Variable Baufinanzierung - Besonders interessant für Selbstständige

05.06.2012 | Stand 03.12.2020, 1:25 Uhr

Unregelmäßige Einkünfte machen flexible Darlehensvarianten für Selbstständige interessant. Die hohe Tilgungsfreiheit wiegt das Risiko möglicher Zinsanstiege oft auf.

Nicht wenige Selbstständige möchten aktuelle Mehreinnahmen in Betongold investieren. Neben klassischen Hypothekenkrediten bieten sich für diesen Personenkreis vor allem variable Darlehen an. Grund: Variabel verzinste Baukredite besitzen kein starres Tilgungskorsett, sie können jederzeit zusätzlich getilgt werden. Wer hohe Mittelzuflüsse erwartet und die Schuldenrückführung flexibel an seine Einnahmensituation anpassen möchte, der fährt mit variablen Krediten oft günstig, erklärt Manfred Hölscher vom Baugeldvermittler Enderlein.

Besonders Unternehmer und freie Berufsgruppen wie Architekten, Ärzte oder Anwälte, die über hohe schwankende Einnahmen verfügen, könnten mit variablen Darlehen immense Zinskosten sparen. Vor allem dann, wenn sie die Zinsersparnis gegenüber einem Festzinsdarlehen für eine höhere Tilgung nutzen.

Bei variablen Baudarlehen stehen Immobilienbesitzer einmal im Quartal vor der Frage, welche Kreditsumme sie zurückführen sollen. Gleichzeitig erfahren sie an diesem Tag, zu welchem Zinssatz sie die verbleibende Restschuld weiterfinanzieren müssen – falls sie das Darlehen nicht komplett zurückzahlen. Während Immobilienkäufer mit Festzinsdarlehen ihre monatliche Kreditrate exakt kennen und eine komplette Schuldentilgung nicht oder nur mit einer hohen Vorfälligkeitsentschädigung möglich ist, besteht für Kreditnehmer mit variablen Darlehen die Chance, die Kreditschuld schlagartig deutlich zu verringern, erläutert Hölscher. Verzeichnet das Konto hohe Einnahmen, können sie ihre Kreditschulden außerplanmäßig zurückführen.

Variabler Kredit spart 0,5 Prozentpunkte Zinsen

Die Konditionen für variable Baudarlehen sind an den dreimonatlichen Geldmarktzins Euribor gekoppelt, zu dem sich Banken untereinander Geld leihen. Dieser orientiert sich in der Höhe am europäischen Leitzins, der aktuell bei 1,0 Prozent Zinsen liegt. Durch die anhaltende Schuldenkrise sowie die lahmende europäische Konjunktur befindet sich der Euribor wie andere Kreditzinsen auf Mininiveau. Variable Kredite können für etwas mehr als zwei Prozent aufgenommen werden und sind damit mindestens 0,5 Prozentpunkte günstiger als Darlehen mit zehnjähriger Zinsbindung, erklärt der Enderlein-Chef. Hölscher rät, die Zinsersparnis direkt zur Tilgung einzusetzen. Denn der Euribor könne jederzeit wieder steigen und aus der flexiblen Immobilienfinanzierung ein teures Unterfangen machen. Variable Finanzierungen sind vor allem dann sinnvoll, wenn man außerplanmäßige Einnahmen erwartet und diese in die Kreditrückführung investieren will, so der Baugeldexperte. Der aktuell sehr niedrige Zins sollte hingegen kein Ausschlagkriterium sein. Wer eine Verteuerung der Finanzierungskosten ausschließen wolle, der sollte zu einem Festzinsdarlehen greifen.

Variable Baukredite eignen sich damit weniger für Familien mit festangestellten Kreditnehmern oder Immobilienkäufer, die entweder mit wenig Eigenkapital finanzieren möchten oder die insgesamt eine geringe Kreditbelastung wünschen. Allerdings ist in solchen Fällen die Tilgungsleistung oft sehr gering und die Laufzeit entsprechend lang. Standardfinanzierungen mit 1,0 Prozent Anfangstilgung benötigen derzeit bis zur vollständigen Tilgung rund 50 Jahre, sofern keine Sondertilgungen geleistet werden – für die meisten Kreditnehmer eine viel zu lange Zeit. Besser ist es, den Tilgungssatz von vornherein höher zu wählen und damit die Rückzahlungsgeschwindigkeit zu beschleunigen, so Hölscher.

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