Umstrittenes Zyprexa wird regelmäßig verordnet

20.12.2006 | Stand 03.12.2020, 7:12 Uhr

Ingolstadt (rl) Die Psychopille Zyprexa, deren Nebenwirkungen vom US-Pharmakonzern Eli Lilly jahrelang heruntergespielt wurden, ist auch in der Psychiatrie am Klinikum und in der Danuvius-Klinik bei Schizophrenie und schweren Depressionen ein gängiges Medikament. Das bestätigten der Chefarzt des Zentrums für psychische Gesundheit, Professor Thomas Pollmächer und der Ärztliche Direktor der Danuvius-Klinik, Dr. Torsten Mager, auf Anfrage des DONAUKURIER. "Es gehört bei entsprechender Indikation zu den meist verordneten Medikamenten in Deutschland" und werde seit etwa acht bis zehn Jahren weltweit in großem Umfang eingesetzt.

Dass das aus dem Wirkstoff Olanzapin bestehende Medikament, wie auch andere Psychopharmaka, zu Dickleibigkeit und daraus folgend erhöhten Blutzuckerwerten führen könne, sei bekannt, so Pollmächer.

Es sei, wie bei allen Medikamenten, immer eine Nutzen-Risiken-Abwägung, betonte Torsten Mager. So hätten Olanzapin haltige Medikamente sogar deutlich weniger Nebenwirkungen als andere Mittel, die motorische Störungen wie Parkinsonsymptome verursachen. Allerdings führe es eben zu einer Appetitsteigerung. Bei der Einnahme müsse deshalb das Gewicht regelmäßig kontrolliert und die Patienten aufgeklärt werden.

In der Danuvius-Klinik gibt es zusätzlich eine Ernährungsberatung. Wichtig sei auch, sich viel zu bewegen. Wenn man diese Dinge beachte, sei Zyprexa "ein sehr gutes Medikament". Nehme der Patient stark zu, setze die Danuvius-Klinik das Mittel ab, so Mager.

Nach einem Bericht der "New York Times" führt die Psychopille teilweise zu massiver Gewichtszunahme. So hätten 30 Prozent der Patienten nach einem Jahr Einnahme zehn Kilo und mehr zugenommen. Einige seien sogar um 45 Kilo schwerer geworden. Die Verkäufer seien angewiesen worden, diese Daten in ihren Gesprächen mit den Ärzten herunterzuspielen, schreibt das Blatt. Die Firma habe befürchtet, dass es andernfalls Absatzeinbußen gebe.