Kleinhöbing
Vergangenheit und Zukunft nur wenige Meter getrennt

Archäologen sind der Geschichte Kleinhöbings auf der Spur Bauarbeiten laufen parallel

05.10.2016 | Stand 02.12.2020, 19:13 Uhr

Die einen fräsen den Asphalt ab, die anderen untersuchen alte Mauern: Archäologen und Baufirma arbeiten derzeit an der Einmündung bei Kleinhöbing nebeneinander. - Foto: Karch

Kleinhöbing (al) Friedliche Koexistenz: Archäologen und Baumaschinen bearbeiten zurzeit nebeneinander den Boden bei Kleinhöbing. Nachdem die Arbeiten für die Umgestaltung der Y-Abzweigung in den vergangenen Wochen immer wieder aufs Neue angekündigt worden waren, wurden sie am gestrigen Mittwoch nun tatsächlich gestartet.

Als Erstes hat die Baufirma damit begonnen, den alten Asphalt im Bereich der Kreisstraße in Richtung Schutzendorf abzufräsen. Die wird während der Bauarbeiten in den kommenden Wochen komplett gesperrt werden.

Während im Hintergrund die Fräsmaschine dröhnt, arbeiten im Vordergrund die Archäologen konzentriert weiter. Die haben bereits vor einigen Wochen mit der Untersuchung, der Bergung und Dokumentation von Funden im Bereich der künftigen Straßentrasse begonnen. Dass in diesem Bereich Funde zu erwarten sind, war den Verantwortlichen klar, schließlich ist dieser Talraum schon seit Jahrtausenden besiedelt. Das hat sich bei allen Bauarbeiten in der Vergangenheit gezeigt, ob beim Bau der Fernwasserleitung, der ICE-Trasse oder erst kürzlich beim Verlegen der neuen Wasserleitung durch den Zweckverband der Jura-Schwarzach-Thalach-Gruppe. Die Fülle der Funde von der Eisenzeit bis zum Mittelalter hat jedoch auch die Fachleute überrascht. Während die Arbeiten an einer Stelle bereits dem Ende zugehen, warten im Bereich der ehemaligen Verkehrsinsel, auf der das Flurbereinigungsdenkmal gestanden hat, eine Reihe dicker Mauern auf die Archäologen. Sie müssen zum Teil noch weiter freigelegt, dann auf jeden Fall mit Fotos und Handzeichnungen dokumentiert werden.

Aus welcher Zeit das Gebäude stammt, das hier einst stand, ist derzeit noch nicht klar. Es sei, so haben die Dorfbewohner den Archäologen erzählt. Ende der 1950er Jahre im Zuge des Baus der Staatsstraße abgerissen worden. Vermutet wird nun, dass es sich um ein Gebäude handelt, das zum Kloster gehörte, das hier einst stand. 1130 hat der Ortsadelige Karl von Höbing dem Kloster Berchtesgaden in Höbing Besitz geschenkt. Das hat daraufhin hier eine Probstei errichtet.

Bis zur Säkularisation war Kleinhöbing ein rein katholischer Ort. 1832 haben sich die Kirchenstiftungen Klein- und Großhöbing zusammengeschlossen. Der Unterhalt der Filialkirche St. Peter und Paul wurde der Stiftung schließlich zu teuer, weshalb sie 1925 an den Heißenhof veräußert wurde mit der Auflage, Chor und Dachreiter abzureißen. Bis 1411 stand hier auch eine klösterliche Außenstelle des Klosters Berchtesgaden.

Welche Funktion das Gebäude, dessen Mauerreste jetzt entdeckt wurden, hatte, und aus welcher Zeit es stammte, wollen die Archäologen gerne noch herausfinden. Im Moment sind die Befunde noch nicht eindeutig, gab es in diesem Bereich doch immer wieder Eingriffe in den Boden.

Unabhängig von den Arbeiten der Archäologen sollen die der Baufirma aber weitergehen, schließlich soll die Einmündung mit Linksabbiegespur, Busbuchten und neuem Gehweg trotz der Verzögerungen heuer noch fertig werden.