Hilpoltstein
Teichwirte unter Druck

Wasserknappheit, Bürokratie und Kormorane erschweren die Karpfenzucht

20.01.2016 | Stand 02.12.2020, 20:18 Uhr

Fränkische Fähnchen für fränkischen Karpfen: Dafür macht sich der Rother Bezirksrat Robert Gattenlöhner von der Frankenpartei beim Treffen von Teichwirten stark. - Foto: Schmitt

Hilpoltstein/Rudelsdorf (rsc) Teichwirte hatten es schon bislang nicht leicht: Die Karpfenzucht macht viel Arbeit, bringt aber wenig Ertrag. Sie leidet unter jeder Menge Bürokratie, Auflagen und Vorschriften. Schließlich sind die Fische eine bevorzugte Beute des Kormorans, was nach Angaben Betroffener jährlich mitunter zu Einbußen von zwei Dritteln der eingesetzten Tiere führen kann.

Nun aber sind die 900 Teichanlagen in Schwabach und im Landkreis Roth offenbar noch stärker existenziell bedroht als jemals zuvor.

"Es ist ein Kampf ums Wasser entbrannt", stellte Landrat Herbert Eckstein (SPD) als Vorsitzender der Teichgenossenschaft Schwabach-Roth bei deren Jahresversammlung im Kammersteiner Ortsteil Rudelsdorf fest. "Ein prägendes Element unserer Kulturlandschaft droht verloren zu gehen."

Dass es sich dabei nicht nur um Alarmismus handelt, bestätigten die Fachleute. "Das Angebot an Wasser ist sehr kritisch", sagte Ulrich Fitzthum, Leiter des Wasserwirtschaftsamts Nürnberg. Wolfgang Jank vom Amt für Landwirtschaft in Roth nannte die Wassersituation sogar "beängstigend". Nach Erkenntnissen des Landratsamts hat dies im Landkreis Roth zu heftiger Konkurrenz und gegenseitiger Beschuldigung geführt. "Wir hatten noch nie so viele Anzeigen und Hinweise auf angeblich rechtswidrige Wasserbauten", erklärte Eckstein.

Der Landrat rief deshalb zu mehr Verständigung und Solidarität der Teichwirte untereinander auf. "Es ist anscheinend leichter, die Behörden einzuschalten, denn offenbar kann man nicht mehr miteinander reden", stellte Eckstein fest. Zugleich regte er Notfallmaßnahmen für die Zukunft an. "Der Klimawandel ist Realität."

Gegen Niedrigwasser und Trockenheit müsse man sich durch einen Vorwarndienst ebenso wappnen wie gegen Starkregen und Hochwasser, bestätigte Ulrich Fitzthum die Forderung des Landrats. Notabfischungen und eigene Becken zur Haltung seien dazu nötig. Ferner erfordert die warme Witterung laut Vorstandsmitglied Hans Breindl eine vorsichtige Dosierung der Fütterung. "Sonst kann der Teich umkippen", warnte Breindl.

Ferner entbrannte ein kurzer Streit über die Kormoranbelastung im Jahre 2015. Während Geschäftsführung und Vorstand der Teichgenossenschaft von geringeren Zahlen und weniger Schäden sprachen, legten Vertreter des Fischereivereins Zahlen vom Rothsee vor und bestritten diese Sichtweise. "Natürlich sind es zu viele, aber es ist Besserung in Sicht", so die Führung der Teichgenossen.

Damit zeigten sich die Vertreter des Fischereivereins allerdings nicht zufrieden. "Es werden immer mehr", schilderten sie die Ergebnisse ihrer Zählungen und forderten die Jäger auf, mehr Kormorane zu schießen. "Bayern braucht Berufsjäger" lautete ihre Parole. Ein Teichwirt aus Bernlohe stützte indes die Einschätzung des Vorstandes. "2014 gab es bei mir große Ausfälle, 2015 sind alle eingesetzten Tiere groß geworden", erklärte er.

Bei den Grußworten hatte der Rother Bezirksrat Robert Gattenlöhner seinen großen Auftritt. Mit einer eigens mitgebrachten Miniaturausgabe einer fränkischen Flagge forderte er deren Einsatz auf den Karpfen in Gastwirtschaften Mittelfrankens. "Überall stecken weiß-blaue, also bayerische Fahnen drin, das sollten wir ändern", sagte Gattenlöhner. Schließlich sei der Karpfen ein typisch fränkisches Produkt.

Bundestagsabgeordnete Mar-lene Mortler (CSU) sicherte den Teichwirten Unterstützung zu. Sie versprach insbesondere, ihre Stimme gegen Einschränkungen bei der Bewirtschaftung zu erheben. "Wo sollen die vielen Vorschriften noch hinführen, das muss vom Kopf auf die Füße gestellt werden", sagte Mortler. Walter Schnell, Bezirksrat und Kammersteiner Bürgermeister, betonte ebenfalls die Bedeutung der Teichwirtschaft für das Gesicht der Landschaft in Mittelfranken. "Danke für den Erhalt", erklärte er in Richtung der Teichwirte.

Der Thalmässinger Bezirksrat Ernst Schuster (SPD) sprach weitere Fressfeinde des Karpfens an, die die Teichwirtschaft jüngst zusätzlich erschweren. "Biber, Fischotter sowie Grau- und Fischreiher nehmen deutlich zu", stellte Schuster fest. Der Schwabacher Bürgermeister Roland Oeser (Grüne) rief zu ökologischer Besonnenheit auf. "Es muss das Ziel sein, für ein Gleichgewicht zu sorgen, bei dem alle zu ihrem Recht kommen." Verbraucher und Politik könnten die Teichwirte unterstützen und damit zum Erhalt der Kulturlandschaft beitragen, war der Schwabacher Bürgermeister überzeugt.