Strikte Auflagen für Viehzüchter

05.09.2007 | Stand 03.12.2020, 6:31 Uhr
Zunge mit markantem Blaustich: Dieses Rind in Nordrhein-Westfalen ist mit dem Virus infiziert, das nun in Bayern grassiert. −Foto: dpa

Ingolstadt (sic) Unterfranken ist weit, aber für einige Viehzüchter in der Region 10 leider nicht weit genug: Nachdem vor kurzem in den Kreisen Aschaffenburg, Bad Kissingen und Hassberge Fälle der Blauzungenkrankheit bei Rindern aufgetreten sind, wurde als erste Schutzmaßnahme im Umkreis des Orts Zell am Main eine Beobachtungszone mit einem Radius von 150 Kilometern eingerichtet.

Die für den Menschen ungefährliche Blauzungenkrankheit kam aus Nordrhein-Westfalen, wo aktuell fast 850 Infektionen gezählt werden, nach Bayern. Nach Ansicht der Landestier?ärztekammer breitet sich die Seuche, die ausschließlich über Blut saugende Stechmücken übertragen wird, "massiv aus". Tiere aus der Beobachtungszone dürfen nur noch mit der Genehmigung des zuständigen Veterinäramts ausgeführt werden. In der Praxis bedeutet das eine langwierige und komplexe Prozedur, wie der Ingolstädter Tierarzt Dr. Rupert Ebner erklärt: "Es muss sich nun jeder darauf einstellen, dass er seine Tiere nicht mehr einfach so einladen und wegfahren kann."

Züchter, die ihre Tiere aus der Beobachtungszone bringen wol?len, sind dazu ver?pflichtet, sie mit einem Insekten abwehrenden Medikament zu behandeln. Danach müssen sie eine Blutprobe ins Labor schicken. Dabei gebe es zwei Möglichkeiten, erklärt Ebner: "Das Blut wird auf Viren geprüft. Diese Untersuchung ist teuer und es dauert in etwa 14 Tage, bis ein Ergebnis vorliegt." Als Alternative kann ein Nachweis von Antikörpern vorgenommen werden. Dieser Test ist laut Ebner wesentlich billiger, doch dafür müsse man rund vier Wochen auf einen Befund warten.

Doch es kann noch schlimmer kommen: Sollte die Beobachtungszone auf ganz Bayern ausgeweitet werden, befürchtet Ebner fatale Folgen: "Dann würde der Export kollabieren!"

Der Ausbruch der Blauzungenkrankheit überrascht den Tierarzt sehr. "Es war bislang völlig unvorstellbar, dass diese Seuche zu uns kommt! Wir haben immer gedacht, dass die Alpen da eine hundertprozentige Grenze bilden." Ihren Ursprung habe die Tierkrankheit nämlich in Afrika, und deshalb "sollten die Temperaturen bei uns eine Ausbreitung des Erregers eigentlich nicht zulassen", sagt Ebner. Eigentlich. Jedoch: Jetzt ist sie da. Doch auch Tierarzt Ebner weiß zu beruhigen: "Für den Menschen hat diese Krankheit keine Auswirkung!"