Pfaffenhofen
Trendwende am Trödelmarkt

Nach drei Monaten in Eberstetten sind die Händler wieder auf den Pfaffenhofener Volksfestplatz zurückgekehrt

26.11.2017 | Stand 02.12.2020, 17:09 Uhr
Eingetütet: Georg Seitz hat beim Antikflohmarkt in Pfaffenhofen für 20 Euro eine antike Wanduhr erstanden. −Foto: Herchenbach

Pfaffenhofen (ahh) Die Händler sind da gewesen, aber die Kundschaft blieb aus: An die 100 Trödler sind am Sonntag bei kaltem Wind und Schneegestöber nach drei Monaten im Eberstettener Asyl - bedingt durch die Gartenschau - auf den Volksfestplatz zurückgekehrt. Einhelliges Urteil: Mit Sonnenschein wär's besser gelaufen.

Eigens vom Bodensee angereist ist ein Händler, um den Hausstand seiner Großmutter zu verticken: Vasen, Bilderrahmen, Tassen, Dosen, Krimskrams. "Das Geschäft läuft nicht wirklich gut", sagt der Enkel und stopft die Hände in die Anoraktaschen. Sein Kollege zwei Tische weiter hat etwas mehr Glück. Er ist seit Anfang der 80er Jahre regelmäßig auf dem Platz, anfangs noch mit seinen Eltern. Über die Jahre, sagt er, entwickle man ein Gespür für Trends. Was zum Beispiel nicht mehr geht, aber noch vor 20, 30 Jahren ein Renner war, ist Barock. Warum? "Die Sachen müssen heute ikeakompatibel sein. Oder können Sie sich einen goldverschnörkelten Bilderrahmen neben einem Billyregal vorstellen?" Doch, als Stilkontrast. "Mag sein", meint der Händler, "aber dazu fehlt vielen Leuten die Fantasie." Was auch nicht mehr geht, sind Baukästen aus den 50er-Jahren. Die meisten Kinder hätten keine Geduld mehr. Und technisch seien Bauklötze und Stabilbaukästen ohnehin aus der Zeit gefallen. "Da fehlt einfach die passende App." Und selbst elektrische Eisenbahnen, vor 20 Jahren ein Trödelrenner, liegen bleischwer auf den Tischen, weil sie nicht digitalisiert sind. Was geht, seien alte Reklameschilder. Oder Sachen aus dem Krieg.

Ein Händler aus Ingolstadt freut sich, dass er einem Pfaffenhofener Vater von zwei Kindern eine Freude gemacht hat mit einer alten Wanduhr. Für 20 Euro hat sie Georg Seitz erstanden. Der 83-jährige Händler steht nicht ganz freiwillig hier. Natürlich macht's auch Spaß, aber er sei ein Opfer der Telekomaktie, die als Volksaktie und sichere Altersversorgung angepriesen worden war, aber dann fast 80 Prozent ihres Wertes verlor.

Andreas Finkenzeller dreht eine fast 100 Jahre alte Dampfmaschine in seinen Händen. Aber 400 Euro, da muss er noch ein wenig drauf hin sparen. Noch sind Dampfmaschinen gefragt - aber niemand weiß, wie lange noch. Das ist das Risiko all der Händler auf dem Platz: "Wenn etwas sehr gefragt ist", erklärt einer, "ist man versucht, es zurückzuhalten. Weil der Wert ja noch weiter steigen könnte." Dann bricht plötzlich das Interesse weg - und die Preise sind im Keller.