Riedenburg
Träumen von der Liebe

Altmühlbühne Riedenburg bringt mit "Am Wegweiser zum siebten Himmel" ihr 15. Stück auf die Bühne

19.11.2017 | Stand 02.12.2020, 17:11 Uhr
Das mit den Manieren ist so eine Sache. Während die Schattenhoferin (Annemarie Lauerer, links), Magd Wally (Andrea Lauerer, von rechts), Cornelli (Dieter Mansdorfer) und Julia (Steffi Gruber) vor dem Frühstück andächtig ihr Gebet sprechen, kann es Nigg (Roland Fürnrieder) und Veit (Christian Hollweck) nicht schnell genug gehen mit der Verkostung. −Foto: Schmied, Kathrin, Schwabstetten

Riedenburg (DK) Es ist bereits das 15. Stück - und es ist anders, als die bisherigen Bühnenspiele, denen die Laienschauspieler der Altmühlbühne Riedenburg bis dato Leben eingehaucht haben. Am Samstag feierte "Am Wegweiser zum siebten Himmel" Premiere.

"Mein lieber Bruder in Christo", sagt der Veit (Christian Hollweck) zum Nigg (Roland Fürnrieder) - wenn er es nicht gerade zu jemand anderem sagt. "Du werst doch ned arbeiten wollen?" Nun ja, so ganz sicher ist sich der Nigg da auch nicht. Aber ins Sinnieren kommt das junge Mannsbild bei dieser bitterkalten Winternacht droben in einer einsamen Almhütte dann schon. Das Vagabundenleben, er hat es satt. "Zehn Talente hat der Herrgott uns mitgegeben. Keins davon hab i bis jetzt braucht", meint der Veit. Und mit dem Arbeiten, da will er lieber morgen als heute anfangen. Oder nächste Woche. Vielleicht. Bei diesem Philosophieren übers Leben kommt es doch gerade recht, dass sich die hübsche Bauerstochter Julia (Steffi Gruber) ebenfalls in die Hütte verirrt. Die ist schön anzuschauen. Und lässt den Nigg von der Liebe träumen. Und weil sie bei diesem verdammt hundsmiserabligen Schneesturm auf keinen Fall zurück ins Dorf kann, wachen die beiden Landstreicher über ihren Schlaf.

Was da in dieser Nacht auf der Almhütte wohl noch so passiert? Das spart der Vierakter von Maximilian Vitus zunächst wohlweislich aus. Hinter dem Vorhang setzten die Akteure das mit Rollen versehene Bühnenbild, das erneut Michael Besl so detailverliebt gestaltet hat, in Bewegung. Aus der Almhütte wird eine Bauernstube und das Premierenpublikum findet sich im Sommer wieder. Auf dem Hof von Julias Pflegemutter, der Schattenhoferin (Annemarie Lauerer). Die ist ganz erpicht darauf, das junge Mädel und ihren Stiefsohn Cornelli (Dieter Mansdorfer) schnellstmöglich unter die Haube zu bekommen. Ein Erbe für den Hof, das ist die oberste Priorität. Die Liebe? In der Ehe absolute Nebensache. Dass der Cornelli nicht mehr ganz taufrisch ist, sollte der zur Braut erkorenen Nandl (Claudia Porschert), der Tochter der Anderlbäuerin (Caroline Paulus) herzlich gleichgültig sein. "Solang d'Glockn no läut'n, is d'Kirch no ned aus", sagt die Schattenhoferin. Und der Sägmüller Franzl (Florian Schöberl) ist für die Julia gerade recht. Basta.

Wie es der Zufall will, laufen just in dieser Situation der Veit und der Nigg auf - und heuern als Knechte an. Arbeiten? "Mein lieber Bruder in Christo. Des hamma jetzt davon", ergibt sich der Veit in sein Schicksal. Welches Interesse der Wachtmeister (Kuno Mößl) und Magd Wally (Andrea Lauerer) an den beiden Landstreichern haben? Das sei an dieser Stelle nicht verraten. Ebenso wenig das, was sich in der eisigen Winternacht in der bitterkalten Holzhütte zugetragen hat. Denn selbstverständlich kommt am Ende die Auflösung. Und wie so oft im Leben, ist es anders, als es zunächst scheint.

"Wir wollen ein bisschen mit dem Publikum spielen", erklärt Regisseurin Bettina Mansdorfer nach der Premiere dazu. Die Zuschauer sind begeistert und quittieren die ungeheuere Spielfreude der Akteure mit tosendem Applaus. Was sich die Schauspielerriege über die wochenlange Probenphase erarbeitet hat, erfüllt Mansdorfer mit Stolz. "Schließlich ist es nicht damit getan, nur den Text zu können. Um in die Figur zu schlüpfen, muss man sich intensiv mit ihr auseinandersetzten." Das sei dem Team auch heuer gelungen. Die Regisseurin ist mit dem Auftakt der diesjährigen Saison, mit der die Altmühlbühne mit dem 15. Stück ein kleines Jubiläum feiert, nicht umsonst sehr zufrieden.

Lob gibt es an dieser Stelle nicht nur für die guten Geister im Hintergrund - Christine Brückl und Claudia Porschert sind die Soufleusen, Marius Schulz kümmert sich um die Technik und Astrid Hollweck um die Maske -, sondern gerade auch für das treue Publikum, das jedes Jahr wieder den Weg in den Fuchsstadel findet.

"Wir wollen ein bisschen mit dem Publikum spielen."

Regisseurin Bettina Mansdorfer

 

Kein Wunder also, dass das Gros der Karten bereits vergriffen ist. Einige wenige Restkarten sind bei den übrigen Aufführungen noch an der Abendkasse zu haben.