Aichach
Streit um Parkplatz endet tödlich

Polizist erschießt in Aichach einen Mann, der mit einer Axt auf einen Nachbarn und die Beamten losgegangen ist

07.05.2012 | Stand 03.12.2020, 1:31 Uhr

−Foto: dapd

Aichach (DK) Es ging nur um einen Parkplatz, aber der Streit eskalierte – am Ende war ein Mann tot. Der 47-Jähriger hatte am Sonntagabend in Aichach erst seinen Nachbarn, dann die Polizei mit einer Axt angegriffen. Ein Polizist schoss – mutmaßlich in Notwehr – auf den Mann und verletzte ihn tödlich.

Fernsehteams, Fotografen und Reporter bevölkerten gestern den Hof der Wohnanlage an der Gartenstraße in Aichach, Nachbarn erzählen, was sie von dem Geschehen am Sonntagabend mitbekommen haben. Von seiner Wohnung im ersten Stock soll der 47-jährige Djordjo A. gegen 17.30 Uhr einen 22-jährigen Nachbarn, der im selben Haus wohnt, beschimpft und aufgefordert haben, seinen Wagen von einem Parkplatz wegzufahren.

Dabei, so sagt ein Nachbar, habe Djordjo A. selbst gar kein Auto gehabt und auch keinen Stellplatz bezahlt. Warum er sich so aufgeregt hat, dass der Streit wenig später auf dem Hof fortgesetzt wurde, weiß auch er nicht. Der Streit sei zunächst weitergegangen, lautstark, deshalb wurden die Nachbarn aufmerksam. Dann habe Djordjo A. eine Axt – „eine richtige Axt, kein Beil“, sagt ein Zeuge – in der Hand gehabt und sei auf den Nachbarn losgegangen.

Der konnte sich in den Nachbareingang flüchten. Dreimal schlug der 47-Jährige auf die Holztür ein, wie „Schüsse“ hätten die Schläge geklungen, sagt ein Nachbar. Die Spuren an der Tür kann man noch sehen.

Als die alarmierte Polizeistreife eingetroffen war, hätten die Beamten mehrfach gerufen und Djordjo A. aufgefordert, aus seiner Wohnung, in die er sich mittlerweile zurückgezogen hatte, herauszukommen. Als er sich weigerte, setzten die Polizisten ein Brecheisen ein, um die Wohnungstüre zu öffnen. Schon in diesem Moment habe Djordjo A. versucht, mit der Axt durch die Tür zu schlagen, habe diese Sekundenbruchteile später aufgerissen und sei mit erhobener Axt auf die Polizisten zugestürmt. Einer der Beamten, ein Oberkommissar, habe daraufhin seine Waffe gezogen und einen Schuss abgefeuert. Djordjo A. wurde in die Brust getroffen und brach zusammen. Die Beamten versuchten eine Reanimation, und Djordjo A. wurde ins Krankenhaus Aichach gebracht, wo er eine Stunden später starb.

Der 47-Jährige habe zurückgezogen gelebt, sei aber sehr aufbrausend gewesen, sagen Nachbarn. Auch andere Bewohner der Anlage beschreiben ihn als aggressiv, schon bei Kleinigkeiten konnten bei ihm die Sicherungen durchbrennen. Es habe häufiger Streit gegeben, die Polizeistreifen wurden immer wieder in der Wohnanlage gesehen. Der getötete Bosnier habe in der Wohnung alleine gelebt. Von seiner Frau sei er schon länger geschieden, Arbeit habe er nicht gehabt. Ein Bruder und zwei Schwestern leben ebenfalls in Aichach.

Der Polizist, der den tödlichen Schuss abfeuert hat, wird offenbar psychologisch betreut und ist nun krankgeschrieben. Üblicherweise ist er bis zum Ende der Ermittlungen vom Dienst freigestellt, ob das auch in diesem Fall so ist, konnte die Staatsanwaltschaft noch nicht abschließend bestätigen, sie geht aber davon aus. Wie Christian Engelsberger von der Augsburger Behörde in diesem Zusammenhang bestätigte, wurde die Dienstwaffe für die notwendigen ballistischen Untersuchungen eingezogen.

Wie in solchen Fällen üblich, werden die Vorermittlungen nicht von der örtlichen Polizei durchgeführt, sondern von einer außenstehenden Dienststelle, im aktuellen Fall von der Kripo Ingolstadt. Damit werde ein Höchstmaß an Objektivität garantiert. In diesen Vorermittlungen soll die sogenannte „Rechtmäßigkeit der Schussabgabe“ geklärt werden. Im Klartext: Die federführende Augsburger Staatsanwaltschaft muss darüber informiert werden, ob eine eindeutige Notwehrsituation für den Beamten vorgelegen habe. Nach den bisherigen Erkenntnissen sei dies der Fall, ließ Engelsberger durchblicken, doch werde seine Behörde den Ergebnissen der Untersuchung nicht vorgreifen.