Ingolstadt
Und von weit oben grüßt Pfaffenhofen

Ingolstadt fällt im Städte- und Landkreis-Ranking von "Focus Money" auf Platz 30 - OB Lösel kündigt "Erneuerung" an

02.01.2020 | Stand 02.12.2020, 12:16 Uhr
Christian Lösel (CSU), hier während des Kandidatenhearings des Stadtjugendrings im November in der Fronte. −Foto: Hauser

Ingolstadt - Diese Gegend ragt bundesweit weit heraus: wirtschaftsstark, wohlhabend, dynamisch und kaum Arbeitslose.

Gefolgt vom Landkreis Biberach in Baden-Württemberg und der Stadt Regensburg in der Oberpfalz. Im vergangenen Jahr ist Pfaffenhofen schon auf Platz 2 gelandet. Die Städte und Landkreise in den Focus-Top-10 liegen ohne Ausnahme in Bayern und Baden-Württemberg.

"Pfaffenhofen spielt in den Ranglisten der einzelnen untersuchten Faktoren nahezu überall vorne mit", lobt Focus-Money. Und Ingolstadt? Diesmal nicht. Schon wieder nicht. Die Audi-Stadt kommt auf Platz 30. Im Vorjahr reichte es noch für Platz 15. 2014 stand Ingolstadt auf Platz 1 der Rangliste. Das war vor dem Auffliegen des Diesel-Betrugsskandals bei Audi und dem sich immer mehr beschleunigenden fundamentalen Strukturwandel in der Automobilindustrie; das waren noch Zeiten - lange her.

In fünf Jahren von Platz 1 auf Platz 30. Ein Absturz. Was könnten die Gründe sein? Zunächst zum modus operandi der Focus-Analysten: Sie haben die Wirtschaftskraft der Landkreise und kreisfreien Städte anhand von sieben Faktoren gemessen: Wachstum des Bruttoinlandsprodukts, Arbeitslosenquote, Bevölkerungswachstum, Erwerbstätigenentwicklung, Investitionen im verarbeitenden Gewerbe je Beschäftigten, Bruttowertschöpfung je Erwerbstätigen und verfügbares Einkommen je Einwohner. Basis der Erhebung waren Daten der Statistischen Landesämter sowie der Bundesagentur für Arbeit für die Jahre 2013 bis 2018. Insgesamt umfasst die Rangliste 374 Landkreise und Städte.

OB Christian Lösel (CSU) hatte das gestern veröffentlichte Ranking sofort auf dem Tisch. Er nimmt die Zahlen ernst. Helmut Schels, einer der Statistiker der Stadt, hat die Studie Lösel zufolge umgehend geprüft. Der OB schickt deshalb seiner Einschätzung zwei grundsätzliche Bemerkungen voraus: "Vergleiche zwischen kreisfreien Städten und Landkreisen sind immer schwierig, weil die Wirtschaftsstrukturen unterschiedlich sind. Das führt zu Friktionen bei der Analyse. " Und für Lösel essenziell: "Focus bewertet die Dynamik einer Entwicklung, aber nicht den Status quo. Das ist eine andere Herangehensweise. " Er stellt fest: "Die Dynamik der Entwicklung Ingolstadts hat sich tatsächlich in den vergangenen Jahren ein wenig abgeschwächt, was aber kein rein negatives Thema ist. " Stichwort nachlassender Druck auf den Miet- und Immobilienmarkt. "Beim Niveau ist Ingolstadt nach wie vor weit vorne dabei", betont der OB. "Wir sind weiterhin die Großstadt mit der niedrigsten Arbeitslosenquote in Deutschland. " Dort an der Spitze "wird die Luft eben dünn, denn es geht nicht mehr so einfach, die Quote von 2,9 Prozent auf 2,6 oder 2,4 zu senken".

Bei der Bruttowertschöpfung liege Ingolstadt "wegen der hohen Konzentration von Arbeitsplätzen dank Audi ebenfalls weit über allen anderen Städten", so Lösel. Aber klar: Bei Audi sei die Produktion gesunken, und das mache sich nun eben bemerkbar. Er ordnet diese Entwicklung in einen großen Kontext ein: "Mehrere Megatrends fallen jetzt zusammen: Die Digitalisierung, dazu massive ökologische, soziale und wirtschaftliche Umbrüche. Wir alle spüren diesen Wandel, aber wir werden deshalb nicht in den Graben fahren. "

Der OB verbreitet Zuversicht: "Es wird gutgehen! " Er gibt dazu die Devise aus "Ingolstadt erneuern - mit Mut und Ruhe". So werde der Leitgedanke seiner Neujahrsrede lauten, sagt er. Näheres am Montag, 13. Januar, im Festsaal des Theaters.

sic