Eichstätt
"Tut gut, hält fit und macht zufrieden"

Gemeinschaftsprojekt "Mensch in Bewegung" beleuchtete das breite Spektrum des Ehrenamts

22.06.2021 | Stand 26.06.2021, 3:33 Uhr |
Moderatorin Claudia Leitzmann (von links) diskutierte mit Ferdinand Jarisch, Eva Gottstein, Manfred Muthig, Claudia Reisner, Thomas Röbke und Regina Dorwarth. − Foto: Kusche/Screenshots

Eichstätt/Ingolstadt - Was treibt Menschen an, sich ehrenamtlich zu engagieren und was leistet ihr Engagement in unserer Region?

Diese Fragen standen im Mittelpunkt der Auftaktveranstaltung "Engagierte Region - Eine Spurensuche" des Gemeinschaftsprojekts "Mensch in Bewegung" (MiB) der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt (KU) und der Technischen Hochschule Ingolstadt (THI).

Im Rahmen des Themenjahres "Bürgerschaftliches Engagement" (2021) hatte ein Team um Maria Bartholomäus, Leiterin des Teams Wissenstransfer bei MiB, Gäste aus der Region 10 in den Garten der Ingolstädter Wissenschaftsgalerie in der Ludwigstraße geladen, um über ihr Engagement zu berichten. Der Online-Veranstaltung zugeschaltet waren weitere Ehrengäste, darunter der Eichstätter Oberbürgermeister Josef Grienberger.

Engagement hinterlasse Spuren - in der Region und bei den Menschen selbst, so resümierte KU-Vizepräsident Jens Hogreve in seiner Begrüßung das Ziel des Themenjahrs, sich auf Spurensuche zwischen Ingolstadt, Scheyern und Beilngries, in Bürgerhäusern, auf Sportplätzen, am Hochschulcampus oder in Sitzungssälen zu begeben. Mit einer hochengagierten Gästerunde war es dem Organisationsteam gelungen, einen repräsentativen Querschnitt durch die Vielfalt an Ehrenämtern und Engagementbereichen zu bieten.

"Klassische Karriere"

Als "klassische Karriere" beschrieb Ferdinand Jarisch seinen Weg über Jugendgruppen hin zur heutigen verantwortungsvollen Ehrenamtsposition des Stellvertretenden THW-Ortsbeauftragten in Eichstätt: "Für mich ist die Tätigkeit schon immer ein wunderbarer Ausbruch aus dem Alltag, wenn ich an einem Samstagmorgen mit den verschiedensten Menschen zusammenkomme und mich handwerklich und persönlich weiterbilden kann", begeistert sich der als wissenschaftlicher Mitarbeiter beim Fraunhofer-Institut tätige Jarisch.

Die Begegnung mit anderen Menschen und Kulturen betrachtet auch Thomas Röbke als größte Bereicherung im Ehrenamt. Als berührendste Erfahrung berichtete der Geschäftsführer des Landesnetzwerks Bürgerschaftliches Engagement Bayern die Begleitung von zwei jungen Geflüchteten als Bildungspate, von denen einer ihm vor zwei Monaten den deutschen Pass präsentierte: "Solche aufblitzenden Erfahrungen erlebt man immer wieder im Ehrenamt. "
In ihrer ebenfalls als "klassisch" beschriebenen Karriere von der Klassen- und Schülersprecherin über die Katholische Studierende Jugend und Mitarbeitervertretung bis hin zur Stadt-, Kreis- und Diözesanrätin, stellvertretenden Vorsitzenden des Katholischen Deutschen Frauenbundes habe sie nicht nur gelernt, sich etwas sagen zu trauen, sondern das Leben mit all seinen Aspekten kennengelernt, berichtete die Landtagsabgeordnete und Ehrenamtsbeauftragte der Bayerischen Staatsregierung, Eva Gottstein (FW) . Dies bestätigte auch der Eichstätter Kreisjugendring-Vorsitzende Manfred Muthig, der bereits mit 15 Vater und Bruder in die Freiwillige Feuerwehr folgte und über die Orts-, Kreis- Bezirks- und Landesebene auch hauptberuflich zur Werksfeuerwehr kam: "Im Ehrenamt lernt man fürs Leben und man lernt dort lebenslang", betonte er mit großem Enthusiasmus.

Auch Claudia Reisner, 22, angehende Religionspädagogin an der KU, konnte von einem Entwicklungsprozess berichten, den sie persönlich im Rahmen ihrer mit 11 Jahren aufgenommenen Ehrenamtsarbeit bei der Katholischen Landjugendbewegung (KLJB) erleben durfte: "Im stetigen Austausch mit Menschen und durch Planung und Organisation habe ich unglaublich viel gelernt und zurückbekommen", bestätigte sie das, was in den Statements fast aller Gesprächsgäste deutlich geworden war.

Als etwas ganz Selbstverständliches hat Regina Dorwath, Leiterin des Koordinierungszentrums Bürgerschaftliches Engagement im Landkreis Neuburg-Schrobenhausen, über ihre hochengagierte Familie Ehrenamt erlebt. Sie sei glücklich, dass sie heute hauptamtlich Ehrenamtliche unterstützen könne und erlebe im Austausch mit diesen immer wieder: "Ehrenamt tut gut, hält fit und macht zufrieden. " Wie wertvoll heute soziale Kompetenz und Organisationstalent als Früchte sozialen Engagements erachtet würden, hätten inzwischen Unternehmen entdeckt, so Dorwath: "In Neuburg können sich die Schülerinnen und Schüler ihr soziales Engagement ins Abiturzeugnis eintragen lassen. " Ehrenamt - das ist also nicht nur das "Sahnehäubchen" im Alltag oder die "nette Hilfe von nebenan", resümierte Moderatorin Claudia Leitzmann abschließend. Ehrenamt bedeute auch, Forderungen zu äußern und für ein Ziel einzustehen.

Als letzter Programmpunkt der abwechslungsreichen Auftaktveranstaltung stand daher die Frage zur Debatte: Wofür würden Sie auf die Straße gehen? Sowohl die Gäste als auch das Online-Publikum waren aufgefordert, den Grund für ihr Engagement zu nennen: Bildungsgerechtigkeit, ein größerer Frauenanteil in der Politik, Wahlrecht ab 14, Menschenrechte, mehr Ehrenamt und ein "Prima-Klima" - dies waren die zentralen Themen, die Gäste und Publikum bewegten.

"Schatzsuche" startet 1. Juli

Dass die "Schallmauer vom theoretischen Denken zum engagierten Handeln durchbrochen" werde, dies wünschte Mitorganisatorin Maria Bartholomäus allen Gästen und Online-Zuschauern abschließend. "Ehrenamt und Engagement ist ein großer Schatz, den wir gemeinsam bergen sollten. "

Und die regionale Spurensuche nach diesem "Schatz" werde, so kündigte Bartholomäus an, vom 1. Juli bis 31. Juli unter dem Titel "Tatort Engagement" im Rahmen einer Radtour in rund dreißig Städte und Gemeinden in den Landkreisen Eichstätt, Neuburg-Schrobenhausen und Pfaffenhofen fortgesetzt.

EK

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