Stadtgeflüster vom 9. November 2010

08.11.2010 | Stand 03.12.2020, 3:29 Uhr

(reh) Das späte 1:2 gegen Cottbus hat unseren geliebten FC Ingolstadt nun nicht nur seines Trainers Michael Wiesinger beraubt, sondern es bringt den 04-Kickern sogar langsam aber sicher einen einprägsamen Spitznamen ein, der bisher ausschließlich für den ruhmreichen Traditionsklub aus der Noris reserviert war: "Der Club is a Depp", heißt es in Nürnberg stets, wenn sich die Erben Maxl Morlocks wieder mal einen sicher geglaubten Punktgewinn kurz vor dem Abpfiff entreißen lassen. Und so könnte auch bald irgendetwas in der Qualität von "Da FC is a Rindviech" durch den Sportpark klingen, wenn die Schanzer wie gegen Frankfurt den Siegtreffer erst spät kassieren oder sich von den Lausitzern aus Cottbus sogar in allerletzter Sekunde die Pille für eine bittere Last-Minute-Niederlage reinhauen lassen. Und selbstverständlich waren die Männer, die im gestreiften schwarz-roten Trikot ihre Arbeit verrichten, in allen Fällen das bessere Team.

Vier Punkte und der vorletzte Platz 17 scheinen durchaus dramatisch zu klingen: Aber nach diesem Wochenende darf man dem FC Ingolstadt nun getrost zum Klassenerhalt gratulieren. Ja, er ist tatsächlich geschafft. Der FC hat den Abstieg sogar aus eigener Kraft vermieden, indem er jetzt Benno Möhlmann als Übungsleiter für seine Fußballer (in Fachkreisen auch als Minderleister gescholten) verpflichtete.

Denn dieser Möhlmann ist so etwas wie die personifizierte Zweite Liga, er hat sie gewissermaßen erfunden und ist in Jahrzehnten der Trainertätigkeit noch nie aus dem Unterhaus des deutschen Fußballs abgestiegen. Er hat die Zweitklassigkeit sogar so lieb gewonnen, dass er Arminia Bielefeld im Jahr 2003 aus der Bundesliga nach unten führte und die SpVgg Greuther Fürth, wo Möhlmann gleich drei Mal und insgesamt über acht Jahre arbeitete, trotz mehrfach bester Chancen nie den Sprung nach oben schaffen ließ.

Das gestaltete sich derart kurios, dass die Kleeblätter, wie sie genannt werden, am Saisonende immer wieder auf dem identischen Tabellenplatz landeten. Das fiel sogar den Nachbarn aus dem nahen Nürnberg auf, die entsprechend gehässig singen: "Lieber Fünfter, als Fürther."

Auch hierfür gibt es übrigens eine Ingolstädter Version für die laufende Zweitligasaison – und die nächste, und die nächste: "Lieber auf Platz fünfzehn, als insolvent."