Kiel
"Überragende Saison"

Kiels scheidender Trainer Markus Anfang kann mit Holstein den Durchmarsch in die Bundesliga schaffen

27.04.2018 | Stand 23.09.2023, 3:03 Uhr
Wechselt nach Köln: Kiels Trainer Markus Anfang. −Foto: Heimken/dpa

Kiel (DK) Der Aufsteiger erlebt eine Saison wie im Traum. Holstein Kiel, vor dem Start der Zweitliga-Saison für viele Beobachter einer der Abstiegskandidaten, steht seit September 2017 konstant unter den ersten drei. Statt sich am Tabellenende zu tummeln, sind die "Störche" drauf und dran, sich zumindest für die Relegationsspiele gegen den Bundesliga-16. zu qualifizieren. Wenn die Bekanntgabe einer wichtigen Personalentscheidung ihnen keinen Strich durch die Rechnung macht.

Denn Markus Anfang, als Trainer einer der Hauptverantwortlichen für das Kieler Wunder, wird den Klub verlassen und zum als Erstliga-Absteiger praktisch feststehenden 1. FC Köln wechseln. Schon seit Dezember 2017 kursierten Gerüchte, dass der 43-Jährige den Verlockungen aus seiner Geburtsstadt möglicherweise nicht widerstehen will oder kann. Nun kam - noch in der laufenden Runde - die Vollzugsmeldung.

"Ich hätte es gerne am Ende der Saison gehabt", sagte Anfang daraufhin und deutete damit an, dass auch er die Auswirkungen der Verlautbarung fürchtet. Prompt ging das erste Spiel der Kieler nach der Bekanntgabe seines Abschieds beim 1. FC Nürnberg mit 1:3 verloren. Der Vorsprung der Norddeutschen, die angeblich mit dem U21-Trainer des FC Bayern, Tim Walter, als Anfang-Nachfolger in Kontakt stehen, schmilzt immer mehr. Drei Spieltage vor dem Ende liegen die Kieler nur noch zwei Zähler vor dem Jahn Regensburg, Arminia Bielefeld und dem VfL Bochum. Nach dem Ingolstadt-Spiel treten die "Störche" noch in Düsseldorf und gegen Braunschweig an.

Kommt das Überraschungsteam kurz vor dem Ziel etwa noch aus dem Tritt. Kapitän Rafael Czichos wehrt ab. Die Mannschaft habe die Nachricht vom bevorstehenden Abschied des Trainers keineswegs überrascht, stattdessen habe sie "sehr gefasst" reagiert. Das Gerücht sei ja schließlich "seit Winter in den Medien". Genug Zeit, um sich auf alles einzustellen.

Auch FCI-Spieler Hauke Wahl, zwischen 2012 und 2015 selbst bei den Norddeutschen unter Vertrag, glaubt nicht an einen Einbruch. "Die Kieler spielen eine konstante Saison. Auch als sie zwischenzeitlich eine Ergebniskrise hatten, sind sie ruhig geblieben. Deshalb werden sie jetzt auch weiter ihr Ding durchziehen", ist sich der 24-Jährige sicher.

Im Falle eines Aufstiegs wartet indes das nächste Problem. Weil das Stadion nicht erstligatauglich ist, haben die Kieler eine Ausnahmegenehmigung beantragt, von der Deutschen Fußball-Liga (DFL) bisher aber noch keine Antwort erhalten. Der TV-Sender Sky berichtet unterdessen, es würde bereits feststehen, dass die Kieler als Bundesligist in ein anderes Stadion umziehen müssten.

Trainer Anfang ist derweil darum bemüht, dass die Nebengeräusche nicht den Blick auf das große Ganze versperren. "Wir werden in den nächsten Wochen alles dafür tun, um die drei letzten Spiele so gut wie möglich zu bestreiten. Aber egal, was am Ende rauskommt, diese Saison wird immer als eine überragende in Erinnerung bleiben. Was die Jungs geleistet haben, ist einfach sensationell", erklärte der 43-Jährige am Freitag.

Personell kann der Trainer in Ingolstadt aus dem Vollen schöpfen, sodass der erhofften Verteidigung des dritten Platzes nichts im Wege steht. Der Respekt der Kieler vor den Schanzern ist groß: "Die Leidenschaft, Aggressivität und Erfahrung der Ingolstädter ist beeindruckend, sie haben eine sehr große individuelle Qualität. In der Hinrunde waren sie die beste Mannschaft, gegen die wir gespielt haben", meinte Anfang.

Norbert Roth