Mühlried
Statt Ruhestand neuer Trainerjob

Sven Rechenauer wird ab der Fußballsaison 2020/21 für den SC Mühlried II verantwortlich sein

03.02.2020 | Stand 23.09.2023, 10:20 Uhr
Mit dem Trikot, das er in der Saison 2020/21 eigentlich gar nicht mehr tragen möchte: Sven Rechenauer (2. v. r.) - hier zusammen mit den drei Mühlrieder Fußball-Abteilungsleitern Johannes Koppold (r.), Heiko Krupa (2. v. l.) und Stefan Stohl (l.). −Foto: SC Mühlried

Mühlried - Er kann's einfach nicht lassen.

 

Sven Rechenauer ohne Fußball? Schlichtweg unmöglich. "Ich hatte es ja eine Zeit lang probiert - aber dann musste ich doch einsehen, dass es nicht geht", sagt der fast schon 50-Jährige - und lacht.

Ja: Im Sommer 2018, nach viereinhalb Jahren als Spielertrainer der DJK Sandizell, sollte eigentlich Schluss mit der aktiven Karriere sein. Draußen sitzen, in aller Ruhe den Jüngeren beim Kicken zusehen - so Rechenauers ursprünglicher Plan. Aber als in der zweiten Vertretung des SC Mühlried plötzlich Personalnot herrschte, juckte es doch wieder in seinen Beinen. Prompt half er bereits in der B-Klassen-Meistersaison 2018/ 19 zweimal bei den Blauweißen aus - um jetzt, in der laufenden Spielzeit der A-Klasse Aichach, gar schon wieder neunmal zum Einsatz gekommen zu sein. Insgesamt 612 Minuten auf dem Platz - so seine Ausbeute bis zur Winterpause. Und es spricht so gut wie nichts dagegen, dass im Frühjahr weitere hinzukommen.

"So lange ich benötigt werde, helfe ist gerne aus", bestätigt der Routinier. Ihm ist völlig egal, dass es aktuell überhaupt nicht gut für den SCM II aussieht, dass jener im Zwischenklassement lediglich an letzter Stelle liegt. "Unser Ziel ist weiterhin, den Klassenerhalt zu schaffen. Und wenn ich dazu meinen Teil beitragen kann, tue ich das", so der 50-Jährige.

Keine Frage, so ein "Hundertprozentiger" steht jedem Klub gut zu Gesicht. Und die Mühlrieder wissen in der Tat sehr wohl, was sie an ihren Sven haben - nämlich einen stets bis in die Haarspitzen motivierten Vollblutfußballer mit einer Unmenge an Erfahrung, dem auch das Miteinander außerhalb des Rasens eminent wichtig ist. Beziehungsweise einen, der von Jung und Alt gleichermaßen geschätzt wird. Da liegt es doch auf der Hand, ihn noch intensiver bei seinem Heimatverein einzubinden. Also handelte die Abteilungsführung jetzt - und verpflichtete Rechenauer als verantwortlichen Trainer für die zweite SCM-Mannschaft in der neuen Saison 2020/21.

"Aber nur als Trainer", betont der Oldie sofort - wieder mit einem schelmischen Grinsen im Gesicht: "Irgendwann muss es doch einmal gut sein. " Obwohl seine hartnäckigen Beschwerden im linken Knie mittlerweile erträglich geworden sind? Obwohl er weiterhin so eminent viel Lust am Kicken verspürt? "Ganz ehrlich, mir tut inzwischen nach jedem Spiel definitiv alles weh - nicht nur das linke Knie. Daher habe ich schon vor, ab dem Sommer nur mehr draußen zu stehen. "

Und falls es doch wieder Personalprobleme geben sollte? Bei dieser Frage lacht der 50-Jährige nur, eine Antwort bleibt er sicherheitshalber schuldig. Aber dass ihn die Aufgabe "Cheftrainer für den SCM II" mächtig reizt, gibt er schon gerne zu: "Ich kenne die Mannschaft ja ganz gut, kicke aktuell in ihr. Von daher weiß ich, dass sie aus lauter netten Kerlen besteht, mit denen einiges möglich ist. "

Trotzdem ist das Team aktuell nur Tabellenletzter in der A-Klasse Aichach - nach bislang 13 Niederlagen in 14 Saisonpartien. "Unser derzeitiger Coach Ferdinand Hofmann macht zwar schon seit Jahren einen Superjob - allerdings leidet er momentan unter einer sehr schlechten Trainingsbeteiligung, warum auch immer. Dadurch ging uns in der laufenden Spielzeit immer wieder der Dampf aus", berichtet Rechenauer traurig.

Dass gerade die jungen Fußballer mittlerweile ganz anders ticken als jene aus seiner eigenen Generation - der bald 51-Jährige (Rechenauer hat am 28. Februar Geburtstag) weiß es nur zu gut. "Aber dennoch komme ich bestens mit ihnen aus. Sie hören auf mich - aber auch ich habe absolut kein Problem damit, wenn sie mir etwas zu sagen haben", berichtet er: "Es geht auf dem Fußballplatz nur miteinander. Einmal ganz davon abgesehen bis ich im Vergleich zu früher schon deutlich ruhiger geworden. "

Und wieder lächelt Rechenauer. Es ist gerade diese sympathische, schelmische Art, die überall ankommt - nicht zuletzt bei der SCM-Fußball-Abteilungsführung, bestehend aus Stefan Stohl, Johannes Koppold und Heiko Krupa. Die Verhandlungen mit dem Trio beschreibt Rechenauer wie folgt: "Wir haben uns einfach mal zusammengehockt und über alles geredet. Danach war uns klar, dass das gut passen könnte. "

Krupa bestätigt dies: "Sven kennt unseren Verein in- und auswendig. Wir sind hundertprozentig davon überzeugt, dass er mit unserer zweiten Mannschaft ab dem Sommer super zusammenarbeiten kann. " Nur wo genau? "Wer uns kennt, der weiß, dass wir ehrgeizig genug sind, um in der laufenden Saison unbedingt noch den Abstieg aus der A-Klasse zu vermeiden", betont Krupa. Und dass Rechenauer hiebei noch ein paar Male auf dem Platz stehen wird, steht für ihn außer Zweifel: "Wer den Sven kennt, der weiß, dass er die Sporttasche immer dabei hat. " Weil es jener eben auch mit 50 Jahren einfach nicht lassen kann, dem Fußball hinterherzujagen.

SZ

Roland Kaufmann