stadtgeflüster
Die Sensation im Beethoven-Jahr

02.01.2020 | Stand 02.12.2020, 12:16 Uhr

Nicht ohne Stolz tritt das Stadtgeflüster mit einem exklusiven Beitrag zum Beethoven-Jubiläumsjahr an die Öffentlichkeit, der in der Fachwelt - soviel darf man heute schon prophezeien - großes Aufsehen erregen wird.

Ist es uns doch gelungen, bei einem Urlaub in Österreich eher zufällig auf dem Speicher eines Wiener Weinlokals einen verstaubten Papierstapel als das zu identifizieren, was er ist: eine echte musikalische Sensation. Zwischen umfangreichen Weinrechnungen und Kritzeleien des berühmten Meisters ("Dieser Wirt ist ein unverschämter Geizhals! ") fand sich der Entwurf einer bislang völlig unbekannten Beethoven-Oper mit dem Titel "Die Verschwörung am Königshof". Libretto und Kompositionsskizze sind zum Großteil original erhalten.
Wie man bereits von seiner Oper "Fidelio" weiß, bevorzugte Beethoven als Stoff einen historischen Hintergrund, um damit seine politisch-moralische Freiheitsbotschaft musikalisch zu transportieren. Bei dem jetzt entdeckten Autograph geht er bis ins deutsche Mittelalter zurück und sieht folgende handelnden Personen für sein dramatisches Werk vor: Christian von der Schanz, junger König (Tenor), Herzog Albert der Strenge, enger Gefolgsmann des Königs (Bariton), Landgraf Ulrich von Ringsee (Bassbuffo), außerdem die ehrgeizige Hofdame Petra (Koloratursopran) sowie der Chor der Schanzer Ratsherren und zahlreiche Statisten aus der Bürgerschaft in stummen Rollen.
Die Handlung: König Christian fürchtet um seinen Thron, er hat Herzog Albert zu Konsultationen in sein Audienzzimmer geladen, um mit ihm Auswege aus der bedrohlichen Lage zu erörtern (Duett: "Höre, oh König, meinen Rat! "). Der erfahrene Gefolgsmann sieht nur eine Rettung, er empfiehlt ein heimliches Bündnis mit Landgraf Ulrich. Den hat zwar wegen seiner wirren Reden bisher niemand so recht ernst genommen, doch aus dem Reich dringt die Kunde an den Hof, dass Männer vom Schlage Ulrichs immer größere Landstriche unter ihre Gewalt bringen. Als allgemein ruchbar wird, was der Herzog im Schilde führt, bricht die Empörung los (Bravourarie der Hofdame Petra: "Schandtaten ohnegleichen"). Alberts Gegner versuchen, den Verschwörer in die Enge zu treiben (Chor der Ratsherren: "Freiheit und Recht sei unser Gebot! "). Der bedrängte König gibt eine Ehrenerklärung für ihn ab (Orchesterintermezzo: Eine fahrende Musikantentruppe aus Tiflis in Georgien spielt zur Erbauung des Herrschers auf). Der gerührte König schenkt dem Ensemble zum Dank zehn Golddukaten.
An dieser Stelle bricht Beethovens Handschrift ab. Es wird vermutet, dass er sich hier an die Mühen der vielen Neufassungen seines "Fidelio" erinnerte und daher den Entschluss fasste, doch lieber einen lukrativen Auftrag aus London von der Philharmonic Society anzunehmen - die Geburtsstunde der Neunten Sinfonie.

rh