Verhärtete Fronten

16.04.2010 | Stand 03.12.2020, 4:06 Uhr

Ingolstadt/Wettstetten (DK) Vehement kämpfen seit einem knappen Jahr Bürger in Wettstetten für den kompletten Bau der Nordumgehung Gaimersheim, über die am 21. April im Rahmen der DK-Quartalsabrechnung im Altstadttheater diskutiert wird. Die Fronten scheinen verhärtet zu sein.

"Wir wollen nicht nur Worte hören, sondern jetzt auch Taten sehen", forderte Reinhold Zerhau, einer der Sprecher der Wettstettener Bürgerinitiative "Pro Nordumgehung Gaimersheim", in einer ersten Reaktion auf die Stellungnahme von Oberbürgermeister Alfred Lehmann in der jüngsten Stadtratssitzung.

Das klare Votum des Ingolstädter OB, die Umgehungsstraße zu vollenden, stellt Zerhau nicht zufrieden. Ganz im Gegenteil. Wenn der pensionierte Arzt über die "Taktiererei" der Stadtspitze schimpft, bricht bei ihm immer wieder die blanke Wut durch. "Die Stadt bringt ständig neue Argumente vor, um Zeit zu gewinnen und den Bau hinauszuzögern", klagt Zerhau.

Rückblende: Seit einem knappen Jahr machen hauptsächlich Bürger in Wettstetten mobil, denn sie befürchten, dass die Staatsstraße 2335 vor ihrer Haustür zu einem Autobahnzubringer umgewandelt werden könnte. In zahlreichen Versammlungen sowie auf einem großen Transparent an der Staatsstraße machten die Wettstettener ihrem Ärger Luft. Besonders im Visier der Bürgerinitiative ist Ingolstadts Kämmerer Albert Wittmann, der in Etting lebt und den Sinn des letzten, östlichen Teilabschnitts der Nordumgehung öffentlich immer wieder infrage stellt.

Die Vorwürfe, der Bürgermeister vertrete Eigeninteressen, dürften allerdings weit hergeholt sein: Ein immer wieder angesprochenes Ackergrundstück der Familie Wittmann (Flurnummer 775) liegt nach offiziellen Angaben, die der DK recherchierte, 250 Meter südlich der geplanten Trasse und wird für die Vollendung der Nordumgehung nicht benötigt. Daher taucht der Name Wittmann auch nicht im Grunderwerbsverzeichnis der Straßenbauer auf.

"Wir haben immer wieder sauber und ehrlich unseren Standpunkt dargestellt", meint Reinhold Zerhau trotz der polemisch geführten Diskussionen. Insgesamt 3000 Menschen, behauptet der BI-Sprecher, stünden für den Weiterbau der Nordumgehung. Einen Teilsieg hätten die Wettstettener auch erreicht, als ihre Petition vom zuständigen Landtagsausschuss angenommen worden sei. Zudem stünden Politiker wie Eichstätts Landrat Anton Knapp oder der Staatskanzleichef Siegfried Schneider (beide CSU) hinter der Bürgerinitiative und ihrem Anliegen. "Wir werden weiter kämpfen, bis die Nordumgehung fertig gestellt ist", kündigt Reinhold Zerhau an. Wie zu hören ist, wird in Wettstetten zum Beispiel über eine Klage gegen die Teilöffnung der Nordumgehung diskutiert.

Als Sprecher der Bürgerinitiative interessiert Zerhau die Südumgehung Gaimersheim "gar nicht". Dennoch räumt er ein, dass auch für die Bewohner im Nordwesten Ingolstadts eine Entlastung geschaffen werden muss. Immerhin heißt es in der Planfeststellung für die Nordumgehung deutlich, dass beide Umgehungsstraßen "als Bestandteile eines einheitlichen Verkehrskonzeptes erforderlich" seien.

Die Schwierigkeiten schiebt Reinhold Zerhau allerdings nicht allein der aktuellen Ingolstädter Politik in die Schuhe. "Wir wollen nicht alles verteufeln", hebt der Wettstettener hervor. "Aber wir haben einen Beschluss." Wenn der nicht umgesetzt werde, so Zerhau, "ist es doch klar, dass den Bürgern der Kragen platzt."