Pfaffenhofen
Therapiebecken soll schließen

Ilmtalklinik verweist auf teuren Brandschutz Patienten sind entsetzt und sammeln Unterschriften

08.02.2017 | Stand 02.12.2020, 18:41 Uhr

Das Babyschwimmen wird es künftig auch nicht mehr an der Pfaffenhofener Ilmtalklinik geben, wenn am 30.Juni das Therapiebecken schließt. Die Patienten sammeln bereits Unterschriften gegen die Entscheidung der Geschäftsführung. Landrat Martin Wolf (CSU) will nun Gespräche führen - mit dem Ziel, das therapeutische Schwimmen in Pfaffenhofen sicherzustellen. - Foto: Brenner

Pfaffenhofen (PK) Das Therapiebecken an der Ilmtalklinik soll zum 30. Juni geschlossen werden. Das Bad habe sich finanziell nicht gerechnet, zudem stünde eine teure Brandschutzsanierung an, so Interimsgeschäftsführer Ingo Goldammer. Die Patienten sammeln bereits Unterschriften gegen die Entscheidung.

Der Aufsichtsrat der Ilmtalklinik wurde vorab nicht über den Schritt informiert, wie Goldammer gegenüber unserer Zeitung bestätigte. "Das ist eine betriebswirtschaftliche Entscheidung", so Goldammer. Wegen der Defizite der Klinik müsse eben kontinuierlich gespart werden. "Wir haben jahrelang viel Geld in den Betrieb des Beckens gesteckt." Personal, Heizkosten, Hygiene und Instandhaltung hätten hohe Kosten verursacht, die durch die Beiträge nicht gedeckt würden. "Um kostendeckend zu arbeiten, müssten wir beispielsweise die Beträge der Rheumaliga verdoppeln", sagt Goldammer. Vor allem aber stünden nun Brandschutzsanierungen "im fünfstelligen bis sechsstelligen Bereich" bei der Decke und im technischen Bereich an, so der Interimsgeschäftsführer. "Das hat für mich das Fass zum Überlaufen gebracht."

Mittlerweile hat Landrat Martin Wolf (CSU) als Vorsitzender des Aufsichtsrates der Ilmtalklinik von der Entscheidung erfahren - unter anderem, weil sich besorgte Patienten an das Landratsamt gewandt haben. Er will die Schließung nicht einfach hinnehmen. "Es werden Gespräche geführt mit dem Ziel, das therapeutische Schwimmen in Pfaffenhofen für die Zukunft sicherzustellen", so Wolf gegenüber unserer Zeitung. Laut Landratsamtssprecher Karl Huber werde nun geschaut, welche Investitionen für die Sanierung notwendig seien und ob es in Pfaffenhofen andere Möglichkeiten für ein Therapiebecken gebe.

Denn die Einrichtung ist für viele Patienten, die ihre Behandlungen dort von einem Arzt verschrieben bekommen, enorm wichtig. Pro Woche kommen unter anderem etwa zehn Therapiegruppen, zwölf Gruppen der Pfaffenhofener Rheuma-Liga und zehn Babyschwimmen-Gruppen, so Heidi Beblawi, Leiterin der physikalischen Therapie. "Unsere Kurse sind ausgebucht." Die meisten Menschen brauchen die Therapie in dem besonders warmen Becken - das Wasser an der Klinik wird auf 34 Grad geheizt - weil sie schmerzlindernd ist. "Ich wäre ohne die Therapie im Wasser heute ein halber Mensch", sagt Renée Wenninger, zweite Vorsitzende der Pfaffenhofener Rheuma-Liga. Sie sammelt bereits Unterschriften, die sie dann wahrscheinlich an den Landrat übergeben will. Für Rheumapatienten gebe es für die Therapie im Wasser keine gute Alternative. "Im Wasser ist das Training sehr intensiv, ohne die Gelenke anzugreifen", sagt auch die Pfaffenhofener Patientin Angela Rohm, die seit 20 Jahren das Therapiebad besucht. "Ohne die Therapie ginge es meinem Rücken viel schlechter", sagt sie. Laut einer Information für Ärzte werden Funktionstrainings immer dann verordnet, wenn die Patienten sich nur noch eingeschränkt bewegen können. Das Training lindere Schmerzen und bessere die Körperfunktionen.

Auch die Wolnzacherin Gerti Wetterich besucht seit 15 Jahren die Therapie in dem Becken. Diese helfe nicht nur Kranken mit Gelenk- und Wirbelsäulenerkrankungen und frisch Operierten, sondern auch chronisch Kranken, "für die die Bewegungstherapie im Wasser oft seit Jahren die einzige Möglichkeit ist, den Körper einigermaßen schmerzfrei zu bewegen", so Wetterich.

Für sie sieht Geschäftsführer Goldammer momentan nur eine Lösung: "Bad Gögging ist die nächste Möglichkeit." Der Kurort ist rund 50 Kilometer entfernt, Pfaffenhofener Patienten wären also für die einfache Fahrt 45 Minuten unterwegs. Für die 110 Rheumapatienten, die aktuell das Bewegungsbecken in der Ilmtalklinik nutzen, ist das keine Lösung, sagt Wenninger. Denn die Menschen seien oft sehr alt und gebrechlich, so dass die lange Wegstrecke zu viel für sie sei.

In einem Schreiben der Klinik an die Patienten heißt es zudem, man könne gern alternativ die Bewegungstherapie im Trockenen aufstocken. "Da würden wir aber schon bei der Kostenerstattung Probleme bekommen", fürchtet Wenninger - zumal ja eben gerade die Therapie im Wasser so sinnvoll sei.

Eine andere Möglichkeit wäre es, das Becken in der Adolf-Rebl-Schule umzurüsten. "Das wäre theoretisch denkbar", sagt Goldammer, immerhin habe es schon mal eine ähnliche Größe. Das Becken ist aber aktuell zu kalt, sagt Wenninger. "Einige Rheumapatienten waren dort schon und haben wegen der Temperatur einen Rheumaschub bekommen", sagt sie. Es müsse mindestens 31 Grad warm sein, damit die Bewegung auch heilbringend sei.

Grundsätzlich denkbar wäre auch, beim geplanten neuen Hallenbad ein Therapiebecken zu integrieren. "Nächste Woche wird das Ergebnis der Bürgerbefragung veröffentlicht", so der Pfaffenhofener Bürgermeister Thomas Herker (SPD). Darin einbezogen seien natürlich auch die Wünsche von Therapiegruppen. Der Stadtrat werde dann am Ende entscheiden. Bis das Hallenbad steht, dauert es aber noch. Stadtjurist Florian Erdle rechnet 2020 mit der Fertigstellung.

Für das Becken in der Klinik sieht Interimsgeschäftsführer Goldammer jedenfalls keine Zukunft. Dies werde ab Juli erst einmal stillgelegt. "Im Rahmen der Generalsanierung schauen wir dann, wie wir die Räumlichkeit künftig nutzen", so Goldammer. Dass dort ein neues Becken entsteht, schließt er aus. "Der Neubau eines Therapiebeckens wäre nicht förderfähig."

Patientin Rohm wird nun wahrscheinlich regelmäßig von Pfaffenhofen nach Bad Gögging fahren. Sie ist entsetzt, dass "diese Bereicherung der Physiotherapie" an der Klinik schließen soll. "Es geht nicht, dass sie uns unser Bad wegnehmen." Hier werde die Sanierung der Krankenhausfinanzen "auf dem Rücken der Patienten ausgetragen".