München
Süffig-spritzige Familienkomödie

"Bier Royal": ZDF-Zweiteiler über eine Münchner Brauerei

27.01.2019 | Stand 23.09.2023, 5:47 Uhr
Grandiose Besetzung: Gisela Schneeberger, Lisa Maria Potthoff, Michael Klammer, Robert Palfrader und Frank Pätzold (von links) in "Bier Royal", eine Familiengeschichte um das Erbe einer Brauerei. Mit dabei ist auch Marianne Sägebrecht. −Foto: Krause-Burberg/ZDF/dpa

München (DK) "Als die Produktion mich fragte, ob ich etwas über das Thema Bier schreiben möchte, war meine Antwort: Wenn ich etwas über Männer, die Bier brauen und Bier trinken, schreiben soll, bin ich die Falsche", erzählt Autorin Carolin Otto.

"Aber wenn es Frauen wären, die Bier brauen und Bier trinken, fiele mir sofort etwas ein. Frauen, die sich wie männliche Hauptfiguren verhalten dürfen: böse, witzig, intelligent, egoistisch, zart und ein bisschen verrückt. Keine dekorativen Beiboote, sondern aktive Heldinnen. Eine Mischung aus ,Kir Royal' und ,Denver Clan'. " Das ZDF hat dazu ja gesagt. Das Ergebnis ist der vergnügliche Zweiteiler "Bier Royal".

In dem kämpfen zwei Frauen aus zwei Generationen in einer Münchner Bier-Dynastie um das Erbe des verstorbenen Patriarchen Franz Hofstetter: dessen zweite Frau Gisela und Vicky, seine in den USA lebende Tochter aus erster Ehe. Geht es am Anfang nur um das Duell Stiefmutter gegen Tochter, so mischen bald schon viele andere mit - vom am Erbe beteiligten Halbbruder Patrick, der in einem Sarg nächtigt, über den gerissenen Brauereigeschäftsführer Dr. Maxlhuber, Vickys Mann und Ex-Basketballstar Dan Dawson, Bürgermeisterin Mangfall, den bodenständigen Betriebsrat Markus bis zur investigativen Lokalreporterin Renate Rottmann. Jeder mit jedem gegen jeden heißt es dann in der flotten und teilweise pointierten Komödie.

Denn Gisela Hofstetter, eine Natter vor dem Herrn, hat das Testament ihres Gatten kurz vor dessen Ableben gefälscht und beglaubigen lassen. Sie hält 49 Prozent an der Brauerei, Tochter Vicky und Sohn Patrick je 25, die Belegschaft ein Prozent. Doch Vicky lässt nicht locker, will Arnulfbräu mit frischeren Image und wirtschaftlich größer aufstellen: "biologisch, vegetarisch, nachhaltig". "I platz' glei", giftelt Gisela, hat sie doch mit Dr. Maxlhuber längst die Macht aufgeteilt und mit der Bürgermeisterin in bester Spezlwirtschaftstradition einen fetten Grundstücksdeal. Doch Vicky droht mit dem Verkauf ihrer Aktien an einen amerikanischen Global Player, so muss Gisela klein beigeben: statt Chefsessel bleibt ihr (vorerst) nur Aufsichtsratssitz und Büro unterm Dach.

Es geht um Bier und Macht, um Liebe und Eifersucht, um Intrigen und Seilschaften, um Rache und Affären, um Tradition und Moderne, um Stillstand und Aufbruch. Die Frauen sind schlau, intrigant oder verrückt, die Männer dekadent, gerissen oder treue Seelen.

Das ist über weite Strecken gut erzählt und flüssig inszeniert (Regie: Christiane Balthasar), aktuelle Anspielungen von Öko-Bier bis zur Oktoberfest-Zeltvergabe sind drin. Gisela Schneeberger als impertinente Gisela ist eine Wucht, Lisa Maria Potthoff als Vicky, Ro-bert Palfrader als Maxlhuber und Ulrike Kriener als "rote Renate" spielen stark. Doch der Komödie fehlt ein wenig das Boshaft-Bissige wie es Helmut Dietl in "Kir Royal" gezeigt hat, es fehlen die feinen, kleinen Blicke in die bayerische Seele wie sie Franz Xaver Bogner ("München 7", "Zur Freiheit") beherrscht. "Bier Royal" bleibt oft zu sehr an der Oberfläche kleben, ist dabei aber kurz-weilig-unterhaltsam. Ein TV-Gebräu, mal saftig und süffig, mal herb und spritzig, mal schal und dünn. Na dann, Prost!

"Bier Royal": Montag und Mittwoch, jeweils um 20.15 Uhr, ZDF.

Volker Bergmeister