Gerolfing
Tausendundeine Nacht in Gerolfing

Bauchtanzverein feiert am 19. Oktober sein 25-jähriges Bestehen mit einem großen Showprogramm

10.10.2013 | Stand 02.12.2020, 23:34 Uhr

Immer in Aktion für den Bauchtanzverein: Gründerin Ingrid Degl-mann trainiert auf zwei Abende verteilt sechs Gruppen.

Gerolfing (DK) Es findet sich in Ingolstadt wohl kaum ein Verein, in dem eine so geballte Ladung holder Weiblichkeit anzutreffen ist: Im Bauchtanzverein Gerolfing ist ein Mitglied bezaubernder als das andere, Nachwuchssorgen sind hier fremd. Und das seit nunmehr 25 Jahren. Einfach nur märchenhaft.

Herz und Seele des 110 Mitglieder zählenden Vereins ist Ingrid Deglmann, die seinerzeit die Mädchen im Dorf mit ihrer Begeisterung für Bauchtanz ansteckte. Dabei grassierte damals das Aerobic-Fieber. Doch die Gerolfingerin ließ sich nicht beirren, und als zwei Nichten sich von ihr Haremskostüme für den Fasching nähen lassen wollten, stellte sie eine Bedingung: „Dann müsst ihr auch Bauchtanz lernen.“

Gesagt, getan: Im November 1988 begannen fünf Mädels mit dem Training, um sich auf einen Auftritt beim Kinderball vorzubereiten. Die Gruppe nannte sich Sphinx. „Sogar morgens und abends beim Zähneputzen kreisten die Hüften im Einklang mit der Zahnbürste“, erinnert sich Ingrid Deglmann. Schwierig war die Beschaffung geeigneter Bauchtanzkostüme: „Wir haben notgedrungen Christbaumketten als Schmuck verwendet.“

Als Sphinx im Fasching auftauchte, hatte das nachhaltigen Einfluss auf das beschauliche Dorfleben. Plötzlich wollten alle Mädchen Bauchtanz lernen, und so entstand die zweite Gruppe Cleopatra. „Unsere Jüngste war damals fünf Jahre alt“, erzählt Ingrid Deglmann. „Inzwischen sind die Mädels erwachsen und tanzen schon seit 21 Jahren miteinander.“ Es kamen auch immer neue Gruppen dazu: Aladdin, Aylin, Isis (die einzige Gruppe, die mit erwachsenen Frauen startete), Osiris und Suleika. Es war wie ein Märchen aus Tausendundeiner Nacht – mitten in Gerolfing.

Die Mädchen waren natürlich ganz begierig darauf, ihre Künste und Kostüme zu zeigen, und so wurde 1996 das erste Bauchtanzfest unter freiem Himmel im Hof des Degl-mann’schen Anwesens in der Hangstraße veranstaltet. Auftritte beim Bürgerfest und bei den Kulturtagen kamen dazu, nicht zu vergessen die Einlagen bei Geburtstagen oder Hochzeiten. „Erst neulich wieder waren wir die Überraschungsnummer auf einer Feier – da sind die Gäste voll abgegangen“, erzählt Iris. „Vor allem die Kinder tanzen immer voller Elan mit.“ Franziska fügt hinzu: „Es ist einfach schön, wenn die Leute uns voll anstrahlen.“

Wenn die Zuschauer so begeistert sind, macht das Tanzen gleich noch mehr Spaß. Ingrid Deglmann konnte vor 25 Jahren natürlich nicht ahnen, dass ihre Leidenschaft für Bauchtanz so große Kreise ziehen würde. Auf zwei Abende verteilt trainiert sie inzwischen sechs Gruppen – ehrenamtlich, versteht sich. „Das wird immer mein Hobby bleiben.“ Der Keller der Deglmanns mutet an wie ein orientalischer Palast im Goldrausch mit seinen reich verzierten Spiegeln, transparenten Tüchern, perlenbestickten Kissen und Holzkamelen.

Wenn dann die Mädchen in ihren glitzernden Kostümen zu tanzen beginnen und ihre farbenfrohen Röcke, Schleier und Fächer schwingen, dann wirkt die Szene wie aus einer Erzählung von Scheherazade oder Sindbad. Nur, dass nicht orientalische Musik aus den Boxen erklingt, sondern Latino-Pop von Shakira oder den Disko Partizani. Annika bringt es auf den Punkt: „Bauchtanz kann man auf alles tanzen.“

Zurzeit proben die Mädels in neuen, raffiniert geschnittenen Kostümen den aktuellen Gemeinschaftstanz für das große Jubiläumsfest am Samstag, 19. Oktober, in der Schulturnhalle. Ingrid Deglmann – contergangeschädigt – schwingt immer vorneweg und gibt Kommandos: „Und jetzt Apfelpflücken.“

Das Showprogramm beginnt am Samstag um 15 Uhr mit einer Nachmittagsvorstellung, am Abend geht es ab 20 Uhr weiter bis in die Nacht hinein. Dazwischen sind Mitgliederehrungen und ein Festgottesdienst mit meditativem Tanz geplant. Den zelebriert Pfarrer Wolfgang Hörl, der zwar zwischenzeitlich nach Mittelfranken versetzt wurde, es sich jedoch nicht nehmen ließ, zum Jubelfest des Bauchtanzvereins nach Gerolfing zurückzukehren. „Schließlich“, betont Ingrid Deglmann, „ist der Herr Pfarrer unser größter Fan.“