Ingolstadt
Stich in den Rücken

Landgericht muss sich mit dem Angriff eines Asylbewerbers auf seine Ex-Freundin beschäftigen

02.07.2018 | Stand 02.12.2020, 16:09 Uhr

Ingolstadt (reh) Nachdem der Prozess um die beinahe tödlichen Messerstiche bei einem aus dem Ruder gelaufenen Drogendeal in der Mercystraße in Ingolstadt am Freitag zu Ende gegangen ist, muss sich die 1. Strafkammer des Landgerichts seit gestern schon wieder mit einer Attacke mit einer Klinge beschäftigen.

In einem nicht minder spektakulären Fall geht es um einen Zwischenfall in der Neuburger Asylbewerberunterkunft vor etwas mehr als einem halben Jahr. Am 19. November griff dort ein heute 45-jähriger Nigerianer seine Ex-Freundin an und verletzte die Frau mit einem Stich schwerer. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm einen Totschlagsversuch und zusätzlich gefährliche Körperverletzung vor. Denn der Flüchtling hatte nicht nur seine damals 37-jährige Landsfrau, mit der er angeblich zwei kleine Kinder hat, sondern auch einen gleichaltrigen Mann verletzt, der im Nachbarzimmer die Schreie gehört hatte und zur Hilfe geeilt war. Mit anderen Asylbewerbern konnte er schließlich den Angreifer in die Flucht schlagen - allerdings trug der beherzt einschreitende Helfer eine Unterarmverletzung davon.

Davon berichtete er gestern zum Prozessauftakt. Auch das Opfer, dessen Verletzung mehr oder weniger folgenlos verheilt ist, und der Angeklagte wurden von Landgerichtsvizepräsident Jochen Bösl befragt.

Der 45-jährige Nigerianer rang sich dabei zu einem Geständnis durch. Bisher hatte er den Stich abgestritten, jetzt gab er die Tat erstmals zu - allerdings wies einen Tötungsversuch von sich. Laut Anklage ging dem Angriff mit einem Küchenmesser, das er seinem Opfer zehn Zentimeter tief in den Rücken stieß, ein Beziehungsstreit voraus. Deshalb geht die Staatsanwaltschaft nicht von einem Mordversuch aus.

Der Angeklagte war der Polizei nach seiner Flucht aus der Asylunterkunft nur wenig später ins Netz gegangen, als er im Krankenhaus bei seiner Ex-Freundin auftauchte.

Der Prozess gegen ihn wird heute mit den Aussagen weiterer Zeugen fortgesetzt. Am Donnerstag haben die Sachverständigen das Wort. Das Urteil ist für Freitag geplant.