Pfaffenhofen
Verkehrskonzept auf dem Hauptplatz: Risiko oder Chance?

03.11.2017 | Stand 02.12.2020, 17:16 Uhr
Verena Gschwendtner −Foto: Brenner

Pfaffenhofen (PK) Der Pfaffenhofener Hauptplatz soll für den Durchgangsverkehr gesperrt werden, außerdem fallen nach dem Wunsch der Planer nach und nach Stellplätze weg, sobald in Parkhäusern neue entstanden sind. Wir wollten von den Geschäftsleuten wissen, was sie davon halten. Die Reaktionen sind gemischt.

 

Hans Bergmeister, Geschäftsführer der Bäckerei Bergmeister

„Obwohl ich überzeugt bin, dass das Verkehrskonzept durchaus seine Macken aufweist, ist der Ansatz im Kern so schlecht nicht. Offen gestanden haben sich städtebauliche Planungen und Veränderungen in der Vergangenheit oft positiver entwickelt als ich es mir gedacht habe oder vorstellen konnte. Noch zu diskutierende Details sind zum Beispiel die Ausdehnung der Fußgängerzone sowie die hohe Anzahl der Stellplätze, die gestrichen werden sollen. Hier ist noch Anpassungsbedarf. Ich denke, unter Berücksichtigung der Kompensation in der Tiefgarage sollten nicht mehr als zehn bis 15 Stellplätze gestrichen werden. Denn laut dem Gutachten zum Parkverhalten wird jeder Hauptplatzstellplatz bis zu dreimal pro Stunde belegt, während ein Tiefgaragenstellplatz durchschnittlich zwei bis drei Stunden lang belegt wird. Das bedeutet, dass der Kundendurchsatz direkt am Hauptplatz ungleich höher ist und daher mit einem entsprechenden Faktor kompensiert werden muss.“
 

Alexander Urban, Geschäftsführer des Modehauses Urban

“„Die Pläne sind sowohl Risiko als auch eine Chance für die Pfaffenhofener Geschäftswelt. Wir haben selbst einige Kundenparkplätze, auf denen wir immer wieder gegen einige Dauerparker angehen. Doch selbst wenn man die abzieht, bräuchten wir eigentlich mehr Stellplätze für unsere Kunden. Deshalb ist es sehr gut, dass nun Parkhäuser gebaut werden sollen. Das steht ja schon lange in der Diskussion und wurde leider nie verwirklicht. Dass sie günstiger werden sollen als die Hauptplatz-Parkplätze ist auch sinnvoll, denn so werden sie attraktiver. Ich frage mich allerdings, wie sich die vielen Sackgassen, die wegen der Sperrung des Hauptplatzes entstehen, auf den Verkehr auswirken werden. Dort werden weiter Lkw Waren anliefern und müssen womöglich rückwärts rausfahren, Leute werden wenden wollen. Generell wird der Verkehr sich auf andere Ecken verlagern. Es wird spannend, wie sich das alles auf die Stadt auswirkt. Von mehr Fußgängern würden wir natürlich profitieren.“
 

 

Georg Schultes, Geschäftsführer der Apotheke St. Johannes und Inhaber des Ärztehauses:

„Den Durchgangsverkehr schon im kommenden Jahr zu sperren, das ist mir zu radikal und geht mir viel zu schnell. Ich glaube, Pfaffenhofen ist in den nächsten Jahren noch nicht bereit für eine Fußgängerzone, bei uns gibt es nicht das große Shopping-Erlebnis wie in München. Wir müssen auch an den Gesundheitsbereich denken: Viele unserer Stammkunden sind gehschwach und lassen sich deshalb vor die Tür fahren. Für sie dauert ein dreiminütiger Weg vom Parkhaus dann deutlich länger. Wir müssen als Einzelhandel dem Online-Handel Paroli bieten. Und nicht jeden Tag scheint die Sonne. Wenn es im Winter matschig und kalt ist, wer kommt dann für die schnelle Besorgung in die Stadt, wenn er erst vom Parkhaus reinlaufen muss? Bürgermeister Herker hat die Semmeltaste als Beruhigungspille bezeichnet. Ich brauche keine Beruhigungspille. Ich brauche Entscheidungsträger, die das richtige Augenmaß finden.“
 

