Hilpoltstein
Mit dem Blick von außen

Jörg Ruckriegel, der neue Tourismus- und Kulturchef des Landkreises Roth, kommt vom Alpenverein

05.10.2016 | Stand 02.12.2020, 19:13 Uhr

Jörg Ruckriegel leitet seit 1. August das Amt für Kultur und Tourismus im Rother Landratsamt. - Foto: Messingschlager

Hilpoltstein (HK) Das Amt für Kultur und Tourismus des Landkreises Roth hat wieder einen Chef - und das schon seit zwei Monaten. Denn ohne großes Aufheben hat Jörg Ruckriegel bereits am 1. August die Nachfolge von Thomas Gruber übernommen, der nun dem Zweckverband Rothsee vorsteht.

Es sei angenehm gewesen, anzufangen, ohne gleich im Fokus zu stehen, sagt Ruckriegel im Gespräch mit unserer Zeitung. So habe er sich einen Überblick verschaffen können und werde nun Schritt für Schritt in der Öffentlichkeit präsenter.

Mit Ruckriegel hat sich der Landkreis einen Mann aus München geholt, denn der 45-Jährige war bis vor kurzem der Ressortleiter für Natur und Umweltschutz beim Deutschen Alpenverein. Ein Oberbayer ist Ruckriegel aber mitnichten. In Nürnberg geboren und im Landkreis Roth ausgewachsen, ist er ein waschechter Franke. So echt, dass er es in den 17 Jahren in der Geschäftsstelle des DAV stets gependelt ist. Das sei nicht von vorneherein so geplant gewesen, sagt er.

Die Stelle sei nämlich zunächst befristet gewesen. Aber dann sei er nie so richtig heimisch in München geworden. "Ich habe mich da immer als Franke gefühlt." So sei er eben nur unter der Woche in München gewesen. "Es war mir auch klar, dass ich irgendwann früher oder später wieder hier bin." Als er dann die Stellenausschreibung des Landkreises gesehen hat, erregte sie sofort seine Aufmerksamkeit. "Das ist ein Thema, das mich interessiert", habe er gedacht.

Nun haben der Deutsche Alpenverein und ein Kultur- und Tourismusamt in der fränkischen Provinz auf den ersten Blick vielleicht nicht so viel gemein, dafür umso mehr Schnittmengen auf den zweiten Blick. War doch einer der Schwerpunkte von Ruckriegels Arbeit die Aktivitäten und den Sport in den Bergen umweltgerechter zu machen, beispielsweise durch Schulungen der Protagonisten und Multiplikatoren. "Es gab auch Projekte, die zu einhundert Prozent Tourismus waren, wie das ,Bergsteigerdorf'", sagt Ruckriegel. Dabei geht es darum, dass sich Dörfer komplett zum naturnahen Tourismus ohne Seilbahnen, Hotelkomplexe etc. verpflichten. In Deutschland fiel der Startschuss dazu im vergangenen Jahr in Ramsau, in Österreich gibt es bereits 20 solcher Dörfer.

Der zweite Schwerpunkt war die klassische Natur- und Umweltpolitik, Stellungnahmen abgeben, Positionen beziehen, an Genehmigungsverfahren teilhaben, sprich, die großen Themen. Aber auch Umweltbildung und Öffentlichkeitsarbeit waren einen Teil dieses Schwerpunktes, was wieder eine Parallele zur Landkreisarbeit ist.

Doch diese touristische Prägung durch seine frühere Tätigkeit führt laut Ruckriegel nicht dazu, dass er eine Reihenfolge bei den Themen hat: "Zumal die Übergänge zwischen Kultur und Tourismus ja fließend sind." Und es gebe da etliche regional sehr bedeutsame Veranstaltungen. "Das Landratsamt macht sehr viel Gutes." Da sehe er auch keinen Anlass, jetzt alles neu zu machen. Obwohl es natürlich in beiden Bereichen - Kultur wie Tourismus - gilt, das Bild hie und da ein bisschen zu schärfen und Akzente zu setzen.

Als Beispiel nennt er die Vielfalt an Broschüren. "Da hat sich sehr viel angesammelt im Lauf der Zeit." Ein Wechsel sei da immer ein guter Moment zu schauen, was man hat und was man braucht. "Es ist doch nicht schlecht, wenn da mal ein Blick von außen drauf fällt."

Mit dem Schwerpunkt des Tourismus im Landkreis wird sich Ruckriegel mit Background DAV nicht schwer tun, denn auch hie wie dort liegen Wandern, Mountainbike und klassisches Radfahren ganz weit vorne. Zudem ist Ruckriegel, was seine eigenen sportlichen Aktivitäten angeht, ein typisches Kind des Landkreises: Er fährt Rad und läuft regelmäßig, dazu kommt noch ein - landkreisfernes - Faible fürs Klettern. Beim Laufen und Radeln ist bisher noch nicht das Schwimmen dazugekommen. "Zum Triathlon hat es nicht gereicht, da fehlt mir die Zeit, auch wenn es reizt", sagt er. Denn als Zuschauer sei er schon lange dabei, da habe es noch keine Bühne und die extremen Menschenmassen am Solarer Berg gegeben.

In der letzten Oktoberwoche wird der neue Amtschef im Übrigen seinen ersten öffentlichkeitswirksamen Auftritt auf der Nürnberger Consumenta haben. "Es ist wichtig, sich vielfältig und attraktiv zu präsentieren", sagt er. Wobei er sich schon jetzt wünscht, dass es mehr Vernetzung über die Gemeinden hinweg geben sollte. "Denn der Landkreis ist weit mehr als die Summe seiner Gemeinden."

Vom Angebot des Landkreises habe er in den vergangenen Wochen mehr mitbekommen als in den 40 Jahren davor. "Aber es ist wohl typisch, dass man die Schönheit vor der Haustüre nicht wahrnimmt." Aber da sei es auch Aufgabe des Amtes, die Information nicht nur für Touristen zu machen, sondern auch die Naherholer beziehungsweise die Bürger im Landkreis zu erreichen.