Eichstätt
Unbändige Spielfreude und ein wenig Avantgarde

Konzert des Sinfonieorchesters der Universität findet im voll besetzten Alten Stadttheater statt

01.02.2016 | Stand 02.12.2020, 20:15 Uhr

Großartiger Klangkörper mit glänzender Solistin: das Sinfonieorchester der Katholischen Universität und Teresa Allgeier, die Chatschaturjans Violinkonzert in d-Moll meisterhaft filigran und geschmeidig interpretierte. - Foto: Mayer

Eichstätt (DK) Mit einer ungewöhnlichen wie spannungsgeladenen Mischung verschiedener Musikstile hat sich das Sinfonieorchester der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt im voll besetzten Alten Stadttheater in Eichstätt zum Abschluss des Wintersemesters dem Publikum präsentiert. Auch wenn der eine oder andere Zuhörer Probleme mit dem Intermezzo von zeitgenössischer Musik im zweiten Teil hatte, darf man doch von einem wunderbar gelungenen Konzertabend sprechen.

"Schuld" daran ist in erster Linie der seit 2011 an der KU an der Professur für Musikwissenschaft tätige Uwe Sochaczewsky, der auch mit der Leitung des Sinfonieorchesters betraut ist. Er schart seitdem junge Orchestermusiker um sich, auch Mitarbeiter und Lehrkräfte der KU sowie Musikbegeisterte aus der Region, bei denen er es immer wieder aufs Neue schafft, Emotionen zu wecken - sei es durch eine außergewöhnliche Musikauswahl oder auch durch das Engagement hervorragender Solokünstler.

So war es an diesem Abend Teresa Allgeier, die Aram Chatschaturjans Violinkonzert in d-Moll meisterhaft filigran und geschmeidig interpretierte und sich als wahrer Glücksfall entpuppte. Das Werk steht in einer Linie mit den großen romantischen Violinkonzerten - nicht zuletzt dem von Tschaikowsky. Es besticht durch seine Lebhaftigkeit genauso wie durch folkloristisch gefärbte Themen, durch nachdenklich pulsierende Akkorde und einfallsreiche Instrumentierungen, indem beispielsweise Holzbläser-Einwürfe jeden Anflug von Sentimentalität im Keim ersticken. Die beiden Ecksätze, das "Allegro von fermazza" sowie das "Allegro vivace", leben dabei von den virtuosen Spielfiguren der Geige, während im zweiten Satz "Andante sostenuto" ein langsamer Walzer, der hartnäckig einen Ton umkreist, der Musik einen eigenwilligen, zauberhaften Charakter verleiht und sich über mehrfache Tempobeschleunigungen in einen emotionalen Höhepunkt hineinsteigert. Der Orchesterapparat war üppig aufgestellt, besonders die Holz- und Blechbläsersektion sorgte für eine enorme Farbigkeit. Das Orchester unterstützte Teresa Allgeier, die mit einer schier unbändigen Spielfreude bestach, mit großem Engagement und bewältigte seinen Part mehr als ordentlich.

Experimentelle Musik boten zwei junge Komponisten mit ihren Stücken: der in Salzburg studierende Marco Döttlinger mit "wie honig im meer" sowie der ehemals an der KU studierende Josef Ramsauer mit "7 Splitter". Beide setzen in ihren kammermusikalischen Partituren auf sparsame Einzelereignisse wie vorab konkrete aufgenommen Klänge, die sich verdichten und dann wieder auseinanderdriften. Bläser und Streicher des New Art and Music Ensembles Salzburg waren die Ausführenden dieser Avantgarde-Stücke, denen Live-Elektronik-Echos und Schattenklänge hinzugefügt wurden, die den akustischen Raum vervielfältigten. Der Schlusspart war wieder dem großen Sinfonieorchester vorbehalten und man hatte den Eindruck, dass im Publikum der eine oder andere aufatmete, dass wieder Melodisches und für Ohren Vertrautes zu hören war.

Schuberts unvollendete Symphonie besteht aus zwei meisterhaft komponierten Sätzen und gehört heute zu den meist gespielten Sinfonien. "Unvollendet" meint lediglich die Form: Das Werk besteht nur aus zwei Sätzen, obwohl Schubert in der Regel viersätzige Sinfonien schrieb. Der erste Satz beginnt mit einem Unisono-Motiv der Celli und Kontrabässe in einem zarten Piano. Das düster und bedrohlich wirkende Eingangsmotiv bleibt offen auf der Dominante stehen. Besonders die Blechbläser verdienten sich großes Lob mit guter Intonation und präzisen Einsätzen, und auch die Cellisten und die Bässe konnten sich hervorragend profilieren.

Mit der kürzesten Zugabe, die es jemals in der Musikgeschichte gab, so Sochaczewsky, verabschiedete das Sinfonieorchester seine Gäste: Vom Scherzo, dem 3. Satz, sind nur neun Takte ausgeführt. Dem Dirigenten sowie den vielen jungen Musiker hallte am Ende donnernder Applaus entgegen.