Oberdolling
Statt Renovierung: Förderverein aufgelöst

27.08.2010 | Stand 03.12.2020, 3:44 Uhr

Schlossanlage im 19. Jahrhundert: Das Wasserschloss befindet sich rechts im Eck. Im Vordergrund ist die alte Brauereianlage zu sehen. Heute verläuft dort die Hauptstraße von Oberdolling.? Repro: DK

Oberdolling (DK) Es ist heute noch genauso baufällig wie vor sechs Jahren. Der damals mit großem Medienecho gegründete Förderverein zur Erhaltung des Oberdollinger Wasserschlosses ist aufgelöst. Laut der früheren Vorsitzenden Elfi Bittner gibt es kein Vereinsvermögen, das zur Sanierung verwendet werden könnte.

Vor sechs Jahren hatte Altbausaniererin Elfi Bittner, die zusammen mit ihrem damaligen Lebensgefährten Thomas Bauer zur Miete im Oberdollinger Wasserschloss lebte, die Idee, mit Hilfe eines Fördervereins Geld zu sammeln, um das Wasserschloss zu renovieren. Die Schlossbesitzerin selbst hatte nicht die nötigen Mittel, um das Gebäude zu sanieren. Im September 2005 wurde der Förderverein zur Rettung und Erhaltung des Wasserschlosses beim Registeramt Ingolstadt als eingetragener Verein anerkannt.

Er hätte die Idee schon damals problematisch gefunden, sagt Oberdollings Bürgermeister Josef Lohr: "Ich war von Anfang an der Meinung, wenn so ein Verein gegründet wird, muss auch die Besitzerin ins Boot geholt werden. Es ist schwierig, etwas zu erreichen, wenn einem das Gebäude nicht selbst gehört."

Zunächst schien das Konzept trotzdem zu funktionieren: Drei Jahre lang fanden auf dem Schlossgelände regelmäßig Ausstellungen, Mittelalterfeste, Fackelwanderungen und andere Veranstaltungen statt. Bei den Oberdollingern stieß der Verein jedoch auf wenig Gegenliebe. Immer wieder gab es Streit mit den Anwohnern, die sich über die zahlreichen Aktivitäten beschwerten. Im Jahr 2007 kam es dann zu einer Auseinandersetzung zwischen Elfi Bittner und der Gemeinde. Während der Organisation des dritten Oberdollinger Schlossfests gab es Streit über den genauen Standort der mobilen Toiletten. Nach einigem Tauziehen wurde das Schlossfest nur wenige Tage vor Festbeginn abgesagt. Seitdem haben offiziell keine Veranstaltungen mehr auf dem Schlossgelände stattgefunden.

"In dem Jahr hatten wir die Renovierung des Schlosses mit einem Architekten komplett geplant", erzählt Bittner. Die Fassade sollte neu gemacht werden, alle 62 Fenster ausgetauscht und die Scheune renoviert werden. Sie habe sogar darüber nachgedacht, einen Kredit aufzunehmen, um die Instandsetzung des Schlosses privat zu finanzieren, erzählt die Altbausaniererin. Im Gegenzug verlangte sie jedoch ein lebenslanges Wohnrecht auf dem Schloss, das die Besitzerin ablehnte.

Seit 2007 war es ruhig geworden um den Förderverein. "Die Schlossbesitzerin hat den Verein wohlwollend gesehen, aber am Ende wollte sie keine Veranstaltungen mehr auf dem Gelände", sagt Elfi Bittner. Was genau zwischen ihr und Schlossbesitzerin Freya Pugh vorgefallen ist, lässt sich nur schwer rekonstruieren. Es entbrannte jedenfalls ein Mietstreit, an dem sich beide Parteien die Schuld zuschieben und der sogar vor Gericht verhandelt wurde. Im Sommer vergangenen Jahres zog Bittner schließlich aus.

"Ich wohne jetzt allein auf dem Schloss und das bleibt auch in Zukunft so", sagt Freya Pugh. Renovierungsarbeiten habe es am Schloss nicht gegeben. Auch in Zukunft sieht es nicht so aus, als könnte das Schloss saniert werden. "Es ist ein riesiges Gebäude, das man als Privatmann fast nicht erhalten kann", meint Lohr.

Im November 2009 beschloss die Mitgliederversammlung schließlich, den Förderverein aufzulösen. Der Verein war beim Finanzamt als gemeinnützig eingetragen. Daher muss ein neuer Verwendungszweck des Vereinsvermögens durch die Behörde bewilligt werden. In der Vereinssatzung ist festgelegt, dass das Vermögen nur für Heimatpflege und Denkmalschutz verwendet werden darf.

Laut Elfi Bittner gibt es jedoch kein Vermögen, für das ein neuer Verwendungszweck gefunden werden müsste. "Es gab ungefähr 60 Veranstaltungen, die sich zwar selbst getragen, aber keinen Gewinn erzielt haben." Spenden habe es nur eine gegeben. Einen Kassenbericht oder einen anderen Beleg, der ihre Angaben bestätigt, konnte Bittner der Redaktion in einem vorgegebenen Zeitraum nicht vorlegen.

Auch der mit viel Aufwand betriebene Internetauftritt des Fördervereins existiert inzwischen nicht mehr. Thomas Bauer, der ehemalige Lebensgefährte von Elfi Bittner, hat im Juli 2010 das virtuelle Schlossgästebuch mit folgenden Worten beendet: "Es ist genug. Ich werde dieses Gästebuch nun endlich schließen. Es wird Zeit! Gruß an alle, die es gut meinten."