Hamburg (DK
Strom wird teurer

Lichtblick-Studie: Höhere Netzgebühren lassen vielerorts die Energierechnung der Haushalte steigen

22.10.2014 | Stand 02.12.2020, 22:05 Uhr

Hamburg (DK) Vor wenigen Tagen erst hatte ein leichter Rückgang der EEG-Umlage Hoffnung auf stabile Stromkosten gemacht. Doch in vielen Regionen werden die Preise wegen steigender Netzgebühren weiter steigen. Aber auch Entlastungen sind möglich.

Mit einem Anstieg der Netzgebühren im kommenden Jahr werden auch die Strompreise für viele Verbraucher steigen. Das ist das Ergebnis einer Analyse des Energieanbieters Lichtblick, die gestern in Hamburg veröffentlicht wurde. Danach werden 24 von 33 großen Netzbetreibern ihre Gebühren anheben, nur wenige werden sie senken. Im Durchschnitt werde ein Haushalt mit einem Jahresverbrauch von 3000 Kilowattstunden Strom im nächsten Jahr rund 212 Euro netto Netzgebühren zahlen, 3,5 Prozent mehr als im Jahr zuvor.

Die Netzentgelte machen mehr als 20 Prozent des Strompreises aus. Sie sind regional sehr unterschiedlich und reichen bei den von Lichtblick untersuchten Stromversorgern von 147,25 Euro (Wesernetz Bremen) bis zu 305,58 Euro (Edis AG – Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern).

Die stärkste Steigerung der Netzentgelte mit 18,8 Prozent auf 269,05 Euro ist bei der Schleswig-Holstein Netz AG zu verzeichnen. Ursache sei vor allem der Ausbau der Windenergie in Schleswig-Holstein, sagte Firmensprecher Ove Struck. In dem Land seien mittlerweile rund 6000 Megawatt (MW) Leistung installiert, während der Bedarf bei lediglich 1500 MW liege. Die Zahl der Kraftwerke sei von 30 auf 30 000 gewachsen. Für den Netzbetreiber bedeute das einen Kraftakt, der hohe Investitionen erfordere, so Struck.

In der Region Ingolstadt kommt es der Lichtblick-Studie zufolge zur Jahreswende bei der N-Energie Netz GmbH zu einer Steigerung der Netzentgelte um 1,04 Prozent auf dann 174,28 Euro. Entlastungen winken den Haushalten laut Untersuchung dagegen bei der LEW Verteilnetz GmbH um 0,59 Prozent auf 211,49 Euro sowie bei der Bayernwerk AG (Eon) um 1,68 Prozent auf 193,20 Euro.

Lichtblick kritisierte die steigenden Kosten für den Stromtransport. „Im Windschatten der Energiewende drehen die Netzmonopolisten erneut an der Preisschraube“, sagte der Vorsitzende der Geschäftsführung, Heiko von Tschischwitz. Dabei gebe es keine Investitions- und Kostentransparenz für die Verbraucher. „Die Politik muss für schärfere Kostenkontrolle sorgen.“ Struck entgegnete, die Kontrolle werde durch die Bundesnetzagentur ausgeübt, die alle Entgelte für die Netzbetreiber prüfen und genehmigen müsse.

Der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) rechnet auch in Zukunft mit weiter steigenden Nutzungsentgelten für die Stromnetze. „In den nächsten zehn Jahren sind wegen des Zubaus von dezentralen Fotovoltaik- und Windenergieanlagen Investitionen von rund 25 Milliarden Euro allein in die Verteilnetze notwendig“, teilte der Verband mit.

Die Landtagsfraktionen der Grünen in Ostdeutschland und Bayern haben sich vor Kurzem für ein bundesweit einheitliches Nutzungsentgelt ausgesprochen. Die Verbraucher im Osten und in strukturschwachen Regionen im Westen seien mit den höchsten Nutzungsentgelten belastet und hätten deshalb auch die höchsten Strompreise zu bezahlen. Das habe eine Studie des Leipziger Instituts für Energie ergeben.