Neuburg
Ungewöhnlicher Pianist und Gitarrist

Ferenc Snétberger und das Claus Raible Trio geben am Wochenende Konzerte im Birdland

29.10.2020 | Stand 02.12.2020, 10:15 Uhr
Treten am Wochenende im Birdland auf: Das Claus Raible Trio (l.) gestaltet den Samstagabend, Ferenc Snétberger ist am Freitag in Neuburg zu Gast. −Foto: Matthey/Rötzsch

Neuburg - Das Programm im Birdland Jazz Club geht weiter, allerdings mit veränderten Anfangszeiten.

Bewirtet werden kann nur bis 21 Uhr, deshalb beginnt der erste Set schon um 20 Uhr und wird gegen 20.45 beendet sein. In der Pause bis 21 Uhr kann noch bewirtet werden. Im zweiten Set ab 21 Uhr wird nichts mehr ausgeschenkt. Am Freitag, ab 20 Uhr wird Ferenc Snétberger Gitarre Solo auftreten. Das Claus Raible Trio gestaltet den Samstagabend.

Sechs Saiten, zehn Finger, eine Gitarre: Mehr braucht Ferenc Snétberger nicht, um seine unverwechselbare Magie zu verströmen. Der gebürtige Ungar, seit vielen Jahren einer der wichtigsten europäischen Protagonisten auf seinem Instrument, versteht es wie kein Zweiter, in der Luft liegende Stimmungen zu kolorieren. Wenn der 63-Jährige gradlinigen Jazz anstimmt, dann lässt sich der Einfluss von Jim Hall heraushören. Manchmal könnte man auch der Versuchung erliegen, ihn mit Pat Metheny zu vergleichen. Aber Snétbergers Beherrschung von Flamenco, Gypsy-Jazz und anderen Stilen, seine Fähigkeit, diese nahtlos zusammenzufügen, sowie die mühelose Art und Weise, mit der er agiert, all dies unterstreicht sein singuläres Talent.

1988 siedelte der in einer musikalischen Familie groß gewordene Saitenvirtuose nach Berlin über, wo er begann, das Spektrum seiner Interessen in Einklang zu bringen: von Django Reinhardt und Roma-Musik über brasilianische und lateinamerikanische Klänge bis hin zum amerikanischen Jazz und der europäischen Klassik.

Sein Spektrum reicht von überraschenden Wendungen, rasanten dramaturgischen Verschiebungen bis hin zu ruhigen, fast meditativen Passagen und einem Blick in eine längst vergangene Zeit. Selten war Musik offener, deren Entwicklung mitreißender, spannender, bewegender.

Claus Raible ist ein ungewöhnlicher Pianist. Ein bisschen aus der Zeit gefallen, aber fernab von dem Ruf, bieder oder gar stromlinienförmig zu sein. Wann immer der 52-Jährige spielt, katzbuckelig, auf einem Stuhl kauernd, dann hört es sich an, als würden Bud Powell oder wahlweise Elmo Hope den Elfenbeinwald durchpflügen. Dass er auch Monk mag, klingt aus jeder Note heraus. Raible und seine Crew um Bassist Giorgos Antoniou sowie Drummer Jason Brown bringen alles tatsächlich auf den Punkt, diese swingende Intensität, diese zeitlose Aktualität von Standards wie "I'll Remember April" oder "Off Minor".

Der Münchner lebt den Bebop wie kaum ein anderer, interpretiert ihn mit der Authentizität eines Zeitmaschinen-Passagiers, der Besessenheit eines flammenden Anhängers und dem Drang, nie wie eine billige Kopie, sondern stets wie das Original zu klingen. Der Münchner Pianist, vielen Birdland-Fans nicht nur durch seine fantastische, 2004 in den Katakomben der Hofapotheke aufgenommene Trio-CD mit Ed Thigpen und Martin Zenker bekannt, fürchtet weder Tod, Teufel noch Kritiker und zieht sein Ding durch. Raible und Co. haben ihre Musik bis in die letzte Nervenbahn verinnerlicht. Mit Nostalgie hat das nichts zu tun. Eher mit Identität, Integrität und Glaubwürdigkeit.

Konzertkarten sind telefonisch unter (08431) 41233, per Fax (08431) 46387, im Internet unter www. birdland. de oder ab 19 Uhr an der Abendkasse erhältlich.

DK