Mainburg
Trauerbewältigung und Design

08.02.2010 | Stand 03.12.2020, 4:16 Uhr

Design-Studenten aus Coburg erläuterten ihre Entwürfe unkonventioneller Trauerbewältigung im Mainburger Krematorium. Die Ausstellung "Leb wohl" ist bis 23. Mai jeden Freitag zu sehen. - Foto: oh

Mainburg (DK) "Leb wohl" heißt eine Ausstellung in den Räumen des Mainburger Krematoriums, die bis 23. Mai jeden Freitag von 15 bis 18 Uhr oder nach Vereinbarung besichtigt werden kann.

Am Freitag haben Coburger Design-Studenten, die ihre ganz eigenen Objekte zur Trauerkultur entworfen haben, die Ergebnisse erstmals in den Räumen von "Krema" präsentiert.

Im Rahmen einer Projektarbeit sind eine ganze Reihe von höchst individuellen Entwürfen entstanden, die allesamt das Thema Tod, Trauer oder Trauerbewältigung behandeln. Von der Fingerabdruck-Kondolenz auf der Urne über das "Leidkleid" bis hin zu "Fidus", dem Weggefährten aus Stoff für trauernde Kinder – die Ideen sind so vielfältig wie die Arten mit Trauer und Tod umzugehen selbst.

Der Krematioriums-Inhaber Helmut Wittmann, der bei der Eröffnung der Ausstellung zugegen war, zeigte sich angetan von den geschmack- und würdevollen Kreationen der Coburger Design-Studenten. "Jeder hat eine gewisse Hemmschwelle, sich mit dem Thema auseinanderzusetzten und zur Besichtigung hierherzukommen – dennoch waren im letzten Jahr über 1000 Besucher, die angetan und überrascht von der Lage und der Gestaltung dieses Ortes waren", erklärte er.

Die Ausstellung der Objekte der Studenten sei die nunmehr zweite seit dem Bestehen von "Krema". Den Anfang machte vor einem Jahr eine Schau des Kunstkreises Neuburg. Auch Professor Gerhard Kampe, der die Studenten während des Seminars betreute, gab unumwunden Vorbehalte und Ängste zu, die ihn und die Studenten anfangs heimgesucht hätten.

"Durch die außergewöhnliche Ausstrahlung dieses Ortes ist dies aber wohl eines der interessantesten und tiefgehendesten Projekte geworden, die man an der Hochschule je durchgeführt hat," sagte Kampe. Das Thema habe jeden berührt, und entstanden seien konzeptionelle und unkonventionelle Entwürfe, die sich an den Bedürfnissen von Trauernden orientieren.

Zur Ausstellungeröffnung waren die Mainburger Vize-Bürgermeisterin Hannelore Langwieser (CSU), die Studenten selbst sowie einige Bestatter gekommen. Ricci Maushammer, Inhaberin des gleichnamigen Bestattungsinsitutes, zeigte sich angetan von vielen Ideen und könnte sich durchaus vorstellen, dass viele Objekte Hinterbliebenen bei der Trauerarbeit helfen könnten – wie etwa die Trauerringe, die mit bunten Bändern geschmückt auf einem Grab stehen könnten, oder eine in einem Baumwurzelballen integrierte Urne, die der Pflanze durch den Gestorbenen symbolisch neues Leben spendet.

Wer sich selbst ein Bild von unkonventioneller Trauerkultur machen möchte, kann jeden Freitag von 15 bis 18 Uhr noch bis 23. Mai oder nach Vereinbarung mit Betriebsleiter Stefan Eichmeier das Krematorium besuchen.