Umgekehrte Vorzeichen

Kommentar

02.04.2017 | Stand 02.12.2020, 18:22 Uhr

Endlich geht es los. Der Kampf um NRW ist eröffnet. In sechs Wochen kommt es zur Generalprobe für Angela Merkel und Martin Schulz.

Beide gaben am Wochenende mit ihren jeweiligen Spitzenkandidaten den Startschuss für die heiße Wahlkampfphase und werden in den kommenden eineinhalb Monaten immer wieder zu Auftritten in das größte Bundesland reisen.

Der Kampf um den Landtag in Düsseldorf wird zur "kleinen Bundestagswahl" unter umgekehrten Vorzeichen. Landesmutter Hannelore Kraft macht einen "Weiter so"-Wahlkampf, setzt auf die eigene Beliebtheit - eine Art Merkel aus dem Pott. CDU-Spitzenkandidat Armin Laschet wirft Krafts rot-grüner Regierung vor, nicht auf die Sorgen der Menschen zu hören, nicht genug für Kinder, gute Jobs und Bildung zu tun. Er gibt so den Schulz vom Rhein. Sollte es Laschet gelingen, den aktuellen Rückstand auf Kraft zu verringern und Rot-Grün zu verhindern, wäre das letztlich auch ein wichtiger Erfolg für die Kanzlerin. Für die SPD hätte sich bei einem mäßigen Kraft-Sieg der Schulz-Effekt nach der Saar-Wahl erneut als unwirksam erwiesen.

Spannung versprechen auch die Koalitionsoptionen, von denen wegen Vorfestlegungen bei SPD und FDP nur zwei realistisch erscheinen: eine SPD-geführte große Koalition oder Rot-Gelb, das ungewöhnliche Bündnis mit den Liberalen. Mit Blick auf den Bund wäre beides riskant für die Sozialdemokraten, sucht Martin Schulz doch maximale Distanz zur "GroKo" und vertritt inhaltlich gegensätzliche Positionen zur FDP.