Thalmässing
Stieranhänger mutiert zu Stahlkoloss

Skulptur des Staufer Bildhauers Thomas Volkmar Held ziert Vorplatz des Thalmässinger Museums

13.05.2014 | Stand 02.12.2020, 22:42 Uhr

 

Thalmässing (HK) Sie ist groß, sie ist beeindruckend. Jetzt ist sie fertig und ziert den Vorplatz des Museums Fundreich in Thalmässing: die Stahlskulptur des Staufer Künstlers Tevauha alias Thomas Volkmar Held. Und sie hat schon einen Bewunderer: „Mir gefällt das gut“, sagt Landrat Herbert Eckstein.

Tevauha hat den kleinen Rinderanhänger zum Vorbild genommen, der 1983 bei Ausgrabungen in Landersdorf gefunden wurde; eine Replik des bronzenen Kleinods wird Jahr für Jahr an verdiente Heimatforscher im Landkreis Roth verliehen. Jetzt prangt das gute Stück in hundertfacher Vergrößerung vor dem Museum. Das Denkmal sei „ein zweiter Hingucker neben der Fassadenfarbe“, sagt Eckstein – angesichts der vielen früheren Diskussionen um das Grün etwas ironisch. Und doch wieder ernst: „Es zeigt: Es lohnt sich, ins Museum zu gehen.“

Rechtzeitig zum jährlichen Aktionstag an diesem Sonntag im Museum steht die Skulptur nun also und bildet damit laut Eckstein den Abschluss des gesamten Fundreich-Projekts. Dessen Ziel – die Gesamtkosten von 687 000 Euro wurden mit knapp 289 000 Euro mit Mitteln aus dem europäischen Leader-Fördertopf unterstützt – war es, den Museumsstandort Thalmässing mit den Grabungsplätzen in unmittelbarer Umgebung besser zu vernetzen. Das Museum wurde modernisiert, der bestehende archäologische Wanderweg in drei Themenwanderwege untergliedert. Und das bekannteste Ausstellungsstück steht nun als erlebbare Skulptur vor dem Haus am Marktplatz.

Ursprünglich sollte der Stieranhänger eine Replik aus Kunststoff werden, erzählt Tevauha. Doch als er Angebote eingeholt habe, habe er gemerkt: „Das wird teurer, als wenn ich es selbst mache.“ Und so hat er sich ans Werk gemacht – mit seinem bevorzugten Material: Stahl. Rund 700 Kilogramm wiegt die Skulptur nun, allein 60 Kilogramm davon sind Zink, mit dem der Stahl witterungsfest gemacht worden ist. „Wir hatten mit 30 Kilo gerechnet“, sagt Stephan Schäfer von der Feuerverzinkerei Wiegel in Denkendorf.

Verzinkt erschien der Stahl erst einmal sehr hell – was in Thalmässing zu heftigen Diskussionen führte, wie der Bildhauer mitbekommen hat. Eckstein findet das gut: „Kunst im öffentlichen Raum sollte immer diskutiert werden.“ Doch hat sich die erste Aufregung schon gelegt, schließlich hat Tevauha noch einmal Hand angelegt, sodass das Material heute dunkelgrau schimmert. Wie das vonstattenging, ist allerdings ein Berufsgeheimnis.

Und so sind die beiden Rinder auf dem Marktplatz weit mehr als eine Replik, wie sie doch eigentlich vorgesehen war. Nämlich ein „eigenständiges Kunstwerk“, wie Thomas Held betont. Der originale Anhänger ist nämlich im Ganzen gefunden worden – im Gegensatz zu vielen anderen Dingen aus der Zeit der Besiedlung durch die Kelten. Meist handelte es sich um Bruchstücke, die mühsam zusammengeflickt werden mussten. Beide Komponenten der Funde rund um Thalmässing hat der Künstler in seinem Werk vereint. Die großen Stiere sind nämlich so gearbeitet als seien sie aus einzelnen Stücken wieder zusammengesetzt worden. Der Künstler hat alle Teile innen und außen verschweißt. „Das ist ein Wahnsinn“, sagt Bürgermeister Georg Küttinger. Er wisse aus seinem früheren Beruf, wie anstrengend das sei. Mehr als ein halbes Jahr Arbeitszeit habe er investiert, bestätigt Tevauha.

Dafür ist es jetzt ein Werk fast für die Ewigkeit – was die Kunststoffreplik nicht unbedingt gewesen wäre. Gewöhnlich spreche man bei der Feuerverzinkung von einer Haltbarkeit von 80 bis 100 Jahren, erklärt Stephan Schäfer. „Hier ist aber so viel drin – das hält 200 Jahre.“ Gewähr gebe es jedoch nicht, so Tevauha mit einem Grinsen, „denn da sind wir beide nicht mehr da“.

Einen markanten Unterschied gibt es zwischen den großen Stieren und den kleinen: Der Ring des Originals, mit dem der Anhänger wohl an einem Band befestigt war, fehlt. Er wäre zu groß geworden, wenn Kinder die Skulptur erklettert hätten, hätten sie sich verletzen können. Dass die beiden Tiere überhaupt Stiere sind – in der Forschung geht man vom Anhänger als Fruchtbarkeitssymbol aus, Kuh und Stier sind vereint –, das verfügt der Landrat per mündlicher Verfügung: „Es heißt schon immer Stieranhänger, dann bleibt es auch beim Stieranhänger. Ich finde es gut, dass Thalmässing den Männern ein Denkmal baut.“