Umzug des Stadtmuseums nochmal überdenken

10.05.2009 | Stand 03.12.2020, 4:58 Uhr

Zu den Überlegungen, das Stadtmuseum in die Gießereihalle umzusiedeln:

Ich hatte zwar Kenntnis davon, dass es im Kulturamt der Stadt die Überlegung gibt, das Stadtmuseum auf das Gießereigelände umzusiedeln. Es ist zwar noch nichts beschlossen, aber sollte dieser Plan tatsächlich realisiert werden, so muss man sich unbedingt klar machen, was das bedeuten würde!

Wäre ich nicht heuer auf der miba gewesen, hätte ich in gutem Glauben, die Stadt weiß schon, was gut ist für das Museum, nicht bemerkt, was da in Wirklichkeit auf Ingolstadt zukommen könnte. Dort auf der miba war nämlich ein im Auftrag der Fachhochschule angefertigtes Modell von der Neugestaltung des Gießereigeländes zu sehen, an dem man sehr eindrucksvoll die Neubauten der Fachhochschule, das alte Kavalier Dallwigk, das neue Hotel mit Kongresshalle und die neue Audi-Akademie erkennt. Mittendrin in diesem Bebauungskomplex, eingerahmt von den mehrstöckigen, modernen Gebäuden, unscheinbar und fast eingequetscht liegt die niedrige alte Gießereihalle (ehemalige Geschütz- und Kanonenhalle), in der womöglich das Stadtmuseum untergebracht wird.

Ich hatte ganz selbstverständlich angenommen, mit einem Umzug sei auch eine Verbesserung und Erweiterung des Stadtmuseums möglich, wie das ja auch beim Museum für Konkrete Kunst (in Zukunft Museum für Konkrete Kunst und Design), das im Kavalier Dallwigk untergebracht werden soll, der Fall ist. Allerdings so kleinkariert, wie sich das auf dem Modell darstellt, hatte ich mir die Umsiedelung des Museums nicht vorgestellt. Ich frage mich, ob die Verantwortlichen der Stadt dieses Modell überhaupt gesehen und die Situation erkannt haben.

Die Quadratmeter mögen die gleichen sein. Vom Gebäudecharakter her ähnelt der vorgesehene Stadtmuseumsstandort jedoch eher einem Gewächshaus. Der geplante Umzug bedeutet demnach eine Degradierung des Stadtmuseums. Dort steht dem Museum dann nur ein verhältnismäßig geringer Platz für seine Exponate zur Verfügung, und es bestünde keinerlei Möglichkeit für Sonderausstellungen oder gar eine Weiterentwicklung des Hauses. Würde der sehr gut funktionierende tägliche Arbeitsablauf nicht erheblich erschwert werden, wenn die Museumswerkstätten, das Stadtarchiv und die Bibliothek sich an einem ganz anderen Ort befinden?

Jede größere Gemeinde leistet sich heutzutage ein großzügig angelegtes Stadt- oder Heimatmuseum und ist stolz darauf. Und was macht Ingolstadt, das so gern Großstadt sein will? Vom Symbolwert und der Repräsentanz her gesehen ist das Stadtmuseum derzeit mit allen dazugehörenden wichtigen Abteilungen im Kavalier Hepp stilvoll und einer Großstadt würdig untergebracht. Diese Gießereihalle mit ihren gusseisernen Säulen und dem Glasdach wird sicher schön, wenn sie erstmal renoviert ist – aber sie eignet sich, wie ich meine, keinesfalls als Stadtmuseum!

Es handelt sich hier um eine Halle, deren Architektur aus Denkmalschutzgründen nicht zerstört werden darf. Um die verschiedenen Zeitabschnitte der Stadtgeschichte darin darstellen zu können, müssten viele Trennwände eingezogen werden. Die aber würden die Proportionen der Halle optisch zerstören. Ein weiteres Problem stellt das Glasdach dar. Es heizt sich bei Sonnenschein enorm auf. Die Halle müsste also vollklimatisiert und gleichmäßig temperiert werden, um die Exponaten vor Licht und Hitze zu schützen. Wissen die Verantwortlichen, was das kostet?

Wäre es da nicht sehr viel vorteilhafter, dort in der Gießereihalle eventuell ein kleines Industriemuseum einzurichten? Alte Maschinen sind bei weitem nicht so empfindlich. Bei dieser Art von Nutzung könnten auch die Proportionen der Halle erhalten werden und zugleich wäre ein Industriemuseum eine vorzügliche Ergänzung zur nahen Fachhochschule und zur Audi-Akademie.

Ich finde, es wäre an der Zeit, nochmal über die Verlagerung des Stadtmuseums nachzudenken, ehe man einen Schritt vollführt, der nicht Ingolstadts Ruhm und Ansehen dient und eines Tages bereut werden könnte, weil derzeit eine Behörde auf Biegen und Brechen einen Umzug der Stadtgeschichte verwirklichen will.

Irmgard Gutzeit

Ingolstadt