Neuburg
Unterschiedliche Auslegungen

Informationsveranstaltung zum Themenkomplex Asyl stößt auf nur geringe Resonanz

23.02.2018 | Stand 02.12.2020, 16:46 Uhr

Über Identitätsklärung und Unterkunftskosten für Asylbewerber informierten Wolfgang Amler (links) und Elke Oswald im Rahmen der Asyl- und Migrationsberatung. Moderiert wurde die Veranstaltung von Merlinda Bajo (Mitte). - Foto: Schmitt

Neuburg (DK) Die Informationsveranstaltung zu den Themen Identitätsabklärung und Unterkunftskosten im Rahmen der Asyl- und Migrationsberatung stieß auf nur sehr geringes Interesse. Dabei waren die Themen Identitätsklärung und Kosten für Unterkunft interessant.

Der Caritasverband Neuburg-Schrobenhausen hatte alle Engagierten und Interessierten in der Asyl- und Flüchtlingshilfe zu einem Vernetzungsgespräch geladen. Moderiert wurde die bereits achte Informationsveranstaltung von Merlinda Bajo, Mitarbeiterin von Asyl Bei Uns, einer Organisation zur Unterstützung ehrenamtlicher Helferkreise.

Nicht einmal ein Dutzend Zuhörer hatten den Weg in das Gebäude der Caritas am Spitalplatz gefunden, dabei waren die Ausführungen der Referenten hoch interessant. Elke Oswald stellte in ihren Ausführungen die Gebühren für Gemeinschaftsunterkünfte vor. Wenn sich ein Flüchtling noch im Asylverfahren befindet, werden die Kosten für Unterkunft und Haushaltsenergie als Sachleistung erbracht. Das heißt, der Betreffende muss nichts zahlen, es sei denn er hat Arbeit gefunden.

Anerkannte Flüchtlinge müssen Gebühren an den Freistaat entrichten, sollten sie mit Ablauf des Monats ihrer Anerkennung weiter in Asylunterkünften wohnen. Dann fallen für die Betroffenen 278 Euro monatlich an. Jeder weitere Haushaltsangehörige schlägt mit 97 Euro zu Buche. Dazu kommen für Alleinstehende 33 Euro für Strom. Sonstige Erwachsene zahlen 31 Euro, für Kinder werden zwischen acht und 18 Euro fällig. Zum Beispiel zahlt ein alleinstehender anerkannter Flüchtling somit 311 Euro, eine alleinerziehende Mutter mit einem einjährigen Kind zahlt 416 Euro monatlich. Die Erstattung der Unterkunftsgebühren kann beim zuständigen Jobcenter geltend gemacht werden.

Diese, durch den Freistaat Bayern in Rechnung gestellten Aufwendungen für eine staatliche Asylunterkunft. entspricht dem Grundsatz, dass Wohnen in Deutschland nicht kostenlos ist.

Für Außenstehende klang das alles sehr verwirrend. Richtig verwirrend wurde es aber bei den Ausführungen von Wolfgang Amler. Nationalpass, beglaubigte Tazkira oder blauer Reisepass sind Schlagwörter, die wohl nur Insidern bekannt sein dürften. So erläuterte Amler, dass man eine Tazkira in Kabul wohl, "an jedem Kaugummiautomaten bekommen kann". Die Frage für deutsche Behörden ist, ob sie echt ist oder nicht.

Wenn sich Asylsuchende allerdings mit ihrem Konsulat in Verbindung setzen, ist es nicht mehr so schwer wie noch vor einiger Zeit, eine Identität zu erlangen. "Mit Energie und gutem Willen ist es zu schaffen", so Amler. Er ließ aber nicht unerwähnt, dass dabei große Geldsummen fließen.

Beziehungen und viel Geld sind offensichtlich unabdingbare Faktoren für die Betroffenen, um an die benötigten Dokumente zu kommen. "Dies sollte es den Leuten aber auch wert sein. Die Zeiten kein Pass, kein Abschieben sind vorbei", erklärte Amler.

Noch verwirrender wurde es für die Zuhörer, als Amler über die verschiedenen Vorgehensweisen in den unterschiedlichen Herkunftsländern sprach.

In Italien gilt zum Beispiel: kein fester Wohnsitz, keine sozialen Leistungen. Frauen, vor allem aus Nigeria, laufen Gefahr, dort zwangsprostituiert zu werden. "Kommen diese Frauen dann nach Deutschland, haben die meisten von ihnen nach spätestens neun Monaten ein Kind, was einer Aufenthaltsgenehmigung entspricht", so Amler.

Syrische Männer zwischen 18 Jahren und Mitte 50 bekommen in ihren Heimatländern keine Dokumente ausgestellt, wenn sie den Wehrdienst nicht abgeleistet haben. Syrische Frauen haben da gar keine Probleme.

Im Prinzip verfahren die einzelnen Nationen nach Gutdünken ganz unterschiedlich. Allerdings muss sich die deutsche Bürokratie nach den Worten Amlers auch nicht besonders rühmen. Er berichtete von erschreckend unterschiedlichen Auslegungen und Handlungsweisen in den einzelnen Landratsämtern. "Schon im Nachbarlandkreis Donauwörth herrschen wohl ganz andere Gesetze", meinte er.