Ingolstadt
Versumpft im Bermuda-Dreieck

11.04.2016 | Stand 02.12.2020, 19:58 Uhr

Ingolstadt (sic) Bermuda-Dreieck: Jüngeren muss man diesen Begriff heute erklären. Belletristische und populärwissenschaftliche Publikationen aus den USA verbreiteten in den 1970er- und 1980er-Jahren in aller Welt unheimliche Berichte über Flugzeuge und Schiffe, die massenweise auf mysteriöse Weise im Dreieck zwischen den Bermuda-Inseln, Florida und Puerto Rico verschwanden.

Die schaurige Häufung von Unglücken lässt sich statistisch zwar nicht belegen, wie man heute weiß, aber das Bermuda-Dreieck wurde zur festen Wendung für eine Sphäre der Verschollenen.

Als in den 1980er-Jahren rund um das Ingolstädter Kreuztor eine neue, sehr lebendige Wirtshausszene entstand, die vor allem jungen Schanzern unvergessliche Abende und Nächte bescherte (sofern sie sich später daran erinnern konnten), bekam die feucht-fröhliche Zone zwischen Mo, Englwirt und Glockn schnell einen passenden Spitznamen: das Bermuda-Dreieck. Wo man zwar nicht verschwindet, aber gern mal versumpft. 1985 schafft es der Begriff das erste Mal in den Lokalteil des DK.

1986 ging es dann rund ums Kreuztor richtig los: Sigi Häusler eröffnete sein Sigi's (das er 2015 verkauft hat), Evi Lachner übernahm den Englwirt, der unter Jugendlichen rasch zum Kultlokal reifte, und ebenfalls 1986 machte auch die Glockn auf. Schon länger gab es hier das Gourmet und das Mo, das von einem Wirtshaus mit Künstlertouch (es hieß erst Montmartre, nach dem Pariser Künstlerviertel, daher die Abkürzung) zum Schülertreff avancierte. Gegenüber ging es in der Bar 16 und der Bar Centrale rund (sie zog in den 90ern an die Donaustraße), gleich um die Ecke, dröhnte die Disco Wonderland. Fürwahr - in diesem Viertel konnte man vortrefflich versumpfen!

Das Schlüsseljahr 1986 hat die heutigen Wirte auf die Idee gebracht, das Jubiläum "30 Jahre Bermuda-Dreieck" mit einem kleinen Open Air vor dem Kreuztor zu begehen. Auf Anregung des Kulturamts wird diese Feier am 3. Juni Teil des Zam-Fests im Rahmen des städtischen Festreigens zum Reinheitsgebot. Die Wirte von Mo, Glockn, Englwirt, Diagonal, Touch Down und der Bar Due vertiefen ihre Kooperation. Sie haben jetzt eine Arbeitsgemeinschaft gebildet, die "ArGe Bermudadreieck 1516" (das Verkündungsjahr des Gebots) und ein passendes Logo entwickelt (siehe links). "Das Bermuda-Dreieck ist eine Marke, die wir noch stärker spielen wollen", sagt Sascha Lachner vom Englwirt. Auf dass man diesen doch eher ungewöhnlichen Begriff bald niemandem mehr erklären muss.