Ingolstadt
Start frei in der Partyzone

Baggersee für einen Tag wieder fest in den Händen der Triathleten und ihrer begeisterten Zuschauer

16.06.2013 | Stand 03.12.2020, 0:01 Uhr

Großer Bahnhof für die Triathleten: Tausende Schaulustige haben sich am Sonntag rund um den Baggersee von den Leistungen der rund 2200 Aktiven ein Bild gemacht. Oben die Wechselzone zwischen Schwimmen und Radfahren, unten die TV-Cheerleader mit Protagonisten in der Startzone - Fotos: Rössle

Ingolstadt (DK) Ja, wollen die denn alle mitmachen? Rund um den Triathlon schwärmten gestern derart viele gut ausgerüstete Radler, dass dem laienhaften Beobachter die Konturen zwischen Zuschauern und Akteuren schon mal verschwammen. Letztlich war aber klar: Die mit den Startnummern sind die im Wettbewerb.

Als der DK-Chronist die Kampfzone am Baggersee gegen 9.30 Uhr (mit dem stinknormalen Tourenrad und ohne Helm) erreicht, schießt vor der Antoniusschwaige bereits ein Pulk von Bikern aus dem ersten Starterfeld der immer beliebter gewordenen Ingolstädter Vielseitigkeitsprüfung auf der abgesperrten Straße an ihm vorbei. Aber auch abseits auf dem Radweg tummeln sich Pedaltreter, teils in schönstem Dress und sicher keine reinen Sonntagsfahrer, schlängeln sich zwischen jungen Leuten mit Kinderwagen und älteren Herrschaften mit Rucksäcken hindurch: Heute früh ist alles auf den Beinen (oder eben Rädern), was sich für Ausdauersport begeistern kann.

Man strömt in Horden den Uferzonen zu, wo sich Männer (und auch etliche Frauen) quälen wollen – zu Wasser und zu Lande, für eine Urkunde oder gar etwas mehr. Es ist mal wieder Triathlon angesagt in Ingolstadt – diesmal mit rund 2200 Aktiven, so vielen wie nie zuvor.
 

In der Startzone herrscht Partystimmung. Flotte Beats aus den Lautsprechern, die Xtreme-Cheerleader des TV Ingolstadt wackeln mit den Hüften und schwingen ihre Pompons, während die Protagonisten dieses Tages in ihren Neoprenanzügen aus der Ferne wie eine etwas aufgeregte Seehundkolonie wirken. Gleich werden sie sich, die Badekappen und Schwimmbrillen nochmals zurechtgerückt, in die braune Brühe des Baggersees stürzen. Auftakt zu einem Wettkampf, den nicht jeder zu Ende bringen wird.

Am Rande der Startzone läuft Organisator Gerhard Budy im weißen Poloshirt auf und ab – angespannt wegen der vielen kleinen Dinge, die immer noch zu regeln sind, erleichtert, weil er hier am Baggersee nach der Überflutung überhaupt noch Boden sieht. Es war ein Hoffen und Bangen in der vorigen Woche. Jetzt wird alles gut. Es sieht zumindest ganz so aus.

Im Wasser brodelt es vom Wellenschlag hunderter Arme und Beine: Die Schwimmer geben schon auf der ersten Etappe ordentlich Gas; bei den Wendemarken haben sich meistens schon einige deutlich abgesetzt, kraulen einsam und zielstrebig der Wechselzone am Nordufer zu, während hinten beim Start das nächste Feld ins Wasser hechtet.

Der Übergangsbereich vom Wasser zur Radlstrecke ist fürs Publikum der wohl interessanteste Streckenabschnitt: Hier kann erstmals kräftig angefeuert werden, hier schälen sich die Akteure in unterschiedlichsten Techniken noch im Laufen aus ihren Anzügen. Einer hat ohnehin gleich nur eine Badehose angezogen und ist jetzt im Vorteil: Weniger ist eben manchmal mehr.

Edi Schmidt und seine Lebensgefährtin Sabine Reithmeier stehen am Gatter und applaudieren ebenso wie Hunderte andere Triathlon-Bummler immer wieder: „Ich bin zum ersten Mal hier, aber gleich ganz begeistert“, sagt der Wettstettener, der selber sportliche Erfahrungen auf dem Radl hat. „Da möchte man am liebsten gleich aufsteigen und mitmachen“, meint er noch und muss sich dann doch zurücknehmen. Nein, man wird doch lieber gleich wieder weiterziehen, weil in der Stadt noch die Orgelmatinée wartet. Erst Sport, dann Kultur. Auch schön.

In der Startzone hat sich der Trubel gegen 11 Uhr schon gelegt. In einem BRK-Gerätewagen sitzt ein Rotkreuzler und daddelt an seinem Smartphone. Ob schon die ersten Ergebnisse online stehen? Doch die meisten Athleten sind noch auf der Strecke, mühen sich nach der schnellen Radlrunde nun auf Laufschuhen um den Baggersee. Einige sind auch schon wieder im Räuberzivil und diskutieren mit Freunden oder Verwandten, woran es gelegen hat, dass man diesmal schon weit vor dem Ziel aufstecken musste. Pech gehabt.

Ein Helfer karrt Mülltonnen über einen Uferweg, weiter oben an der Straße diskutiert ein Polizist an einer Absperrung mit einem Autofahrer. Rund 500 Männer und Frauen haben daran mitgewirkt, dass alles so reibungslos über die Bühne ging. Alle Achtung!