Ingolstadt
Tendenz zu Thomson

18.04.2010 | Stand 03.12.2020, 4:06 Uhr |

 

Ingolstadt (DK) Es war kein einfaches Jahr für Jim Boni. Als Hoffnungsträger zurückgeholt, musste der Sportdirektor eine Reihe von schwierigen Entscheidungen treffen. Mit dem Erreichen des Halbfinales fiel auch bei ihm eine große Last ab. Im Gespräch mit unserem Redakteur Stefan König zog Boni ein Saisonfazit.

Herr Boni, wenn Ihnen vor Saisonbeginn jemand gesagt hätte, dass der ERC ins Halbfinale kommt und dort gegen Hannover ausscheidet, was hätten Sie gesagt?

Jim Boni: Ich wäre einverstanden gewesen. Mit dem Halbfinale in jedem Fall, mit dem Aus gegen Hannover nicht. Der ERC war in einem gefährlichen Abwärtstrend, mit dieser Saison haben wir die Wende geschafft.

Wann war Ihnen klar, dass der ERC auf dem richtigen Weg ist?

Boni: Ich glaube, es war Oktober oder November, als wir eine erste Siegesserie hingelegt haben. Da hat man das Potenzial der Mannschaft gesehen, auch wenn uns immer wieder die Konstanz gefehlt hat.

Wenn Sie die vier Mannschaften vergleichen, die ins Halbfinale gekommen sind, wäre dann bei dem Potenzial der Panther nicht mehr drin gewesen?

Boni: Sicher. Wir waren keine drei Spiele schlechter als Hannover.

Was waren die Gründe für das Aus im Halbfinale?

Boni: Es bringt nichts, jetzt darüber öffentlich zu sprechen. Es war eine Supersaison. Beim letzten Spiel sind wir auf dem Zahnfleisch daher gekommen, aber trotzdem: Hannover war keine Übermannschaft.

Vor der Saison blieb kein Stein auf dem anderen. Der Druck war also schon von Beginn an groß. Als Sie Bob Manno entlassen haben, stieg er nochmal an. Und das alles in Ihrem ersten Jahr beim ERC?

Boni: Ich hatte mir eigentlich vorgenommen, in meinem ersten Jahr auf keinen Fall den Trainer zu entlassen. Bob war kein schlechter Trainer, er hatte nur menschlich Probleme mit der Mannschaft. Wenn es eine andere Möglichkeit gegeben hätte, ich wäre froh gewesen. Aber ich musste schon während der Saison mehrmals eingreifen, irgendwann ging es einfach nicht mehr.

Welchen Anteil hat Greg Thomson als Manno-Nachfolger am Erfolg?

Boni: Er hat sicher seinen Anteil. Die Jungs spielen gerne für ihn und würden auch alles für ihn geben. Das ist sein großer Vorteil.

Reicht das für einen neuen Vertrag?

Boni: Gute Frage.

Aber es wird vor Ihrem Abflug nach Kanada eine Entscheidung fallen?

Boni: Ja. Wer mich kennt, der weiß auch, wie ich arbeite. Wenn einer mir hilft, dann weiß ich das zu schätzen. Wir werden sehen.

Mit Rick Nasheim könnte Thomson einen erfahrenen Co-Trainer an die Seite bekommen.

Boni: Rick ist ein sehr guter Co-Trainer. Bei ihm ist wichtig, dass der kein Chefcoach werden will. Ich habe mit ihm insgesamt vier Jahre lang zusammengearbeitet. Er kennt sich aus, hat mit vielen guten Trainern schon zusammengearbeitet. Aber Rick hat mehrere Angebote. Wir würden ihn gerne haben.

Das würde für eine Verlängerung mit Thomson sprechen. Denn ein neuer Coach wie zum Beispiel Geoff Ward (Co-Trainer Boston Bruins. Anm. d. Red.) würde sich seinen Co sicher selbst aussuchen, oder?

Boni: Geoff ist ein Topmann, aber ich denke, dass er heuer nicht nach Europa kommt. In Boston läuft es gut für ihn. Ich kenne ihn seit mehreren Jahren persönlich. Ich hätte damals sein Nachfolger in Bad Nauheim werden können, doch ich blieb beim ERC. Er hat es in die NHL geschafft, ich bin immer noch in Europa. Das ist schon komisch.

Wie schwer sind Ihnen die aktuellen Personalentscheidungen gefallen?

Boni: Niemand macht das gerne. Es ist mein Job, dafür werde ich bezahlt.

Pat Kavanagh muss gehen, Joe Motzko darf nun doch auf einen neuen Vertrag hoffen. Weshalb?

Boni: Bei Pat war es sehr knapp, aber ich denke, dass wir uns auf dieser Position verstärken können. Joe war einer unserer besten Leute in den Play-offs. Er hat uns die ganze Saison über ein wenig geneckt und sein Potenzial nur ab und an angedeutet. Wir bieten ihm einen leistungsorientierten Vertrag an, wenn er bei uns eine Chance will, dann muss er uns auch ein wenig entgegenkommen.

Und wie ist der Stand bei Ryan?

Boni: Er hatte ein schwieriges Jahr. Kopf- und Nackenverletzungen haben ihm zu schaffen gemacht. Prestin hat einen Top-Charakter und ist ein echter Play-off-Spieler. Wir würden es gerne hinbekommen, aber wollen uns in jedem Fall absichern.

Sind die Verteidigerpositionen damit besetzt?

Boni: Nein, wir suchen noch einen Offensivverteidiger, der mit rechts schießt. Vielleicht schlagen wir vor der Saison zu, vielleicht warten wir auch wieder ab und holen dann einen, der sich woanders verpokert hat. So wie Ben Clymer.

Eine Schlüsselposition war in dieser Saison nicht optimal besetzt. Wie haben Sie die Leistung von Torhüter Dimitri Pätzold gesehen?

Boni: In der Öffentlichkeit werde ich dazu nichts sagen. Ich habe mit ihm gesprochen. Wir werden sehen, was passiert. Er hat einen Vertrag, das ist Fakt.

Der Düsseldorfer Jean-Sebastien Aubin soll als Nachfolger ein Thema sein?

Boni: Er hat noch zwei Jahre Vertrag.

Das ist ein Grund, aber kein Hindernis.

Boni: Pätzold hat wie gesagt noch einen Vertrag. Deshalb haben wir uns auf dem Markt nicht umgesehen.

Wann geht es in die Heimat?

Boni: Nächste Woche. Ich habe noch einige Dinge zu erledigen. Im Kanada werde ich mich dann zunächst mit einem Spieler treffen, der nach Europa will. Dann beginnt auch für mich der Urlaub. In der ersten Woche werde ich vielleicht nur schlafen, denn es war wirklich eine harte Saison.

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