Schrobenhausen
Technik an allen Ecken und Enden

MBDA Deutschland im Hagenauer Forst gewährt einen Blick hinter die Kulissen

17.03.2017 | Stand 02.12.2020, 18:28 Uhr

Simulationen, Tests, Fabrikation: Das Spektrum der Tätigkeiten im Gewerbegebiet Hagenauer Forst ist enorm vielseitig. Oben rechts: der Enforcer. - Fotos: MBDA Deutschland

Schrobenhausen (SZ) Einen Blick hinter die Kulissen gibt es bei MBDA Deutschland nicht sehr häufig. Nicht umsonst schließt ein hoher Zaun das Werksgelände im Hagenauer Forst ein. Jetzt machten die Verantwortlichen eine Ausnahme.

Was hier entsteht, wird nicht jedem schmecken. Manche stellen Rüstung infrage, für andere steht die Notwendigkeit außer Frage. Niemand hier macht einen Hehl daraus, worum es bei dem Schrobenhausener Unternehmen geht. Die Menschen, die hier beschäftigt sind, arbeiten hier gerne, das belegen etliche Umfragen. Die Gebäude mitten im Wald wirken eher wie ein Universitätscampus. Hier spielt sich eine ganz andere Welt ab, abgeschirmt von all dem Trubel da draußen. Das Gefühl, sich in einem Rüstungsunternehmen zu befinden, kommt nicht auf.

Im Anschluss an die Jahrespressekonferenz (wir berichteten) von MBDA gab es eine Führung und Vorführungen. Sehr offen und transparent. Nur selbst Fotos machen darf man aus Sicherheitsgründen nicht. Es geht los.

Peng. Volltreffer. Jochen Dehner trägt einen Enforcer auf der Schulter, konzentriert sich auf das Ziel, das auf eine Leinwand projiziert wird. Die Simulation mutet ein bisschen an wie ein Ego-Shooter-Computerspiel. Peng. Getroffen. Das Auto auf dem Bildschirm fliegt in die Luft.

Der Enforcer ist eine der jüngsten MBDA-Entwicklungen. Ein Kleinflugkörper, der es für die Infanterie leichter machen soll, bewegte Ziele, schnell und präzise zu treffen. Miniraketen, die von der Schulter aus gestartet werden. Mit einer Reichweite bis zu 2000 Meter und einem Gewicht von nur 6,5 Kilogramm kann der Enforcer von einem Soldaten allein transportiert und bedient werden. 2018 möchte die MBDA Deutschland mit dem Enforcer in die Qualifikation und die Serienvorbereitung gehen.

Ein Gegenstück zur kleinen Variante ist Meads, das Raketenabwehrsystem, das Ziele auch dann trifft, wenn sie aus unterschiedlichen Richtungen gleichzeitig anfliegen. In der Integrationshalle, die 2012 gebaut wurde, befinden sich Panzer in Bundeswehrfarben. Man bekommt das in Schrobenhausen so gut wie nicht mit, dass so etwas ja auch einmal angeliefert worden sein muss.

"Meads soll technische Fähigkeiten und die deutsche Industrie zusammenbringen", sagt Fachmann Markus Schüle in seinem Vortrag. Immer wieder ist die Rede davon, sich neuen Bedrohungsspektren anzupassen. Und es geht darum, dass Europa die technischen Fähigkeiten hat, sich souverän selbst zu schützen. Der Aufwand, der dafür nötig ist, ist offenbar enorm. In der Halle hängen Fotografien von der Testanlage in Freinhausen, die mittlerweile als eine der modernsten in Europa gilt. Die nächste Erweiterung ist bereits genehmigt.

Bedrohungen, ein Wort das an diesem Tag immer wieder fällt. Auch als Markus Martinstetter die Laserwaffen vorstellt, an denen MBDA Deutschland arbeitet. Seit 2007 beschäftigt sich die Technikschmiede im Hagenauer Forst intensiv damit. Die große Frage dahinter formuliert Markus Martinstetter so: "Wie bekomme ich es hin, einen Laserstrahl zu erzeugen, der so stark ist, dass er ein Ziel zerstören kann" Hunderte von Versuchen haben die Tüftler gemacht, um ihr Ziel zu erreichen. Mittlerweile ist man mit dabei, hat internationales Niveau erreicht. "Für mich ist es keine Frage, ob die Laserwaffensysteme kommen", sagt Martinstetter, "die Frage lautet, wann sie kommen." Er ist zuversichtlich, was das Genehmigungsverfahren anbelangt. Wichtig sei eine hohe Dynamik und ein präzises Trackingsystem.

Das ist alles Hightech. Das hört sich dann ungefähr so an: Der Laserdemonstrator hat eine High-Performance-Bildverarbeitung inklusive Gated Viewing. Das ist wichtig, damit der Laser auch bei Nebel funktioniert. Natürlich. Was sonst? Martinstetter zeigt ein Video von einem Laser im Testeinsatz. Unglaublich, wie schnell das militärische Ziel zerstört ist.

Die Technik von morgen ist im Hagenauer Forst schon Gegenwart. Draußen rauschen die Bäume des Hagenauer Forsts, und ein paar hundert Meter weiter in der Stadt bekommt man von all dem nichts mit.