Ingolstadt
Tanz der Buchstaben

Thekla Maria Peschl zeigt kalligrafische Bilder

23.09.2018 | Stand 23.09.2023, 4:19 Uhr
Poesie und Kalligrafie vereint die Künstlerin Thekla Maria Peschl filigran im Werk "Glück". −Foto: Schmeizl

Ingolstadt (DK) Kalligrafie ist nicht einfach nur Schönschreiben.

Kalligrafie ist Kunst. Und ein Ausdrucksmittel, um Botschaften weiterzugeben. Das merkt sofort, wer vor den Bildern von Thekla Maria Peschl steht, deren Ausstellung "ÜBER-SCHRIFTEN" in der Neuen Galerie "Das Mo" gestern eröffnete.

43 Exponate sind in der Schau zu sehen. Peschl gestaltet künstlerisch Zitate oder Gedichte von Persönlichkeiten, etwa von Mark Twain, Aristoteles, Konfuzius, Mahatma Gandhi, William Blake oder Buddha. Wer vor den kalligrafischen Arbeiten steht, meint, die Gelehrten würden zu einem sprechen und einem ihre Weisheit mit auf den Weg geben - ohne dabei lehrerhaft zu erscheinen.

Eindrucksvoll ist, wie sehr Typografie, Malerei und Poesie sich in den Werken der Künstlerin ergänzen und sich gestalterisch vereinigen, etwa bei den Werken "Die Welt in einem Sandkorn", "Der Kopf ist rund" oder bei der filigranen Arbeit "Glück". Dort scheinen Poesie und Kalligrafie geradezu zu einer Einheit zu verschmelzen. Die Bedeutung des Wortes "Glück" spiegelt sich hier in der Schriftart wider: Die Buchstaben scheinen zu tanzen, die Lettern sind nicht geradlinig, sondern purzeln über das weiße Blatt Papier und strahlen Lebensfreude aus.

Peschl arbeitet mit verschiedenen Sprachen und Schriftarten, unter anderem mit Fraktur, Antiqua, Runen, Textura oder Unizale, eine Majuskelschrift, die wahrscheinlich aus der älteren römischen Kursive entstanden ist. Die Kalligrafin hat aber auch ihre eigene Schrift entwickelt, die sie auf dem Bild "Je ne cherche pas" zeigt. In dicken, roten Lettern hat sie den berühmten Satz von Pablo Picasso kalligrafiert: "Je ne cherche pas, je trouve" - "Ich suche nicht, ich finde. "

So vielfältig wie die Schriften sind auch Peschls Schreibwerkzeuge, darunter Feder, Tusche, Tinte oder Holz. Sogar mit einem Eyeliner hat die Künstlerin schon einmal geschrieben.

In einer Zeit, in der alles, oder fast alles, digital geworden ist, mag für einige die Arbeit von Thekla Maria Peschl veraltet erscheinen. Das ist sie aber ganz und gar nicht. Im Gegenteil: Es kommt einem so vor, als hätte Peschl den Lettern auf dem Papier eine Seele eingehaucht, die den Betrachter berührt, die menschlich ist und die tiefer geht als jede noch so perfekte digitale Schrift.

Die Ausstellung "ÜBER-SCHRIFTEN" mit Arbeiten von Thekla Maria Peschl läuft noch bis 24. November in der Neuen Galerie "Das Mo", täglich geöffnet ab 10.30 Uhr.

Xenia Schmeizl