Eichstätt
Turbo Sepp geht wieder an den Start

Nach 30 Jahren plant die kultige Eichstätter Schülerband der 1980er Jahre ein Comeback

29.12.2015 | Stand 02.12.2020, 21:49 Uhr

Die Band kommt wieder zusammen: Thomas Kleesattel, Thomas Hunfeld, Christian Gröbel, Georg Kleesattel und Jonas Aschenbrenner (von links) bei ihrer ersten Probe nach 30 Jahren im Schloss Hofstetten. - Fotos: privat

Eichstätt (EK) „Wir bringen die Band wieder zusammen!“ Der legendäre Satz aus dem Kultfilm „Blues Brothers“ bekommt angesichts der anstehenden Reunion einer Eichstätter Schülerband der 1980er Jahre regionale Bedeutung. Die Gruppe Turbo Sepp um Gitarrist Thomas Hunfeld wird wiederbelebt.

Hunfeld lebt mittlerweile in Stralsund und praktiziert dort als Arzt. Kürzlich hat er sich mit seinen alten Kollegen Christian Gröbel (Schlagzeug), Thomas Kleesattel (Bass) und Jonas Aschenbrenner (Gitarre) zu einer ersten Bandprobe im Schloss in Hofstetten getroffen. Als Ersatz für Original-Sänger Markus Haugg, der mittlerweile in den USA lebt, verpflichtete man Georg Kleesattel.

Beim Stichwort „Turbo Sepp“ dürften so ziemlich alle Eichstätter um die 50 aufhorchen, die auch ihre Schulzeit hier verbracht haben: Es war Anfang der 1980er Jahre, als Thomas Hunfeld und Christian Gröbel am Willibald-Gymnasium während des Physik-Unterrichts an einem Logo samt Namen für ihre gemeinsam Band suchten. Gröbel, der heute in Eichstätt als Grafiker arbeitet, entwarf zuerst „einen Turbo Wurm“, erinnert sich Thomas Hunfeld. „Am Ende war mit einem rennenden Hippie samt Gitarre dann aber der ,Turbo Sepp’ geboren“.

Ihren ersten Auftritt absolvierte die Band 1982 beim Open Air im Pfünz – dem Vorläufer des heutigen Kultfestivals Open Air am Berg. Dort war Turbo Sepp in den folgenden drei Jahren immer mit von der Partie. Auch im legendären Peterskeller in der Luitpoldstraße – in dem sich heute die Toiletten der Live-Bar befinden – war die Band bis zu ihrer Auflösung 1987 Stammgast auf der kleinen, engen Bühne.

Das Besondere war vor allem, dass Turbo Sepp nicht wie andere Schülerbands Coverversionen bekannter Hits spielten, sondern von Anfang an eigenes Material auf die Bühne brachten. Turbo Sepp erreichte seinerzeit zügig einen regionalen Kultstatus.

Über 30 Jahre später erklingen diese Songs nun im historischen Ambiente des Schlosses Hofstetten. „Ein passender Ort“, findet Christian Gröbel, „und diesem ,historischen Anlass' absolut angemessen. Außerdem haben viele große Bands in Schlössern geprobt und teilweise ihre besten Platten dort aufgenommen – wie die Stones, Deep Purple oder Led Zeppelin“.

Aber wie kam es überhaupt zur Reunion der Band? „Eigentlich war das eine sentimentale Anwandlung, von der Sorte, wie sie sich nette ältere Herren viel zu selten gönnen“, sagt Thomas Hunfeld. Und fügt lachend hinzu: „Und natürlich die Überzeugung, dass unsere Nummern von damals auch heute noch Hitpotenzial haben!“ Bassist Thomas Kleesattel und Gitarrist Jonas Aschenbrenner konnten Hunfeld und Gröbel schnell für das Revival begeistern. Im Gegensatz zu den anderen Bandmitgliedern, die in den vergangenen Jahrzehnten immer wieder in unterschiedlichen Formationen musizierten, hatte Aschenbrenner zwar seine musikalischen Aktivitäten eigentlich komplett eingestellt – er musste sich für die Proben sogar Verstärker und Gitarre ausleihen. Verlernt hat er überhaupt nichts, wie sich schnell herausstellte.

Dank uralter Mitschnitte von besagten Open Airs und Auftritten im Peterskeller hatte man die alten Songs auch schnell wieder drauf. Gesungen werden sie bei nun von Thomas Kleesattels jüngerem Bruder Georg. Den holte man kurzerhand dazu, da Original-Sänger Markus Haugg mittlerweile in Miami lebt. „Und das ist ja bekanntlich noch weiter von Eichstätt entfernt als Stralsund“, sagt Christian Gröbel schmunzelnd. „Und den Schorsch als neuen Sänger zu verpflichten, lag auch ziemlich nahe“, fährt er fort. Denn der stand in den vergangenen Jahren bei unterschiedlichsten Bands und Projekten am Mikro. Unter anderem spielte er lange Zeit mit seinem sieben Jahre älteren Bruder bei der Übersee-Combo. Und er war schon als junger Bub bei den Proben von Turbo Sepp dabei. Die fanden nämlich eine ganze Zeit lang im Keller der Familie Kleesattel in Kaldorf statt.

„Für mich ist das natürlich eine Ehre, hier zu singen“, sagt Georg Kleesattel. „Ohne Turbo Sepp würde ich heute selbst vielleicht gar keine Musik machen. Mit zwölf Jahren wusste ich schon, dass ich auch mal Rocksänger sein möchte. Und mit meiner ersten Band haben wir sogar drei der Songs von Turbo Sepp gecovert.“

Mit dem ersten Probenwochenende waren alle fünf vollauf zufrieden. Zehn alte Songs haben sie ausgegraben und aufpoliert. Die reichen freilich noch nicht einen angedachten Reunion-Gig. Aber es sollen noch neue Kompositionen folgen. „Und wenn die Combo auf Betriebstemperatur gekommen ist, gibt’s bestimmt mal einen Nachmittags-Tanztee“, sagt Thomas Hunfeld schmunzelnd.