 

Stephanie Menhorn, Geschäftsführerin der City-Parfümerie

„Ich halte wenig von dem Konzept. Wir sind keine Großstadt, der Pfaffenhofener kommt nicht zum Bummeln in die Stadt. Der Kunde will auch nicht laufen, er sucht sich Parkplätze direkt vor den Geschäften. Wenn die Pfaffenhofener künftig zwei Minuten von einem Parkhaus auf den Hauptplatz laufen müssen, ist das schon zu viel. Viele werden nach Ingolstadt fahren oder gleich im Internet bestellen. Es ist in Ordnung, wenn die Parkplätze direkt am Hauptplatz teurer werden und die Semmeltaste wegfällt, aber die Plätze sollen bleiben. Ich frage mich auch, wie wir künftig einmal pro Woche unseren Pappmüll loswerden sollen, wenn wir nicht mehr vor das Geschäft fahren können. Da muss die Stadt sich etwas einfallen lassen. Ich sehe es auch kritisch, wenn meine Mitarbeiterinnen nicht mehr direkt in der Stadt parken können. Sie gehen im Dunkeln nach der Arbeit sehr ungern allein zum Volksfestplatz oder zur Hirschberger Wiese. Diese Strecke sollte besser beleuchtet werden.“
 

Thomas Niesel, Urologe

„Was bei der Planung keine Rolle spielt, sind die alten Leute. Nicht alle meine Patienten haben einen Behindertenausweis oder werden mit dem Rettungswagen vor die Tür gefahren. Manche kommen frisch von einer Operation mit dem Taxi, die wollen ganz sicher nicht vom Parkhaus laufen. In meiner Nachbarschaft gibt es einen Orthopäden und einen Hausarzt. Wollen deren Patienten mit einer Lungenentzündung über den Hauptplatz laufen oder mit einem Kreuzbandriss? Ich frage mich auch, wie der Verkehr in der Schulstraße künftig aussehen wird. Werden Eltern dort überhaupt noch ausparken können? Lieber sollte die Stadt zunächst dort den Verkehr beruhigen und dann erst darüber nachdenken, den Hauptplatz für den Durchgangsverkehr zu sperren. Auf jeden Fall muss die Stadt in ein gutes Parkleitsystem investieren. Für die Autofahrer sollte ersichtlich sein, ob es sich lohnt, auf dem Hauptplatz einen Parkplatz zu suchen.

 

Verena Gschwendtner, Geschäftsführerin der Gastwirtschaft Pfaffelbräu

„Wenn der Hauptplatz komplett für den Durchgangsverkehr gesperrt wird, ist das der Tod der Innenstadt. Auch wenn Parkhäuser entstehen. Wir haben viele ältere Kunden, die sehr froh um die Parkplätze vor der Tür sind. Wir profitieren sogar vom Durchgangsverkehr. Wenn beispielsweise Stau auf der Autobahn ist, essen Reisende auf ihrem Umweg über den Hauptplatz oft bei uns. Natürlich gibt es hier schon ein Problem mit dem Verkehr. Mich stört es auch, dass hier viele so durchheizen, deshalb sollte man definitiv den Verkehr beruhigen – etwa mit Hindernissen, die die Autofahrer wirklich dazu zwingen, langsamer zu fahren. Sonst hält sich keiner daran. Wenn Veranstaltungen wie der Kultursommer auf dem Hauptplatz stattfinden – von denen wir ja auch profitieren – dann kann man ihn jedes Mal gezielt sperren. Es ist nicht nötig, den Hauptplatz immer zu sperren und ganz sicher nicht, die Stellplätze zu streichen.“