Verfahren zur Petroplus-Pleite vor Abschluss

Insolvenzverwalter rechnet mit Rückzahlungen an die Gläubiger von bis zu 100 Prozent der Forderungen

11.02.2020 | Stand 23.09.2023, 10:33 Uhr
Die Insolvenz von Petroplus hat die Region Ingolstadt 2012 schockiert. Die Verfahren gehen nun auf die Zielgerade. −Foto: Rössle, Archiv

Ingolstadt/Kösching - Der Name Petroplus stand europaweit und vor allem in der Region Ingolstadt für die erdölverarbeitende Industrie.

Schnell war der Konzern mit Sitz im schweizerischen Zug zu einem der Branchenriesen geworden. Doch zu Jahresbeginn 2012 musste Petroplus den bitteren Gang in die Insolvenz antreten. Heute, acht Jahre danach, steht das Verfahren kurz vor dem Abschluss, wie die Kanzlei des zuständigen Insolvenzverwalters Michael Jaffé aus München auf Anfrage unserer Zeitung mitteilt.

Und die abschießende Bilanz kann sich durchaus sehen lassen - vor allem aus Sicht der Gläubiger. Denn die Verfahren der drei deutschen Petroplus-Gesellschaften werden mit Befriedigungsquoten zwischen 90 und 100 Prozent enden, wie es in der Mitteilung weiter heißt. Nach Angaben der Kanzlei liege die durchschnittliche Quote bei Insolvenzen in der Bundesrepublik bei maximal 5 Prozent. In nächster Zeit stehen nun die Schlussverteilungen an.

Für die Region besonders von Interesse ist der Stand des Verfahrens um die einstige Petroplus Raffinerie Ingolstadt GmbH, heute ein Teil der Gunvor-Gruppe, die auf Zypern gemeldet ist und in Amsterdam, Genf sowie Singapur sitzt. Hier wird es voraussichtlich im März wieder eine Ausschüttung an die gut 740 Gläubiger geben. Es handelt sich laut Insolvenzverwalter vornehmlich um aktuelle und auch frühere Mitarbeiter der Raffinerie. Rund 56 Millionen Euro werden hier am Ende verteilt sein. "Damit werden alle Insolvenzforderungen in voller Höhe erfüllt", heißt es weiter. Mehr noch: Die Gläubiger in Kösching bekommen sogar Zinsen auf ihre Forderungen.

Der für die Gläubiger glimpfliche Ausgang des Insolvenzverfahrens um den Standort Ingolstadt und der Fakt, dass die hiesigen Jobs erhalten werden konnten, waren zu Beginn nicht sicher. Das findet auch Insolvenzverwalter Jaffé. Zum Start des Verfahrens sei "nicht einmal Liquidität für eine Fortführung des Raffineriebetriebs" da gewesen. "Alle Konten waren vollständig leergeräumt. "

Etwas schlechter, wenn auch mit einer Quote von 96 Prozent noch immer positiv für die allermeisten Anteilseigner, endet in diesem Jahr das Insolvenzverfahren der Petroplus Deutschland GmbH. Sie bildete die Vertriebsgesellschaft, die mit den in Ingolstadt raffinierten Produkten handelte. An rund 130 Gläubiger wurden laut der Kanzlei gut 476 Millionen Euro verteilt. Die nächste Zahlung ist demnach noch für das 1. Quartal des laufenden Jahres geplant.

Ebenfalls auf der Zielgeraden ist das Schuldnerverfahren um die Petroplus Bayern GmbH, in welchem auch 237 ehemalige Wärmeabo-Kunden ihr Geld zu einem großen Teil zurückerhalten haben. An insgesamt 365 Gläubiger wurden laut Insolvenzverwalter Jaffé knapp 16,7 Millionen Euro ausgezahlt - eine Quote von 90 Prozent. "Weitere Auszahlungen werden in Kürze erfolgen, sodass die Quote noch weiter steigen wird", so die Münchner Kanzlei.

Vor der Insolvenz war die Petroplus-Gruppe mit einem Umsatz von rund 20 Milliarden Dollar der größte unabhängige Raffineriebetreiber in Europa. Aufgrund der Marktsättigung und der globalen Finanz- und Wirtschaftskrise geriet das Unternehmen jedoch in Schieflage, die letztendlich zur Zahlungsunfähigkeit führte. Die verschachtelte Konzernstruktur, in der Standorte in Belgien, Großbritannien, der Schweiz, Frankreich und Deutschland organisiert waren, zerfiel. Neben dem Standort Ingolstadt konnten nur zwei weitere der gut 20 Raffinerien der Petroplus gerettet werden. So wird an der Donau bis heute Öl raffiniert, das die Transalpinen Pipeline (TAL) nach Kösching fördert.

DK

Christian Tamm