Nürnberg
Unendliche Geschichte

Seit acht Jahren ist der Laufer Torturm eingerüstet - Erhalt der Stadtmauer als Daueraufgabe für Nürnberg

02.09.2019 | Stand 02.12.2020, 13:09 Uhr
Seit acht Jahren ist der Laufer Torturm eingerüstet, sehr zum Ärger der Altstadtfreunde. −Foto: Pelke

Nürnberg (npe) Die Stadtmauer soll eines der bedeutenden Kunst- und Baudenkmäler der Stadt Nürnberg sein.

Behauptet jedenfalls ein bekanntes Online-Lexikon im Internet. Der Stadt selbst scheint nicht so viel von ihrem bedeutenden Kunst-Baudenkmal zu halten. Seit acht Jahren darf zum Beispiel der dringend sanierungsbedürftige "Laufer Torturm" seelenruhig vor sich hin verfallen. Damit die Passanten nicht von herabfallenden Steinen getroffen werden, ist der Sockel des wuchtigen Torturms seit acht Jahren durch ein Schutzgerüst "verziert".

Als ein Armutszeugnis für die Stadt bezeichnet Karl-Heinz Enderle, Vorsitzende der Nürnberger Altstadtfreunde, den Dauerstillstand am Laufer Torturm. "Auf meine mündlichen Anfragen erhielt ich mehrmals die stereotype Antwort, es würde ,in diesem Jahr' losgehen", ärgert sich Enderle über diese unendliche Geschichte. Der Erhalt der Stadtmauer ist für die Stadt Nürnberg eine Daueraufgabe. Zuletzt wurde die Maxtormauer restauriert. Die Gerüstbaufirma kann sich dagegen nicht beklagen. Neben den sicheren Einnahmen kann sich die Firma auch über die kostenlose Werbemöglichkeit freuen. In erstklassiger City-Lage prangt das Firmenbanner am runden Torturm. Auf Nachfrage erklärt die Firma, dass das Gerüst regelmäßig kontrolliert werde. Vermissen tue man es freilich noch nicht. So schnell rosten würde es auch nicht.

Auch Altstadtfreund Enderle ist sich sicher, dass der Laufer Torturm den Dornröschenschlaf "noch sehr lange" aushalten wird. Einer der vier großen Rundtürme habe bei den Luftangriffen im Zweiten Weltkrieg sogar einen Bombenvolltreffer ohne großen Schaden ausgehalten, erklärt Enderle. Trotz seiner massiven Bauweise dürfte die Erosion des Sandsteins allerdings fortschreiten, vermutet Enderle. Durch das lange Nichtstun dürfte die Sanierung auch immer teurer werden.

Ganz im Regen lässt die Stadt ihren historischen Befestigungsring aber nicht stehen. "Es ist nicht so, dass die Stadt an der Stadtmauer ganz untätig ist", sagt Enderle und verweist auf aktuelle Baustellen beispielsweise beim Marientor. Allerdings sei das betroffene Hochbauamt laut Enderle notorisch unterbesetzt und komme daher mit dem Erhalt des bedeutenden Kunst- und Baudenkmals offensichtlich nicht mehr hinterher.

Enderle verweist auf ein anderes Sorgenkind in der Altstadt. Beim Obstmarkt hätten ebenfalls beinahe zehn Jahre ins Land gehen müssen, bis sich nun endlich zum Ende des Jahres auf dem stiefmütterlich vernachlässigten Platz an der Frauenkirche etwas tut. Mit mehr Grün und weniger Parkplätzen soll dort dem Platz wieder mehr Charme verpasst werden.

Vor diesem Hintergrund dürften in Nürnberg nicht nur die Altstadtfreunde, dass bald auch der Laufer Torturm wieder ohne Gerüst bewundert werden kann. Schließlich ist die Stadtmauer für das gesamte Erscheinungsbild "unglaublich wichtig", sagt Karl-Heinz Enderle. "Nürnberg ist die einzige Großstadt in Mitteleuropa, die noch eine Mauer hat, oder zumindest 90 Prozent davon. " Die Nürnberger Stadtmauer rund um die Altstadt ist fast komplett erhalten geblieben. Eine 300 Meter große Lücke besteht seit dem Weltkrieg beim Laufer Torturm. Insofern sei es "wirklich ein Armutszeugnis" für die Stadt, wenn an einer so wichtigen Stelle wie am Laufer Torturm über fast ein Jahrzehnt nichts vorwärts gehen würde.