Ernsgaden
"Ein Hund stört enorm, ein Flieger gar nicht"

In der Debatte um das Spaziergehverbot im Feilenmoos äußern sich die Vogelschützer

13.04.2021 | Stand 16.04.2021, 3:34 Uhr
Bekassinen sind stark bedroht und brüten im Feilenmoos bei Ernsgaden. Daher sind die dortigen Spaziergehverbote auch alternativlos. −Foto: Rolfes, dpa

Ernsgaden - Das vom Landratsamt angeordnete Spaziergehverbot in jenen Feilenmoos-Gegenden bei Ernsgaden, die als Brutgebiet für Kiebitze und Bekassinen ausgewiesen sind, hat zuletzt für jede Menge Zwist zwischen den Naturschützern auf der einen und den ganz normalen Bürgern auf der anderen Seite geführt.

Denn Letzteren bleibt gerade angesichts der geltenden Corona-Schutzmaßnahmen in ihrer Freizeit gar nichts anderes übrig, als zum Ausgleich ein wenig in der freien Natur zu spazieren. Und ausgerechnet da, direkt vor den Toren von Ernsgaden, untersagt die Untere Naturschutzbehörde den Menschen die Erholung von all den geltenden Einschränkungen und nicht zuletzt ihrer Arbeit. Weil dort nämlich Kiebitze und Bekassinen brüten. "Die sind als Wiesenbrüter eben streng geschützt - und daher ist diese Anordnung halt auch alternativlos", sagt Christian Huber vom Landesbund für Vogelschutz.

Der Experte kennt sich aus im Brutgebiet rund um Ernsgaden. Als passionierter Vogelschützer hat er schon so manches Monitoring übernommen. Huber ist daher auch in ständigem Austausch mit der Unteren Naturschutzbehörde und weiß, worauf es bei den gegenwärtigen Anordnungen ankommt. "Wir wollen an dieser Stelle überhaupt keine Ansiedlung neuer Populationen", widerspricht er so manchem Vorwurf, der gerade aus der Bürgerschaft vorgetragen wird. Aber bei den ausgewiesenen Arealen handle es sich um Brutgebiete von Kiebitzen und Bekassinen. "Und letzten Endes geht es einzig und allein um deren Bruterfolg", sagt Huber.

Der Flugverkehr störe die Vögel dabei überhaupt nicht. Huber kennt das aus dem Erdinger Moos, wo sich der Brachvogel zwischen landenden und startenden Düsenjets pudelwohl fühlt. "Die sind vielleicht laut. Aber sie tun den Vögeln nichts - und das wissen die ganz genau", sagt der Vogelschützer. Ähnlich verhält es sich im Feilenmoos, über dem auch so manches Flugzeug kreist, um in Manching zu landen.

Spaziergänger, vielleicht auch noch mit einem Hund an der Leine oder gar freilaufend, sehen die Vögel als eklatante Gefahr. "Ein Hund stört enorm, ein Flieger gar nicht", resümiert Huber. Und auf einer Stufe mit den Fliegern stehen Bulldogs oder Autos. "Im Auto komme ich auf zehn Meter an die Tiere ran", berichtet Huber. Sehen sie einen Fußgänger oder Radfahrer, verlassen die Vögel das Gelege bei etwa 100 Metern Abstand. Und ein Hund darf den Kiebitzen und Bekassinen allenfalls bis auf 250 Meter nahekommen. "Dann fliegen die Vögel hoch, lassen ihre Brut allein - und wenn es kalt oder nass ist, reicht eine halbe Stunde, und das Gelege ist verloren. "

Christian Huber kann die Menschen vollauf verstehen, denen - gerade angesichts Corona - jetzt auch noch die Spazierstrecke genommen wird. "Das ist bitter für alle. Aber wir müssen da um Verständnis bitten. Weil das Ernsgadener Gebiet für die Brut und damit den Erhalt des Wiesenbrüter-Bestands unheimlich wichtig ist. " Bis Mitte Juli werde sich an den Regelungen nichts ändern. Danach, so verspricht er, werde das Thema und der Zuschnitt des Sperrgebiets neu verhandelt und diskutiert. "Da ist nichts in Stein gemeißelt. Und vielleicht können wir den Anwohnern dann ja mehr entgegenkommen. "

pat