Kelheim
Stichwahlen mit überraschendem Ausgang

Christian Schweiger löst in Kelheim Horst Hartmann ab - Hannelore Langwieser unterliegt in Mainburg Helmut Fichtner

30.03.2020 | Stand 02.12.2020, 11:38 Uhr
  −Foto: Berlinski /Bruckmeier

Kelheim/Mainburg - Nach vielen Jahrzehnten mit FW- oder SPD-Bürgermeistern ist es Christian Schweiger am Sonntag gelungen, den Rathaussessel in Kelheim für die CSU zu erobern.

 

Am Fuße der Befreiungshalle, wo sich die Kandidaten der Christsozialen regelmäßig eine blutige Nase geholt hatten, schaffte es der 44-jährige Unternehmer auf Anhieb, den SPD-Amtsinhaber Horst Hartmann, der mit einem nur scheinbar beruhigenden Vorsprung von knapp sieben Prozentpunkten in die entscheidende Runde gegangen war, aus dem Sattel zu heben. Hartmann seinerseits hatte vor sechs Jahren den damaligen Bürgermeister Fritz Mathes (FW) bezwungen. Und davor war es wiederum Fritz Mathes, der Heinz Reiche (SPD) in die Wüste schickte.

Auf den Wahlverlierer warteten am Wahlabend wegen der Ausgangsbeschränkung die wenigen Zaungäste vergebens. Auch am Handy war Horst Hartmann für die Medien nicht erreichbar. Dies ist ein deutliches Zeichen dafür, wie tief der Stachel der Niederlage saß. Mit viel Enthusiasmus war der Kelheimer Rathauschef vor einem Jahr in den Wahlkampf gestartet. "Unsere Leistung verdient Vertrauen", rief er seinen Genossen bei der Jahresversammlung des SPD-Ortsvereins Ende März 2019 zu. Der Wähler sah das offensichtlich anders.

An der Seite von Frau Katja und Hund "Brösel" schlenderte Schweiger am Wahlabend über den Ludwigsplatz und steuerte auf das Rathaus zu. Dort ist der neue Arbeitsplatz des 44-jährigen Unternehmers, der sich über die ersten Glückwünsche freute. Ansonsten blieb der Kreis der Schaulustigen überschaubar, und auch der Wahlsieger zog bald wieder von dannen. Nicht zu einer Wahl-Party versteht sich, denn die muss in Zeiten des Coronavirus natürlich entfallen. Wenigstens bei ihm hatte sich Horst Hartmann zwischendurch gemeldet und ihm zum Wahlsieg gratuliert, ließ Schweiger wissen.

 

Auch die Stichwahl um die Besetzung des Chefsessels im Rathaus der Hopfenstadt Mainburg brachte eine faustdicke Überraschung. Der mit einem Rückstand aus dem ersten Durchgang ins Rennen gegangene Freie-Wähler-Kandidat Helmut Fichtner erhielt 52,12 Prozent der Stimmen und tritt damit die Nachfolge von Josef Reiser (SLU) an. CSU-Bewerberin Hannelore Langwieser blieb der Erfolg auch im vierten Anlauf versagt. Die Wahlbeteiligung lag bei 64,94 Prozent.

Wer auf den Wahlausgang wartete, der musste eine Portion Geduld aufbringen. Im altehrwürdigen Großen Sitzungssaal des Rathauses war wegen der Sicherheitsvorkehrungen im Zusammenhang mit der Coronakrise kein Public Viewing geboten, das die Bürger bei den vergangenen Wahlen rege in Anspruch genommen haben. Dennoch herrschte geschäftiges Treiben, wurde doch dort einer von drei Briefwahlbezirken von einem Drittel des auf 24 Personen reduzierten Teams der Rathausverwaltung im erforderlichen Sicherheitsabstand und mit Einweghandschuhen ausgezählt. Kurz nach 21 Uhr war dann das Ergebnis da: Die 65-jährige Langwieser konnte von 7051 Briefwählerstimmen lediglich 47,88 Prozent auf sich vereinen. Der Rest entfiel auf ihren 49-jährigen Herausforderer, der auf einen Sieg gehofft, aber nicht unbedingt davon ausgegangen war. Umso größer war die Freude. Der künftige Rathauschef selbst war sich der Schwere der Aufgabe durchaus bewusst. "Wenn man den Erfolg der CSU bei der Stadtratswahl als Maßstab nimmt, dann konnte ich nicht unbedingt mit diesem Sieg rechnen, noch dazu, wo ich mit einigem Abstand zurückgelegen habe. " Dass die Bürgermeisterwahl eine Persönlichkeitswahl ist, habe sich wieder einmal gezeigt. Ob dabei auch das Alter eine Rolle gespielt hat, wollte Fichtner nicht ausschließen. "Egal, mich freut dieser Erfolg narrisch. Ich danke allen, die mich in den vergangenen Monaten so großartig unterstützt haben; vor allem meiner Familie und meinen vielen Wahlkampfhelfern. Ich hoffe, dass ich dem Wählerauftrag gerecht werden kann. "

Die Verliererin hingegen war bedient, machte aus ihrer großen Enttäuschung kein Hehl. "Ich weiß nicht, was ich falsch gemacht habe", sagte sie unmittelbar nach Bekanntwerden des Ergebnisses. Dass sie den Vorsprung von fünf Prozent nicht über die Ziellinie bringen konnte, machte Langwieser schwer zu schaffen, schließlich habe sie einen fairen Wahlkampf geführt und wie immer alles gegeben. "Dass es wieder nicht gereicht hat, ist einfach nur bitter. "

DK