Störche retten, Bauern verkuppeln

03.02.2008 | Stand 03.12.2020, 6:10 Uhr

Waidhofen (mpy) Gut 2100 Einwohner hat die Gemeinde Waidhofen – abgesehen von einem Tag alle zwei Jahre: Dann wächst die Gemeinde um den Faktor drei, mindestens. Tausende folgen der Einladung der Faschingsgesellschaft Paartal-Au Waidhofen, auch an diesem Sonntag.

"Wir tanken lieber auf unsere Weise!", steht auf einem der zahlreichen Bauwogn-Gefährte geschrieben, und das ist zugleich das Motto der meisten der rund 25 Teilnehmergruppen in diesem Jahr: Party! So toben sie auf ihren Gefährten, mal als Mexikaner, mal als Mallorciner, mal als Zigeuner, mal aus einem Tannenwald und blasen Wolfgang Petry & Co. in donnernden Phon-Stärken zu den Boxen hinaus. Mittendrin das Waidhofener Prinzenpaar Silke und Andy. Die beiden haben am Abend bei der anschließenden Fete in der Turnhalle zusammen mit Hot & Crazy noch viel zu tun, und tanzen sich auf einem der Wagen schonmal warm.

Die Lebensfreude ist ansteckend, und die Menschen an den Straßenrändern – viele tragen lustige Mützen oder Brillen, manche sind verkleidet – wippen oder tanzen mit, wenn sie nicht gerade versuchen, fliegende Bonbons oder Popcorntüten zu ergattern. Es gibt viel zu lachen, weil sich einige der Teilnehmer wirklich etwas einfallen ließen.

Störche schlagen zurück

Zum Beispiel die watschelnden Störche mit roten Gummihandschuhen als Füße. Die hier haben offenbar den Angriff des Bundes Naturschutz überlebt, der einst eine Webcam auf dem Schrobenhausener Rathausdach installierte, was den Tod eines Jungstorchs zur Folge hatte. Zur Strafe müssen die Naturschützer jetzt das Rathausdach samt Webcam durch Waidhofen ziehen. Ganz schön anstrengend. Was die Störche fordern, ist klar: "Kein Big Brother!"

Unklar bleibt hingegen, was genau der Bauwogn Langenmosen meint, der "Schromlachia: Wir sind die schönster Tänzer" an seine Bordwand geschrieben hat. Heißt das, alle schönen Schromlachia-Tänzer kommen aus Langenmosen? Oder: Nur die Tänzer sind schön, die Tänzerinnen aber nicht, weil die hübschen Mädels ja rausgeekelt wurden und jetzt bei der Narwalla mit Ministerpräsident Beckstein tanzen (siehe Samstagsausgabe)? Man weiß es nicht genau.

Eindeutig ist allerdings die Botschaft jener Herrschaften, die ein Mofa auf ihr Dach geschraubt haben: "Manche haben so viel Geld, die geben Feuer noch mit Benzinfeuerzeug!" Wer ko, der ko. Die teuren Spritpreise sind mehrfach ein Thema, auch der Klimawandel.

Furthi kam nicht

Und natürlich "Bauer sucht Frau". Hier bewerben sich die Herrn der Schöpfung mit viel versprechenden Fotos und Lebensläufen, da rennen die Damen vom Frauenbund einer RTL-Fernsehkamera hinterher und hoffen offenbar, einen der Bauern abzukriegen. Ob’s geklappt hat, stand bei Redaktionsschluss noch nicht fest.

Einer der Bauer-Sucht-Frau-Wagen kommt aus Klenau; den Furthi, der gleich um die Ecke wohnt, haben die Macher aber nicht dabei. "Der is in Stoakircha!", heißt es. Also kein Promi-Faktor in Waidhofen.

Und auch keinen Wahlkampf: Der ist in Waidhofen vier Wochen vor dem Urnengang Fehlanzeige. Der Mega-Palast, der das geplante Bürgerhaus samt Sepp Lechners lustiger Paragrafenstube zeigt, ist auch schon der einzige kommunalpolitische Beitrag.

Große Politik machen die Lokführer. Die verstehen keinen Spaß und machen ernst. Minutenlanger Sitzstreik, Trillerpfeifen, Kampfparolen, da kann die Lokomotive hinter ihnen tuten, so lang sie will. Und der Rest vom Zug auch. Am Ende geht’s aber doch weiter und von da aus bis tief in die Nacht in die Turnhalle. The same procedure as every year.