Ingolstadt
Die Magie der Trommeln

Frenetischer Applaus für Wadokyo beim Weltenklang-Festival

01.05.2017 | Stand 02.12.2020, 18:13 Uhr

Herzschlag des Lebens: Wadokyo präsentierte japanische Trommelkunst im Kulturzentrum neun. - Foto: Erl

Ingolstadt (DK) Die Macht der dicken japanischen Trommeln ist unwiderstehlich, selbst wenn sie in einem technisch-nüchtern geprägten Saal wie in der Halle neun auf die Zuhörer einwirken. Die vier Frauen und vier Männer an der Seite des Gründer- und Trainerduos Jeanette Petersen und Frank Dubberke von der Gruppe Wadokyo - The Power of Drums aus Düsseldorf wissen um diese Magie.

Ihre dicken Trommeln - nichts anderes bedeutet das japanische Wort Taiko - sind auf der Bühne aufgebaut, und die Stuhlreihen davor sind am Freitagabend zu diesem ganz besonderen Konzert im Rahmen des Weltenklang-Festivals ausverkauft.

Doch erst einmal wird es dunkel, Didgeridooklänge wabern durch den Raum. Und unvermittelt tanzen leuchtende Trommelschlägel in einer ausgefeilten Choreografie durch das dunkle Nichts und dreschen kraftvoll auf die dicken Trommeln ein. Allein schon der Auftakt lässt die Magie dieser traditionellen asiatischen Trommelkunst spüren. Die fünf mitreißend dynamisch agierenden Damen und Herren hinter ihren bierfassgroßen Trommeln vermitteln im Wirbel der überlauten Rhythmen aber weit mehr als nur den Spaß und die Hingabe an diese ganz eigene Klangwelt. Sie bearbeiten ihre dicken Trommeln mit geradezu selbstvergessener asiatischer Kampfsportphilosophie. Dynamisch, diszipliniert und mit vollem Körpereinsatz. Frank Dubberke gibt immer wieder mal Hinweise zur Bedeutung einzelner Trommelsequenzen. "Mitchi" ist so eine traditionelle Rhythmusform, die für ein Beisammensein für manchmal auch nur wenige Stunden steht. Unkundige mögen sich schwertun, die Nuancen im Wirbel der Schlagstöcke und der gespannten Felle zu unterscheiden. Alle gemeinsam aber spüren die gewaltige Dynamik und den Sog aus der Anziehungskraft, der wie eine Urgewalt von der Bühne ins Publikum bricht.

Faszinierend in all der dröhnenden Mächtigkeit ist die Präzision, mit der die zehn Menschen in einem eigenen Kosmos agieren. Egal ob sie die dickbauchigen Ungetüme mit armdicken Hölzern, zierlicheren Sticks oder auch mal mit Baseballschlägern bearbeiten - kein Schlag fällt außerhalb des engen Rhythmusfensters. Die Beats gehen durch Mark und Bein und ziehen das Publikum in einen magischen Bann.

Die Trommler agieren dabei so leichtfüßig, dynamisch und mit solcher heiterer Strahlkraft, als wäre ihre Trommelkunst nicht zugleich auch Kraft- und Konzentrationssport auf Hochleistungsniveau. In einem der vielen Highlights agiert der Chef solo auf der Bühne. Das runde Fell der ganz dicken Trommel ist in leuchtendem Rot angestrahlt - so wie die aufgehende Sonne oder wie das Zentrum der japanischen Flagge. Diesem riesigen fellbespannten Kessel entlockt Dubberke eine erstaunliche Vielfalt an Klang und eine überraschende Palette an verfügbarer Lautstärke.

Die Macher von Wadokyo setzen in ihrem Bühnenprogramm natürlich nicht nur auf die Macht der Trommeln. Sie bieten dazu eine ausgefeilte und perfekt synchrone Choreografie samt stimmiger Lichteffekte. Das Publikum lässt sich gerne fesseln und restlos begeistern. Die fast atemlosen Akteure aus Düsseldorf kommen angesichts des frenetischen Applauses nach fast zwei Stunden Bühnenpräsenz nicht umhin, ein paar Zugaben anzuhängen.