Dötting
Verhülltes Gesamtkunstwerk

Pfarrei Pförring lässt die Dreifaltigkeitskirche im Ortsteil Dötting außen sanieren

31.07.2020 | Stand 23.09.2023, 13:16 Uhr
Den Baufortschritt am Dachstuhl der Döttinger Kirche erläuterte Architekt Josef Schönberger (Mitte) Pfarrer Michael Saller (3. von rechts) und der Kirchenverwaltung. −Foto: Kügel

Pförring/Dötting - Die Außensanierung der Dreifaltigkeitskirche auf dem Spitzlberg über Dötting schreitet voran. Im November sollen die Arbeiten abgeschlossen werden. Wenn das barocke Gesamtkunstwerk - zumindest außen - wieder im alten Glanz erstrahlt, dann soll auch die 300. Wiederkehr der Kirchweihe nachgefeiert werden.

Am 4. Mai hat die Außensanierung der Filialkiche in Dötting mit der Trockenlegung der Fundamente begonnen. Dass hier Handlungsbedarf bestand, konnte man schon einige Zeit an den Spuren ablesen, die aufsteigende Feuchtigkeit an den Mauern hinterlassen hat. Und auch die Schäden am Dachstuhl waren bereits bekannt und an einigen Senkungen am First erkennbar. Dass Dötting dennoch erst heuer an die Reihe kam, liegt laut Pfarrer Michael Saller daran, dass zuerst das Pfarrheim saniert werden musste: "Das war mir für die Pfarrei Pförring wichtiger, weil die Sperrung des Pfarrsaals drohte." Und das Bistum Regensburg fördere nun mal keine zwei Projekte gleichzeitig in einer Pfarrei.

Die Döttinger Kirche war schon mal gesperrt. Wegen Baufälligkeit durften ab 1976 keine Gottesdienste mehr gehalten werden. Der damalige Pfarrer Alfons Rösl, in Pförring als tatkräftiger Bauherr und Spendensammler in Erinnerung, ließ das Bauwerk dann in den Jahren 1978/79 innen und außen sanieren und rettete damit eine Kirche vor dem Verfall. Diese hat der Pfarrvikar und Dozent für Kirchen- und Kunstgeschichte, Wolfgang Vogl, in seinem Buch über die Kunstgeschichte des Marktes Pförring als "barockes Gesamtkunstwerk" geadelt.

Stolze 360000 Mark kostete die Rettungsaktion vor 40 Jahren, bei der auch das Dach neu eingedeckt wurde. Ob man damals die statischen Probleme am Dachstuhl nicht erkannt hat, oder aus Kostengründen darüber hinwegsah, ist nicht bekannt. Diesesmal führte jedenfalls kein Weg an einem Austausch der maroden Teile des Dachstuhls vorbei, der wohl noch aus der Bauzeit stammt. Wo die Schäden nicht schon mit bloßem Auge zu erkennen sind, dort bringen Bohrproben ans Licht, was die aus dem Mauerwerk vor allem aufsteigende Feuchtigkeit über die Jahrhunderte an den Balkenköpfen angerichtet hat. Allein die Zimmer-, Dachdecker- und Spenglerarbeiten kosten rund 200000 Euro. Mit weiteren 200000 Euro schlagen die Baumeisterarbeiten zu Buche, weil ein bei der letzten Sanierung aufgebrachter Zementputz abgefräst werden muss. "Das war gut gemeint. Heute weiß man aber, dass er die Feuchtigkeit nicht diffundieren lässt", so Schönberger. Zusammen mit den Kosten für die Instandsetzung von Fenstern und Türen sowie das Gerüst, Architekt und Statiker wird die Außensanierung rund 650000 Euro verschlingen. 40 Prozent Zuschuss gibt es dazu von der Diözese Regensburg.

Obwohl auch an den Innenwänden deutliche Feuchtigkeitsspuren zu erkennen sind, gibt es für die Sanierung noch keinen Zeitplan. "Aktuell läuft die Sanierung der Unterdollinger Kirche, und dann kommt die Oberdollinger Pfarrkirche dran", bittet Pfarrer Saller um Verständnis, der auch für die Pfarreien Oberdolling und Lobsing zuständig ist. Und außerdem müsse erst abgewartet werden, wie sich die Corona-Krise auf den Haushalt und damit die Zuschusshöhe des Bistums auswirkt.

Da im Kirchenschiff bereits ein Flachgerüst steht, von dem aus die wertvolle Stuckdecke für den Austausch von morschen Deckenbalken abgestützt wird, soll es hier eine kleine Ausnahme geben. Wenn der für das Dekanat Pförring zuständige Diözesanarchitekt Günther Augsburger zustimmt, dann sollen für rund 12000 Euro Stuckschäden behoben werden.

"Die Zimmerei arbeitet fachlich hochwertig, liegt aber zwei Wochen hinter dem Zeitplan", sagte Architekt Josef Schönberger beim Ortstermin mit der Kirchenverwaltung. Bevor der Frost kommt, wird aber nicht nur das Dach, sondern auch die Fassade fertig sein. Dann wird Pfarrer Michael mSaller in Dötting auch wieder jeden zweiten Montag einen Gottesdienst feiern. Ein vorgezogenes Weihnachtsgeschenk nicht nur für die Döttinger Kirchgänger, sondern auch für den Geistlichen selbst, der sich schon auf den Döttinger Kirchenchor freut.

DK

Wer mehr Informationen zur die Filialkirche St. Jakobus sucht, wie das Gotteshaus seit der Weihe am 22. Juli 1719 offiziell heißt, der findet sie in dem 2019 erschienen Buch von Wolfgang Vogl "Kunstgeschichte des Marktes Pförring", das im Rathaus und in der Postagentur in Pförring zum Preis von 19,90 Euro erhältlich ist.

Sebastian Kügel