„Ist
Unter der Sonne Kaliforniens

Porsche-Motorsportgeschichte stand bei US-Veranstaltung im Mittelpunkt: Amerikaner zeigen gern ihre Autos

10.11.2011 | Stand 03.12.2020, 2:11 Uhr

Legenden, so weit das Auge reicht beim vierten „Porsche Rennsport Reunion“-Treffen in Laguna Seca.

„Ist diese Veranstaltung nicht großartig“ Mit leuchtenden Augen blickt Bruce Canepa auf die vorbeifahrenden Autos, die sich gerade in die Startaufstellung für das nächste Rennen begeben.

Dabei ist der Kalifornier durchaus Einiges gewöhnt: Er besitzt gleich zwei Exemplare des legendären Rennwagens Porsche 917, der nicht zuletzt durch den Film „Le Mans“ von Steve McQueen zu Weltruhm gelangte. Genau wie das Auto des Filmhelden Michael Delaney aus dem 70er-Jahre-Streifen sind Canepas Autos im Babyblau und Orange des Ölkonzerns Gulf ausgeführt.

„Für mich die schönste Lackierung der Motorsportgeschichte“, meint er. Aber Canepa, der sein Geld mit der Restaurierung und dem Verkauf von automobilen Klassikern verdient und damit auch seine eigene Kollektion und Rennsportleidenschaft finanziert, kann sich auch an den Autos anderer Sammler erfreuen. Er kennt die Geschichte von beinahe jedem Fahrzeug. „Und hier“, so sagt er mit Begeisterung, „sieht man sie fast alle.“

Nun an der Westküste

Schauplatz Laguna Seca: Auf der hügeligen Rennstrecke im US-Bundesstaat Kalifornien findet die vierte Auflage der „Porsche Rennsport Reunion“ statt. Das erste Treffen im Jahr 2001 war eher eine kleine Veranstaltung auf dem Kurs von Lime Rock, Connecticut. Es folgten zwei weitere Events 2004 und 2007 in Daytona an der Küste Floridas. Es war zu spüren: Das Treffen wird immer beliebter. Nun waren die Porsche-Liebhaber erstmals im Westen der Vereinigten Staaten zu Gast. Ein logischer Schritt, denn bis in die 90er Jahre wurde fast die Hälfte aller produzierten Porsche in die USA geliefert, davon wiederum jeder zweite Porsche nach Kalifornien.

Auf den Parkplätzen an der Strecke waren Exemplare sämtlicher je gebauten Porsche-Modellreihen zu finden, von den ältesten Fahrzeugen aus den Anfangsjahren der Marke im österreichischen Gmünd bis hin zu den aktuellen Produkten aus Zuffenhausen. Und auf dem Asphaltband kamen die Rennautos zum Einsatz. „Man merkt hier überall die Begeisterung für die Marke“, stellte auch Achim Stejskal, Leiter des Porsche-Museums in Stuttgart, fest. „Das macht auch den Unterschied zwischen Amerika und Europa aus: Amerikanische Porsche-Fahrer zeigen gerne ihre Autos und fahren auch damit, während viele in Europa eher zurückhaltend sind, ihre Fahrzeuge oft lieber in der Garage stehen lassen, um keinen Neid aufkommen zu lassen. Insofern ist Amerika wohl der richtige Ort für eine solche Veranstaltung.“

911 GT1 im Rampenlicht

Obwohl bei den Rennen zur „Porsche Rennsport Reunion“ fast jedes Porsche-Modell startberechtigt ist, vom allerersten 356 bis hin zum offenen Sportprototypen RS Spyder, der noch vor drei Jahren Klassensiege bei den 24 Stunden von Le Mans und in der US-Langstreckenserie ALMS feierte, steht der Porsche 911 diesmal besonders im Rampenlicht. Das Porsche-Museum hatte aus der eigenen historischen Sammlung einige besondere Rennautos nach Kalifornien geschickt, darunter mit dem 911 GT1 aus dem Jahr 1998 die wohl extremste Version des 911: Flach, langgestreckt und kraftvoll. Es ist das bislang letzte Auto, mit dem Porsche einen Gesamtsieg bei den 24 Stunden von Le Mans feiern konnte. Die Fortsetzung soll folgen: 2014 wird die Marke die werksseitige Rückkehr beim französischen Langstreckenklassiker feiern.

Der Einsatz von Hybrid-Technologie, die Porsche zuletzt schon probeweise erfolgreich bei ausgesuchten Rennen an den Start brachte, gilt dabei als wahrscheinlich. Der 911 GT3 R Hybrid, der zuletzt beim ALMS-Saisonfinale in Laguna Seca an den Start ging, blieb nach dem Rennen gleich vor Ort und bildete das jüngste Ausstellungsstück in der beeindruckenden Ahnengalerie der 911er.

„Wie ein Klassentreffen“

Mindestens so interessant wie die Autos sind auch die Menschen, die sie seinerzeit erfolgreich bei Rennen und Rallyes fuhren. Für viele ehemalige Porsche-Werks- und Privatfahrer ist die „Rennsport Reunion“ mittlerweile ein Pflichttermin, den sie nur allzu gerne wahrnehmen. „Das ist hier wie ein Klassentreffen“, sagt Hans Herrmann, der 1970 zusammen mit dem Briten Richard Attwood den ersten Porsche-Gesamtsieg in Le Mans einfuhr. Zusammen mit seinen Fahrerkollegen aus früheren Tagen schrieb der gelernte Konditor in Laguna Seca tausende Autogramme. „Es ist schön, dass man sich immer noch an unsere Rennen von damals erinnert“, freut er sich.

Die „Rennsport Reunion“ war ein voller Erfolg. Ein Besucher brachte es abends auf den Punkt: „Schade, dass es zur nächsten Auflage jetzt wieder drei oder vier Jahre dauert. . .“