Eichstätt
Über den Auftrag, "Menschenfischer" zu sein

Michael Gmelch sprach über seine Erfahrungen beim Bundeswehreinsatz für Flüchtlinge im Mittelmeer

07.06.2016 | Stand 02.12.2020, 19:42 Uhr

Eichstätt (EK) Zum Thema "Refugees welcome - Eine Herausforderung für Christen - Erfahrungen eines Militärseelsorgers" referierte Michael Gmelch, Militärdekan in Flensburg, in der Katholischen Hochschulgemeinde (KHG) in Eichstätt. Veranstalter des Vortragsabends war der Katholischen Frauenbund gemeinsam mit dem Kolping-Diözesanverband, der KHG und der Katholischen Erwachsenenbildung Eichstätt.

Gmelch nahm die über 60 Zuhörer auf eine Reise dorthin mit, wo die Bundeswehr die Flüchtlinge aus dem Mittelmeer rettete. Vor ungefähr einem Jahr ertranken im Mittelmeer Hunderte von Flüchtlingen vor der kleinen italienischen Insel Lampedusa. Daraufhin hat das Verteidigungsministerium über Nacht entschieden, die Bundeswehr an der Seenotrettung zu beteiligen. Gmelch war bei diesem Einsatz als Militärseelsorger und Teil des Versorgungstrupps auf dem Schiff "Berlin" stationiert. Er berichtete von seinem Einsatz, den er in seinem Buch "Refugees welcome" festgehalten hat.

Er erlebte die Flüchtlinge als ehrfurchtsvolle Menschen, die ihre Schuhe auszogen, als sie an Bord kamen, den Boden berührten und sich bedankten. Sie waren glücklich, in Sicherheit zu sein. Das posttraumatische Belastungssyndrom, das so manche Aggressivität und Gewalttätigkeit verursacht, kommt erst Monate oder sogar Jahre später. An Bord herrschte eine friedliche Stimmung, wobei nur das Spezialpersonal wie Ärzte, Psychologen und Seelsorger mit den Flüchtlingen in Kontakt kamen. Die Schiffsbesatzung war für den Schiffsbetrieb zuständig. Die aufgenommenen Flüchtlinge wurden in die italienischen Häfen gebracht. Das an Bord geborene und getaufte Mädchen Sophie gab dem Bundeswehreinsatz, bei dem über 3400 Menschen gerettet wurden, seinen Namen. Der Referent stellte sich jedoch die Frage: "Was passiert nun mit den Menschen" Um das zu erfahren, kehrte er zurück nach Lampedusa, auf die Insel, die seit mehr als 25 Jahren Flüchtlingsproblematik kennt. In vielen Gesprächen erfuhr er von einem belastenden Leben und großem Stolz auf den ersten außerrömischen Besuch von Papst Franziskus.

Gmelch verstehe die Flüchtlinge, die bei uns berechtigt bleiben werden, als pastoraltheologische Herausforderung für das Handeln der Kirche, der Gemeinden und uns Christen.

Es stellt sich die Frage, was wir brauchen, um diese Herausforderung der Flüchtlingsintegration zu leisten. Neben dem professionell und pastoralpraktisch begleiteten Ehrenamt nannte der Referent neue Allianzen über bisherige konfessionelle, religiöse und politische Grenzen hinweg. Außerdem sei es unerlässlich, die Schlüsselqualifikationen des 21. Jahrhunderts - die interkulturelle Kompetenz und die interreligiöse Dialogfähigkeit - zu erwerben.

"Ich wünsche mir und Ihnen, dass wir keine Angst voreinander haben", schloss Gmelch seinen Vortrag ab.