Blick nach Amerika

03.02.2008 | Stand 03.12.2020, 6:10 Uhr

Die US-amerikanische Künstlerin Shoshanna Ahart entstammt eine politisch aktiven Familie. Über die neuesten Entwicklungen hält sie sich per Internet und Telefon auf dem Laufenden. - Foto: baj

Eichstätt (EK) Der US-amerikanische Wahlkampf wird von den meisten Bürgern hierzulande eher mit beiläufigem Interesse verfolgt, doch einige Eichstätter gibt es, die den für Außenstehenden oft schwer zu durchschauenden Vorwahlen große Aufmerksamkeit widmen.

Besonders auf den "Super Tuesday", also dem morgigen Dienstag, an dem in 24 Staaten Vorwahlen stattfinden, richtet sich jetzt der Blick von Dr. Joachim Mathieu, Lehrer am Gabrieli-Gymnasium. Die Schule pflegt einen regelmäßigen Austausch mit der West View Highschool in Portland, Oregon. Am 3. März ist es wieder soweit: GG-Schüler fahren für drei Wochen nach Portland und verbringen weitere drei Tage in Washington D.C. Mathieu ist zwar diesmal nicht dabei, organisiert den Austausch aber mit.

Seine Schüler im Leistungskurs Englisch und er beschäftigen sich tagesaktuell mit dem Wahlkampf. Hier lasse sich sehr gut das dortige Regierungssystem darstellen und mit der Kandidatur eines Afroamerikaners, Barack Obama, auch Bezüge zu Malcolm X oder Martin Luther King und damit zur amerikanischen Bürgerrechtsbewegung seit den 60-er Jahren herstellen. So eifrig innerhalb der Klassen diskutiert wird, so sehr schärft er seinen Schülern ein, in den USA äußerst zurückhaltend mit politischen Äußerungen, besonders mit kritischen, zu sein. Das gebiete die Höflichkeit des Gastes.

Bei Michael R. Mazzarella würden Bush-Kritiker wohl offene Türen einrennen. Mazzarella studiert seit fünf Monaten an der KU Germanistik. Er stammt aus Virginia, einem mittlerweile eher liberalen Staat und ist alles andere als glücklich über das sinkende Ansehen seines Landes in weiten Teilen der Welt. Schuld daran sei die Regierung Bush.

Der Wahlkampf beschäftige die amerikanische Öffentlichkeit in besonderem Maß, bestätigte der Student. Allerdings findet er, dass die falschen Themen im Vordergrund stehen. Die Diskussion über Geschlecht oder Hautfarbe eines Bewerbers seien Nebensache, ebenso die Frage, wie ein Kandidat zur Homo-Ehe steht. Über solche sozial-moralischen Themen würde heiß debattiert, doch objektiv wichtiger seien ökonomische Themen, die Außenpolitik, explizit der Irakkrieg, und Umweltpolitik, findet Mazzarella.

Dass die Republikaner Chancen haben, kann er sich nicht vorstellen, "wegen Bush". Außerdem seien die republikanischen Kandidaten derzeit weit von den realen Problemen entfernt, außer einem: John McCain. In diesem Zusammenhang kann der Student die Kritik der Europäer an den USA verstehen. Allerdings: "Die EU meckert viel, aber sie hat auch mehr Kraft als früher, deshalb sollte sie ihre Möglichkeiten besser einsetzen."

Aus einem politisch geprägten Milieu entspringt die in Eichstätt lebende Künstlerin Shoshanna Ahart. Ihre Eltern setzen sich regelmäßig als Wahlhelfer für die Demokraten ein und sie selbst lebte 15 Jahre in Washington D.C., "zehn Minuten vom Weißen Haus".

"Dort gibt es eigentlich nur ein Gesprächsthema: Politik", lächelt Shoshanna Ahart. Dabei neigen die Leute dort, Washington und die USA als "Zentrum des Universums" zu sehen, "und das ist ganz bestimmt nicht richtig." Seit sie vor fast fünf Jahren nach Deutschland gezogen ist, habe sich Amerika verändert, im negativen Sinn. Die Nation sei gespalten und die Hauptaufgabe des neuen Präsidenten müsse es sein, die Menschen des Landes wieder zusammenzuführen. Überdies hätten Bush und seine Regierung dem amerikanischen System geschadet. "Wie die USA jetzt weltweit dastehen, ist schrecklich. Wir brauchen eine Regierung, die am Zusammenwachsen der Weltgemeinschaft arbeitet." Das könne eigentlich nur ein Demokrat. Wenn sie selber wählen könnte, würde sie für Obama stimmen. Aber da ihr Hauptwohnsitz in Deutschland liegt, ist Shoshanna Ahart, obwohl amerikanische Staatsbürgerin, von den Vorwahlen ausgeschlossen. Erst bei den "General Elections" darf sie ihre Stimme abgeben.