kann“, so Schwester Gerda. „Und damit ist es auch kein schwerer Verzicht und keine Selbstquälerei, sondern einfach die Besinnung auf das Wesentliche.“

Unterstützt werden Schwester Gerda, Schwester Ruth und 15 weitere Fastenwillige der Zeller Einrichtung von Pfarrer Alfred Grimm vom Behindertenpastoral der Diözese , der der Gruppe nicht nur Impulse zum Nachdenken gibt, sondern sie als Heilpraktiker auch aus gesundheitlicher Sicht begleitet. Grimm schwört auf die entschlackende Wirkung des Heilfastens. Trotzdem verschweigt er auch die Nebenwirkungen nicht: „In den ersten Tagen haben viele Teilnehmer leichte Kopfschmerzen, man friert eher und man braucht deshalb einfach mehr Bewegung.“ Doch auch der Kreislauf wird heruntergefahren. „Es kommt einfach eine zunehmende Müdigkeit und man muss sich mehr aufraffen, etwas zu tun“, sagt Schwester Ruth.

Auch wenn es nicht das primäre Ziel ist, „nehmen einige Mitarbeiter während des Fastens zwei oder drei Kilo ab“, sagt Schwester Gerda. Doch wer immer dieses Ziel hat, sollte sich laut Pfarrer Grimm nicht nur auf die wenigen Fastentage verlassen, „sondern er sollte bewusst seinen Ernährungsplan umstellen“.

Am morgigen Donnerstag geht es los. Dann gibt es an den ersten beiden Tagen morgens so genannte Ausleitkekse aus Ingwer. „Die fördern einfach die Entschlackung“, sagt Grimm. In den folgenden Tagen schließen sich dann die einfachen Mahlzeiten an.

Und Schwester Ruth schwärmt schon jetzt vom Fastenbrechen am 7. März. „Da gibt es dann einen leckeren Bratapfel – das ist jedes Mal einfach herrlich.“