Ingolstadt
Tumult im Klenzepark

Das Schulabschlussfest vor den großen Ferien soll zum Jugendkulturfestival weiterentwickelt werden

02.02.2017 | Stand 02.12.2020, 18:42 Uhr
Mit reichlich Programm wie Livemusik von der Bühne gefüttert, hat sich das Schülerfest vor den großen Ferien im Klenzepark weg von einem reinen Besäufnis zu einem gesitteten Schulabschlussfest entwickelt. Da der Zuspruch der Schüler bei zuletzt rund 4000 Besuchern stagnierte und erste Abwanderungstendenzen erkennbar sind, möchte der Stadtjugendring als Organisator die Party zu einem Jugendkulturfestival weiterentwickeln. −Foto: Hauser

Ingolstadt (DK) Was einst als Maßnahme gegen ein hemmungsloses Massenbesäufnis am letzten Schultag eingeführt wurde, hat seinen Zweck längst erfüllt. Doch das etablierte Klenzefest soll zum Jugendkulturfestival weiterentwickelt werden, um auch ein Abwandern der Schüler zu verhindern.

Die Zahlen sprechen für sich: Bei der letzten unkontrollierten Auflage im Jahr 2006 hatten sich mehr als 1000 Schüler noch teils wild im Klenzepark besoffen. 30 mussten sogar wegen des Alkohols ins Krankenhaus, über 50 Jugendliche mussten wegen Schnittverletzungen durch Glasscherben behandelt werden. Zeitweise war sogar die Notfallversorgung im Stadtgebiet zusammengebrochen, weil sich alles nur mehr um den Klenzepark drehte. So konnte es nicht weitergehen. Also schaltete sich der Stadtjugendring (mit dem Jugendamt) ein. Sie betreuen seit 2007 das Klenzefest und lassen kontrolliert "ohne Glas, ohne Schnaps, ohne Rausch" feiern, dafür aber mit von Jahr zu Jahr mehr Angeboten (wie Livemusik), die von Schülern für Schüler organisiert werden. "Alkoholleichen" wurden zu Einzelfällen. Über 6000 Besucher zählte man zum Höhepunkt der Klenze-Begeisterung im Jahr 2013.

Seitdem sinkt die Besucherzahl aber wieder, es entstanden auch schon "Party-Hotspots" außerhalb des eingezäunten Geländes, wie der SJR-Geschäftsführer Stefan Moser weiß, der die Veranstaltung von Anfang an mitprägte. Das Klenzefest kam an den Scheideweg. Es gab laut Moser drei Alternativen: Es gleich aufgeben, es so weiterlaufen lassen, bis es sich dann wohl von selbst erledigt - oder es weiterentwickeln, wie er gestern Abend im Jugendhilfeausschuss vorschlug. Aus dem Klenzefest soll endgültig ein Jugendkulturfestival im Rahmen der jährlichen Tumult-Reihe werden. Das heißt für den 28. Juli dieses Jahres: Das Programm wird ausgebaut. Auf der Bühne mit noch mehr Bands, auch "bekannte Headliner", die Gage verlangen. Doch auch abseits mit noch mehr Rahmenangeboten. Alles aber weiterhin bei freiem Eintritt. Größere Städte wie München, Nürnberg und Augsburg seien Vorbild mit ihren Jugendfestivals.

Die Stadt wird das SJR-Konzept mit 17 000 Euro bezuschussen, bisher hatte sie (seit 2013) jeweils 12 000 Euro gezahlt, um die Kosten zu decken. Die Stadträte und sonstigen Mitglieder des Ausschusses waren einstimmig für den "Tumult im Klenze". Der Weg dorthin war laut Moser auch vorgezeichnet. Die Schülersprecher und ihre Schülermitverantwortungen verloren zuletzt mehr und mehr das Interesse, weil sie zum Beispiel durch höhere Sicherheitsstandards nicht mehr so viel selbst organisieren, planen und auch machen konnten. Dafür stiegen mehr kulturell interessierte Schüler ein, so Moser.

"Das immer Gleiche hat die Leute nicht mehr angesprochen", fasste Barbara Leininger (Grüne) ihre Erfahrungen zusammen. Das kontrollierte Klenzefest aufzugeben, sei aber auch keine Option, "die Schüler hätten sich ja trotzdem dort oder irgendwo getroffen". Die Weiterentwicklung ist aus Sicht der Gymnasiallehrerin "richtig und wichtig". Da stimmten alle im Ausschuss überein.