Greding - Zwischen Meuchelmord und Magie, zwischen Gruft und Modergeruch, zwischen Kraftort und mysteriöser Sage hat der Autor Fritz Fenzl seine 75 Geschichten angesiedelt, in denen er "unheimliche Orte in Bayern" vorstellt.
Seine Suche nach mystischen Plätzen und ihren Geschichten führt den Schriftsteller dabei durch ganz Bayern und in Kapitel 45 auch nach Greding. Die Michaelskapelle mit ihrem Karner ist dabei sein Ziel, für ihn ein "Gruselbeinhaus und bayerischer Seelenkeller".
"Was ihr jetzt seid, das waren wir, was wir jetzt sind, das werdet ihr sein. " Diese Inschrift im Karner regt den Autor zum Philosophieren über den Tod an. Er empfindet den Ort als "Kraftfeld" und spürt gar agierende Geistmächte. Dabei hatte die Errichtung des Karners im 14. Jahrhundert ganz irdische Gründe: Der Platz im Friedhof reichte nicht mehr für alle Begräbnisse aus.
Während sich Geistliche und Adelige einst in der Kirche bestatten ließen, wollten alle anderen möglichst nah an der Kirche begraben werden. Im Umkreis von 30 Metern um die Kirche sei die Erde noch geweiht, dachte man. Rund um das Gotteshaus wurden daher die Friedhöfe angelegt. Für die immer stärker wachsenden Städte wurden die Friedhöfe allerdings zu klein.
Die sterblichen Überreste wurden deshalb in einem Gebeinhaus, dem Karner, aufgeschichtet, um Platz für neue Gräber zu machen. In diesen Gebeinhäusern fanden die Verstorbenen dann ihre endgültige Ruhestätte. In Greding funktionierte man wahrscheinlich das an die Stadtmauer angebaute Turmuntergeschoss der ersten Martinskirche zum Karner um.
Von allen Gebeinhäusern, die es gegeben hat, sind in Bayern nur drei erhalten geblieben, der Karner in Greding mit seinen Schädeln und Oberschenkelknochen von 2500 Verblichenen ist der zweitgrößte im Freistaat.
Autor Fritz Fenzl charakterisiert den Karner als "sehr okkulten und unheimlichen Ort" und bezeichnet ihn als "Seelenkeller". Wie bei allen 75 mystischen Orten, die er in seinem Buch vorstellt, verweist er auch auf die Stadt, die seinen Worten zufolge ebenfalls "einen Rundgang wert" ist.
Der Unschlittplatz in Nürnberg, auf dem Kaspar Hauser zum ersten Mal aufgetaucht sein soll, das "energetische Zentrum" auf der Burg in Nürnberg oder die Erdgeister und Zauberzwerge im Staffelberg in Bad Staffelstein sind eine der anderen mystischen Orte Frankens, die in das Buch Einzug gehalten haben. Wesentlich dichter ist ihr Vorkommen aber in Oberbayern.
Aus Legenden und Sagen vermischt mit geschichtlichen Überlieferungen zeichnet Fenzl ein recht esoterisches Bild von "Bayerns dunkle Seite". Aber er bietet mit seinem Buch einen Reiseführer der etwas anderen Art zu 75 Orten, die sich anzusehen lohnt. HKFritz Fenzl, Raphael Lichius
Das Buch der unheimlichen Orte in Bayern, Mystische Plätze und ihre Geschichten, 192 Seiten, ca. 120 Abb. , Hardcover, 22,99 Euro, ISBN: 978-3-86246-702-0.
Andrea Karch
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