Ingolstadt
Streicher satt

Frühjahrskonzert des Ingolstädter Kammerorchesters im Festsaal

01.05.2017 | Stand 02.12.2020, 18:13 Uhr

Ingolstadt (DK) Liebhaber des klassischen Streichorchesters kamen am Samstagabend im Ingolstädter Festsaal auf ihre Kosten: Das Ingolstädter Kammerorchester präsentierte bei seinem Frühjahrskonzert geballten Streichersound aus verschiedenen Epochen und zeigte sich bei den schnellen Sätzen in den Läufen stark.

Felix Mendelssohn Bartholdys "Streichersinfonie Nr. 2 in D-Dur" ging das Orchester rasant und selbstbewusst an. Dirigentin Kathrin Schiele-Kiehn hielt die Musiker bei den Unisono-Passagen gut zusammen. Auch im getragenen "Andante" konnte das Orchester rhythmisch überzeugen: Die ersten und zweiten Violinen flochten ein Kanonmotiv gesanglich ineinander. Läufe über Läufe hatte das Ensemble im "Allegro vivace" zu meistern. Das Orchester spielte auch diesen Satz sehr rasch, sodass er lebhaft wirkte, jedoch ein bisschen Attacke vermissen ließ.

Lebhaft gestaltete das Orchester auch die "St. Paul's Suite" aus der Feder von Gustav Holst. Inspiriert von englischen Tanzweisen hatte der Komponist die Suite der Schule gewidmet, deren langjähriger Musikdirektor er war. Für den wiegenden Rhythmus der "Jig" hatte Kathrin Schiele-Kiehn wieder ein rasches Tempo gewählt, sodass die Finger der Musikerinnen und Musiker bei den Tonleiter-Motiven nur so über die Saiten flogen. Auch beim zweiten Satz, dem "Ostinato: Presto", ging es mit musikalischer Rasanz zur Sache, sodass für manche musikalische Feinheiten fast keine Zeit blieb. Diese konnten die Musiker sich beim "Intermezzo: Andante con moto" nehmen. Über den klaren Pizzicati ihrer Streicherkollegen konnte Konzertmeisterin Marlene Donaubauer ihr Können in verschiedenen Soli zeigen: Gefühlvolle Melodien, die sie auch in extremen Höhen noch sauber meisterte. Im finalen Satz stand dann wieder der Tanz im Vordergrund: Der von Holst verarbeitete Dargason, ein alter englischer Tanz, wurde vom Ingolstädter Kammerorchester lebhaft und ansteckend vorgetragen.

An ungewöhnlichere Melodien wagte sich das Ensemble bei "Fuga Y Misterio" von Astor Piazzolla aus der Tango-Oper "María de Buenos Aires". Die Bratschen begannen das Stück energisch mit einer Solomelodie, die sie an die anderen Streicher weiterreichten: Rhythmisch gelang ihnen das sauber, in die schwierigen Harmonien hatte sich das Orchester stellenweise nicht ganz eingehört.

Beim finalen "Konzert Nr. 3 für Violine und Orchester in G-Dur" von Wolfgang Amadeus Mozart bekam das Ingolstädter Kammerorchester zusätzlich Streicher-Verstärkung: Elisabeth Lindner übernahm den Solopart. Die 22-jährige Violin-studentin aus Arnsberg meisterte ihren Part solide. Das Orchester begleitete ihr Solospiel rhythmisch gut, wenn auch an manchen Stellen sehr mächtig. Gerade die lebhaften Ecksätze, das "Allegro" und das weltbekannte "Rondo", gingen die Musiker wieder sehr schnell an. Ein wenig mehr Ruhe hätte der Lebhaftigkeit keinen Abbruch und auch dem Solopart von Elisabeth Lindner gutgetan. Das langsame "Adagio" hatte davon genug, sodass die Solistin dort mit warmem Ton und gut ausgespielten Melodien glänzen konnte. Von den Zuschauerrängen kam dafür langer und lauter Applaus, der dem Publikum noch Zugaben von Solistin und Orchester bescherte - ein passender Ausklang für einen schönen Streicherabend.